Vor fast vier Jahren ist der Verein Klima vor acht gegründet worden. Ziel war und ist es, ein regelmäßiges, kurzes Format rund um die Klimakrise ins Programm der Öffentlich-Rechtlichen zu bringen - vorzugsweise ins Vorabendprogramm des Ersten, wo es ja bereits heute diverse "vor acht"-Sendungen gibt. Während man im ersten Jahr noch viele Schlagzeilen produzierte, mit der ARD sprach und auch ein bis heute laufendes Klima-Format bei RTL initiierte, ist es um den Verein in den zurückliegenden Monaten ziemlich ruhig gewesen. 

Doch jetzt will man das Ziel eines regelmäßigen Klima-Formats bei den Öffentlich-Rechtlichen wieder verstärkt in den Fokus rücken - dazu greift man auch zu neuen Mitteln. Weil gutes Zureden bislang nicht geholfen hat, geht der Verein die Sache nun äußerst pragmatisch an: So will man einen Werbeplatz am Vorabend des Ersten kaufen, um dort einmalig eine entsprechende "Klima vor acht"-Sendung auszustrahlen. Diese Sendung muss erst noch produziert werden, soll aber in jedem Fall von Nina Eichinger moderiert werden. 

Friederike Mayer © Klima vor acht Friederike Mayer
Das ganze soll Werbung für das eigentliche Ziel sein: Ein tägliches Klima-Format. Friederike Mayer, Vorsitzende des Vereins Klima vor acht, nennt am Montagvormittag bei einer Pressekonferenz ein solches, regelmäßiges Format eine "Minimalforderung für eine insgesamt adäquate Klima-Berichterstattung". 

Um nun erst einmal einen Werbeplatz zu kaufen, ist man ab sofort auf der Suche nach Unternehmen, die das ganze Projekt sponsern wollen. Eine entsprechende Kampagne inklusive Werbevideo ist am Montag gestartet. Als Ziel hat man sich die Summe von 250.000 Euro gesetzt, bereits zum Start hat Klima vor acht davon zehn Prozent durch zwei Sponsoren zusammen. Die EWS Schönau eG und Oatly Deutschland GmbH unterstützen das Projekt. Auf der Kampagnen-Webseite ist der aktuelle Spendenstand einsehbar. Potenziellen Unterstützern bietet man verschiedene Pakete an. Wenn Unternehmen etwa dazu bereit sind, 50.000 Euro zu zahlen, wird ihr Name im Vorspann der Sendung gezeigt bzw. von Eichinger erwähnt.
 

 "Das Nichthandeln der Öffentlich-Rechtlichen in der Klimakrise ist das direkte Versagen des oberen Managements und der Programmentscheider."
Friederike Mayer, Vorsitzende des Vereins Klima vor acht


Sollte man das Geld zusammenbekommen, wolle man eine entsprechende Folge produzieren - unabhängig von den Sponsoren, heißt es vom Verein. Gleichzeitig schließt Klima vor acht aus, dass man Geld von Konzernen wie Shell oder RWE annimmt. Alle Unternehmen, die Sponsoren werden wollen, sollen nach Angaben von Klima vor acht einem Screening unterzogen werden, um Greenwashing dieser Unternehmen zu verhindern. 

Auf der Pressekonferenz am Montag ging Friederike Mayer von Klima vor acht mit den Führungsetagen der Öffentlich-Rechtlichen hart ins Gericht. Sie sagte: "Das Nichthandeln der Öffentlich-Rechtlichen in der Klimakrise ist das direkte Versagen des oberen Managements und der Programmentscheider. Wir wissen von vielen Journalistinnen und Journalisten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass sie gerne mehr und anders zur Klimakrise berichten wollen würden." Eine Sendung wie "Klima vor acht" wäre ein deutliches Zeichen, "dass die Klimakrise endlich ernst genommen wird". 

250.000 Euro für einmalige Sendung

Die vergleichsweise hohe Summe in Höhe von 250.000 wird deshalb nötig sein, weil man keinen klassischen Werbeplatz von 30 Sekunden belegen will. Stattdessen will man tatsächlich eine mehrminütige Sendung zeigen. Wie teuer der Sendeplatz genau werde, wisse man aber erst, wenn klar sei, wie lang die Sendung sei und zu welcher Jahreszeit und zu welcher exakten Uhrzeit man buche, so der Verein am Montag. In der ARD bzw. bei ARD Media weiß man jedenfalls noch nichts von dem Projekt, wie Friederike Mayer auf DWDL.de-Nachfrage bestätigt. Gespräche hat es im Vorfeld der nun gestarteten Kampagne jedenfalls keine gegeben. "Wir sind zuversichtlich, dass es klappt", sagt Mayer, die erklärt, man wolle der ARD mit der Aktion auch zeigen, dass es Unternehmen gebe, die sich ein solches Format wünschen und die darin ein attraktives Werbeumfeld sehen. 

Zur Unterstützung präsentierte der Verein Klima vor acht am Montag bei einer Pressekonferenz auch zwei Wissenschaftler, die die eigenen Ambitionen unterstreichen sollten. Prof. Dr. Michael Brüggemann, Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Klima- und Wissenschaftskommunikation an der Universität Hamburg, erklärte: "Ereignisse, die die Dringlichkeit von Klimaschutz und Anpassung verdeutlichen, werden Jahr für Jahr häufiger. Die journalistische Berichterstattung spiegelt die Dringlichkeit und Relevanz des Themas aber nicht wider." Und Prof. Dr. Markus Huff, Professor für Angewandte Kognitionspsychologie an der Universität Tübingen, sagte: "Konstruktive Kurzformate wie ‚Klima vor acht‘ bieten die Möglichkeit, komplexe Themen auf den Punkt zu bringen und die Zuschauer:innen emotional und kognitiv zu erreichen." 

Der Werbefilm der Kampagne:

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