Dass die Bundestagswahl durch den Ampel-Bruch ein halbes Jahr früher als geplant stattfindet, lässt auch die Zeit für die Umsetzung von kreativen Formaten abseits der klassischen Talks und Duelle im Vorfeld diesmal knapp werden. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen - so wie etwa ProSieben-Chef Hannes Hiller in einem Interview mit dem Magazin "edition:schwaben". Dort schwärmt er ganz generell gefragt nach internaitonalen Formaten, die er gerne auf ProSieben sehen würde, von "The Political Assembly".
Das Format feierte in diesem Jahr im Vorfeld der Europa-Wahl in Belgien auf dem Sender VTM Premiere, wurde von der Produktionsfirma Bargoens produziert und war dort ein großer Erfolg. "Variety" schreibt, es sei das Richtige für "Fans von 'Die Verräter' und TV-Wahldebatten". Die Macher schafften es, sieben Spitzenpolitiker inklusive des Ministerpräsidenten dafür zu gewinnen, ein gemeinsames Wochenende in einem Schloss zu verbringen und sich dabei von Kameras begleiten zu lassen. Dort gab es Gruppen-Diskussionen, es wurde gemeinsam gekocht, sich ausgetauscht und es gab auch 1:1-Duelle.
Hiller: "Das war eine superspannende Sendung. Ich befürchte, dass es das Format in Deutschland in der Form nicht geben wird. Obwohl das für die Wählerinnen und Wähler sehr interessant und aufschlussreich wäre." Trotzdem plant auch ProSieben Formate zur Wahl. Man wolle gemeinsam mit Linda Zervakis, Jenke von Wilmsdorff und Thilo Mischke diesbezüglich in die Planung gehen.
Auch zu Elton, von dem man sich im Laufe dieses Jahres getrennt hatte, nachdem der zuvor immer stärker bei RTL in Erscheinung getreten war, äußerte sich Hiller nochmal: "Wir sprachen vorhin von einem Vertrauensverhältnis, und das ist mir wichtig bei all unseren Moderatorinnen und Moderatoren. Sie sind Teil der ProSieben-Family und das Sprachrohr des Senders zu unseren Zuschauern. Diese Verbundenheit soll das Publikum spüren. Am Ende muss jeder für sich entscheiden, wo sein Herz schlägt – mit allen Konsequenzen." Gelassen bleibt er bezüglich der Konkurrenz durch Raab und verweist darauf, dass es dank Sebastian Pufpaff "schon lange gelungen [ist], die ProSieben-Markenwelt 'TV Total' ins Heute zu transferieren und neu zu beleben." "TV Total" selbst liefere konsequent Woche für Woche ab, "völlig unbeeindruckt von rheinischen Störversuchen".
Bezüglich der Kriterien, nach denen Erfolg heute bei ProSieben beurteilt wird, führt Hiller aus: "Egal, auf welcher Ausspielplattform wir unsere Sendungen anbieten, am Ende sind es immer drei Dinge, die für uns entscheidend sind: einerseits die Gesamtreichweite, andererseits der Gewinn und drittens das Image. Zwei von diesen drei Aspekten sollte ich schon im Paket haben. Also wenn ein Format nicht so stark läuft, aber dafür gut von den Werbepartnern gebucht ist und ich Geld damit verdiene und es dann auch noch auf mein Senderimage einzahlt, funktioniert es. Wenn es aufs Image einzahlt und gut läuft, aber wir noch nicht so viel Geld damit verdienen, funktioniert es auch noch. Sobald es aber nicht mehr zwei dieser drei Faktoren sind, wird es schwer."