Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums kündigte in einem live im Internet übertragenen Briefing an, dass ARD-Hörfunk-Korrespondent Frank Aischmann sowie der als technischer Mitarbeiter fürs ARD-Studio Moskau tätige Sven Feller das Land verlassen müssen. Es handle sich um eine Vergeltungsmaßnahme dafür, dass deutsche Behörden ein "Arbeits- und Aufenthaltsverbot" für Korrespondenten des russischen Ersten Kanals verhängt hätten.
Vom Auswärtigen Amt heißt es hingegen, die Bundesregierung habe weder die Schließung des Senders noch eine Ausweisung zweier Mitarbeiter des russischen Kanals verfügt. Womöglich handelt es sich um ein Problem mit den Aufenthaltstiteln der Betroffenen, was in die Zuständigkeit von Landesbehörden fiele.
Wie der staatliche Erste Kanal zuvor berichtet hatte, seien dessen Korrespondent Iwan Blagoj sowie der Kameramann Dmitri Wolkow aufgefordert worden, das Land bis Mitte Dezember zu verlassen. Bislang ist unklar, wer genau diesen Beschluss auf welcher Grundlage gefasst haben soll, Korrespondent Blagoj sagt laut "Spiegel" in einem TV-Beitrag, die Ausweisung sei mit "nationalen Sicherheitsinteressen" begründet worden.
Der WDR, der innerhalb der ARD für die Berichterstattung aus Russland zuständig ist, bestätigte unterdessen den Entzug der Akkreditierung für die beiden ARD-Mitarbeiter. WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn, der ab Januar zudem ARD-Auslandskoordinator wird, sagt: "Das ist ein drastischer Schritt. Damit wird unsere Möglichkeit, aus Moskau zu berichten erneut eingeschränkt. Seit bald drei Jahren haben wir es mit Einschüchterungen und Einschränkungen unserer Berichterstattung aus Moskau zu tun. Wir zollen Ina Ruck, Frank Aischmann und dem gesamten Team unseren Respekt. Die Kolleginnen und Kollegen halten unter schwierigsten Bedingungen die Berichterstattung aufrecht."
Man prüfe nun, wie die Arbeit am Standort Moskau fortgesetzt werden könne. "Durch unsere Korrespondenten und Teams in Russland bringen wir die wichtige Perspektive aus der Lebenswirklichkeit der Menschen in Russland in die ARD Berichterstattung ein. Das hat für den WDR einen hohen Stellenwert", sagt WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni.
Ende 2022 hatte die EU Sanktionen unter anderem gegen den russischen Ersten Kanal erlassen. Seither darf das Programm in der Europäischen Union nicht mehr verbreitet werden, die Website ist von der EU aus blockiert. Die EU wirft Russland vor, über den Sender Propaganda und Desinformation zu verbreiten. Die Mitarbeiter durften aber weiterhin in der EU tätig bleiben. Westliche Journalisten können wiederum seit Kriegsbeginn nur noch eingeschränkt aus Russland berichten.
Der DJV forderte von der Bundesregierung als Antwort auf die Ausweisung nun diplomatische Schritte gegen Russland. Außenministerin Baerbock solle den russischen Botschafter einbestellen und auf eine Rücknahme pochen. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster sagt: "Ich bin fassungslos. Frank Aischmann und sein Kollege haben sich nichts zuschulden kommen lassen, sondern kritisch, unabhängig und fair über Russland und die Politik des Kreml berichtet. Der Rausschmiss ist pure Schikane." Er rate ihnen aber trotzdem zur schnellstmöglichen Ausreise, um den Behörden keinen Vorwand für eine Verhaftung zu liefern.