Das Grimme-Institut stellt sich an seiner Spitze personell neu auf: Wie das Institut am Donnerstag angekündigt hat, wird Çiğdem Uzunoğlu die Geschicke des Unternehmens ab dem 1. Januar 2025 leiten. Sie folgt damit auf Peter Wenzel, der seit April interimistisch als Direktor des Instituts fungierte, nachdem Frauke Gerlachs Vertrag ausgelaufen war und sie sich nicht für eine weitere Amtszeit bewarb. Gerlachs Abschied fiel in eine schwierige Zeit: Grimme galt und gilt nach wie vor als finanziell angeschlagen, dafür machten Teile der Gesellschafter auch die damalige Direktorin verantwortlich.
Nicht zuletzt wegen der schwierigen finanziellen Situation ist die Wahl jetzt auf Çiğdem Uzunoğlu gefallen. Heike Richter, Vorsitzende der Gesellschafterversammlung und Leiterin der Volkshochschule Leipzig, erklärt: "Çiğdem Uzunoğlu ist eine ausgewiesene Netzwerkerin und sie verfügt über langjährige Erfahrung in der Drittmittelakquise für die Kultur- und Medienarbeit. Sie wird im Mediendiskurs neue und eigene Akzente setzen können – gerade auch mit Blick auf Fragen der Digitalisierung."
Çiğdem Uzunoğlu war bis Mai 2024 mehr als sechs Jahre lang Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Spielekultur. Dort gelang es ihr, durch die Akquise von Drittmitteln das Budget der Stiftung zu vervierfachen und das Team von vier Beschäftigten auf 17 auszubauen. Sie ist außerdem studierte Politikwissenschaftlerin und zertifizierte systemische und Master-Business-Coachin - bei Grimme ist sie erst die zweite Frau an der Spitze.
Jörg Schönenborn, Vorsitzender des Aufsichtsrats und Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung des Westdeutschen Rundfunks, ergänzt: "Im wirtschaftlich herausfordernden vergangenen Jahr hat Grimme gezeigt, was es kann und wie unverzichtbar sein Beitrag ist als Orientierung für Medienschaffende und für das Publikum. Çiğdem Uzunoğlu kann auf dieses Fundament bauen. Als Aufsichtsrat wünschen wir hierfür viel Glück!"
Und Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien und Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, sagt: "Es freut mich sehr, dass wir mit Çiğdem Uzunoğlu eine umfassend qualifizierte Geschäftsführung gewinnen konnten. Sie ist erfahren und innovativ zugleich, bringt ein modernes Führungsverständnis sowie umfangreiche Vorkenntnisse im Aufbau- und Veränderungsmanagement mit. Ich verbinde das Willkommen an Frau Uzunoğlu mit einem ausdrücklichen Dank an Peter Wenzel. Er hat als Interim-Geschäftsführer wichtige Grundlagen für die weitere Konsolidierung gelegt. Wir haben unsere Kräfte konzentriert, damit Grimme sich fokussieren kann. Wir brauchen diesen Leuchtturm für Qualität medialer Angebote zur Orientierung angesichts von Angebotsinflation, Informationsflut und Desinformation." Peter Wenzel kehrt nun zurück in die Gesellschafterversammlung, der er – für die Stadt Marl – als Mitglied angehört.
Das Grimme-Institut hat sich in diesem Jahr zwangsweise stark gewandelt. So war lange unklar, ob man 2024 einen Grimme-Online-Award durchführen kann - letztlich gelang es. Gleichzeitig verabschiedete sich das Institut von den Bereichen Medienbildung und Medienforschung, wobei die Medienbildung in die Arbeit der Grimme-Akademie integriert wurde, die hier auch schon zuvor aktiv war.
Am Grimme-Institut sind mit jeweils 10 Prozent die Stadt Marl, das ZDF, der WDR, die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und die Film und Medien Stiftung NRW beteiligt. Der Deutscher Volkshochschul-Verband (DVV) hält mit 40 Prozent die meisten Anteile. Das meiste Geld gibt aber das Land NRW, das mit 10 Prozent beteiligt ist.