Während der Tarifkonflikt beim SWR schon seit einigen Wochen beendet ist, stehen die Zeichen beim WDR in diesen Tagen einmal mehr auf Konfrontation. Bereits seit Donnerstag läuft dort ein fünftägiger Streik, zu dem die Gewerkschaften DJV, ver.di und Unisono aufgerufen haben - gestreikt werden soll demnach bis Dienstag um 2 Uhr morgens. Davon betroffen ist auch das Programm: So entfallen etwa die regionalen Hörfunknachrichten bei WDR 2 und WDR 4 und "Lokalzeit"-Ausgaben mussten zusammengelegt werden.
Und erstmals stand auch ein echter TV-Klassiker auf der Kippe: Die in Köln vom WDR produzierte "Sportschau". Diese wird nach DWDL.de-Informationen am Samstag zwar ausgestrahlt werden können, allerdings musste der WDR bei der privaten Konkurrenz in Deutz um Hilfe bitten. Mit Erfolg: Kurzerhand wird die Produktion der Bundesliga-"Sportschau" an diesem Wochenende zu RTL Deutschland verlegt. Wie DWDL.de erfahren hat, soll die "Sportschau" aus dem Studio 5 kommen, aus dem der Privatsender für gewöhnlich seine NFL-Übertragungen sendet. Im Sommer hatten RTL und die Deutsche Telekom hier zudem ihr gemeinsames Studio für die EM-Berichterstattung eingerichtet.
Auf DWDL.de-Nachfrage bestätigte eine WDR-Sprecherin am Nachmittag die Pläne. "Um den Ablauf und das Senden der 'Sportschau' trotz des Streiks wie gewohnt sicherstellen zu können, hat der WDR die Produktion vorsorglich in ein Studio von RTL verlegt." Dabei mache man sich die vorhandene Leitungsinfrastruktur zunutze. Inhalte Auswirkungen auf die Sendung werde der Standortwechsel von der Kölner Innenstadt auf die andere Rheinseite nicht haben. "Das Studio wird eine normale 'Sportschau'-Anmutung haben", heißt es. "Grundsätzlich tun die Kolleginnen und Kollegen, die nicht streiken, alles dafür, um gutes Programm im TV, Online und im Hörfunk herzustellen - mit möglichst wenig wahrnehmbaren Auswirkungen des Streiks für das Publikum."
Welche Mehrkosten durch den kurzfristigen "Sportschau"-Umzug zu RTL entstehen, ließ der WDR aber offen. Für die "Sportschau" am Sonntag gibt es indes eine andere Lösung: Diese werde ebenso wie die Bundesliga-Berichterstattung über den SWR abgewickelt.
Weiter Uneinigkeit im Tarifkonflikt
Der Tarifkonflikt im WDR dauert schon seit Monaten an. "Mit dem aktuellen Angebot einer Gehaltserhöhung von insgesamt sechs Prozent für 25 Monate und einer Einmalzahlung von bis zu 3.000 Eur oin diesem Jahr und bis zu 1.000 Euro im nächsten Jahr - berechnet auf Vollzeitbasis, anteilig bei Teilzeit-Beschäftigten - geht der WDR an die Grenzen des finanziell Machbaren", erklärte der Sender gegenüber DWDL.de. "Das Angebot orientiert sich an Abschlüssen, die auch in anderen Landesrundfunkanstalten erzielt wurden." Die Gewerkschaften seien dazu jedoch nicht gesprächsbereit. "Sie beharren weiterhin darauf, dass der WDR seinen alten Honorarahmen wieder in Kraft setzt."
Man sei "weiterhin zu einem schellen Tarifabschluss bereit und bietet dafür gute Lösungsvorschläge", heißt es aus Köln. Und weiter: "Der WDR appelliert an die Gewerkschaft, die Blockade der Verhandlungen zu lösen, um im Sinne aller Mitarbeitenden zu einer guten Lösung zu kommen." Der ver.di-Gewerkschaftssekretär Sergio Perder hatte die Kritik gegenüber der "Kölnischen Rundschau" jüngst zurückgewiesen: "Wir wollen einen Tarifabschluss für alle WDR-Mitarbeiter erreichen, festangestellte und freie. Der WDR versucht jedoch, Feste und Freie gegeneinander auszuspielen, die Belegschaft zu spalten und auf dem Rücken der freien Mitarbeiter zu sparen."
Eine echte Lösung scheint aktuell also nicht in Sicht zu sein. Immerhin sorgt der Konflikt an diesem Wochenende für einen ungewöhnlichen Schulterschluss - eine "Sportschau" aus dem Sendezentrum von RTL stellt jedenfalls gewiss ein echtes Novum dar.