Will man die neuesten Signale aus dem Bundeskartellamt bei der Ad Alliance in Köln positiv deuten, dann lässt sich immerhin sagen: Eine unendlich scheinende Hängepartie findet endlich ihr Ende. Allerdings wohl nicht so, wie man sich das bei den Verantwortlichen des RTL-Vermarkters wie auch im Gesellschafterkreis von RTLzwei gewünscht hatte. Nach Informationen von DWDL.de werden die Wettbewerbshüter die beabsichtigte Übernahme der Vermarktung von RTLzwei durch die Ad Alliance wohl nicht in der geplanten Form genehmigen.

Entsprechende Pläne hatte die Geschäftsführung von RTLzwei in Absprache mit den Gesellschaftern schon Ende Juni 2023 beim Bundeskartellamt zur Genehmigung eingereicht, im Juli 2023 wurde dann auch die Belegschaft des RTLzwei-Vermarkters El Cartel informiert. Damit hätte eine seit 2004 andauernde Ära beendet werden sollen: Damals hatte RTLzwei unter der Führung von Josef Andorfer beschlossen, die Vermarktung lieber in die eigene Hand zu nehmen und sich von der damaligen IP Deutschland zu trennen.

Doch nach Einreichung der Pläne beim Kartellamt im Sommer 2023 passierte so lange nichts, dass man im November vergangenen Jahres einräumen musste, dass der angestrebte Wechsel zu Anfang 2024 nicht mehr umsetzbar sei, das Vorhaben wurde um ein Jahr vertagt. Doch auch ein Jahr später hieß es bei RTLzwei lediglich: "Wir warten unverändert auf die Entscheidung des Bundeskartellamts." Eine Verschiebung um ein weiteres Jahr hatte man diesmal nicht vorgenommen, wohl auch, weil man noch auf einen Last-Minute-Entscheid spekulierte. Der dürfte in diesen Tagen nun kommen, aber eben nach DWDL.de-Informationen nicht wie von den Unternehmen erhofft.

Von RTLzwei und der Ad Alliance heißt es auf Anfrage von DWDL.de fast wortgleich: "Wir erwarten im Laufe dieser Woche ein Schreiben vom Bundeskartellamt. Bis dahin bitten wir um Ihr Verständnis, dass wir noch keine Stellungnahme abgeben möchten." Das Kartellamt wiederum ließ am Montagnachmittag mitteilen, dass das "Verfahren - Stand heute - noch nicht formell abgeschlossen ist", sodass man sich hierzu noch nicht äußern könne.

Damit herrscht noch Unklarheit darüber, wie die Entscheidung genau begründet wird. Entscheidend dürfte wohl sein, wie weit man den Bewegtbild-Werbemarkt fasst. Blickt man nur aufs Fernsehen, dann herrscht unter den Vermarktern nach wie vor ein starkes Duopol zwischen der Ad Alliance auf der einen und Seven.One Media auf der anderen Seite, während die übrigen Vermarkter deutlich kleiner sind. Angesichts der immer stärker werdenden Konkurrenz durch YouTube, Instagram, TikTok & Co. und auch dem Einstieg fast aller Streaming-Dienste in den Markt der Werbefinanzierung, stellt sich aber die Frage, ob diese Definition so noch zeitgemäß ist.

Doch wie auch immer die Entscheidung begründet wird: Mit der bevorstehenden Untersagung wäre nun zumindest klar, dass man sich bei El Cartel in Grünwald wieder voll und ganz auf die Vermarktung von RTLzwei konzentrieren kann, ohne dass das Damoklesschwert der Auflösung des Unternehmens über der Belegschaft schwebt. Es ist aber auch klar, dass mögliche Konsolidierungsschritte auf dem deutschen TV-Markt angesichts immer stärkerer internationaler Konkurrenz weiterhin schwierig bleiben.