Während sich die anderen Sendern mit konkreten Planungen, wie sie im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl berichten wollen, noch bedeckt hielten, preschte RTL in der vergangenen Woche vor. So stellt man sich unter dem Titel "TV Duell XXL" einen Abend mit gleich drei Duellen vor - jeweils zusammengesetzt aus zwei Spitzenkandidaten von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, AfD und BSW.

Es fällt also auf: Während das BSW als neu gegründete und damit bislang nicht im Bundestag vertretene Partei einen Platz erhalten soll, wurde die Linkspartei bislang nicht berücksichtigt. Das sorgt dort für ziemliche Empörung, wie die "Süddeutsche" berichtet. Die "SZ" zitiert aus einem Brief von Linken-Bundesgeschäftsführer Janis Ehling an RTL: "So eine Entscheidung wäre nicht nur inhaltlich fragwürdig, sondern widerspricht den journalistischen Grundsätzen der politischen Fairness, Transparenz und Vielfalt." In einem Statement gegenüber der "SZ" wittert Ehling gar den Versuch, "eine vereinheitlichte Meinung der Anwesenden herzustellen", indem man "die einzige Partei aus dem linken Spektrum von der Diskussion ausschließt."

Eine RTL-Sprecherin erklärte zur Einladungspraxis: "Wir laden zu unseren TV-Duellen die Kanzlerkandidaten und Spitzenkandidaten der Parteien ein, die derzeit anhand der Umfragewerte eine realistische Chance auf den Einzug in den neuen Bundestag beziehungsweise eine Regierungsbeteiligung haben." Tatsächlich stand die Linke zum Zeitpunkt der Einladung um die drei Prozent, während das BSW bei etwa 7 Prozent rangierte. Die FDP liegt zwar ebenfalls schon lange unter der 5-Prozent-Hürde, war aber zumindest bis kurz zuvor noch an der Regierung beteiligt.

Es gibt nur einen Haken an der Sache: Wenn man sich die von RTL und ntv selbst in Auftrag gegebene Forsa-Wahlumfrage in der aktuellsten Ausgabe ansieht, dann liegen inzwischen dort FDP, BSW und die Linke gleichauf - und zwar bei jeweils nur 4 Prozent und somit aktuell unterhalb der 5-Prozent-Hürde, aber allesamt auch mit Chancen darauf, diese Hürde noch zu überspringen. Bleibt es dabei, müsste man wohl bei RTL anhand der selbst gewählten Maßstäbe noch einmal überdenken, wie die Zusammensetzung genau aussehen wird.

Darauf will man sich bei der Linkspartei aber nicht verlassen. Die "SZ" zitiert Ehling mit den Worten: "Wir bedauern die Entscheidung des Senders und sehen uns nun gezwungen ein Einklagen per Gericht zu prüfen. Denn nach dem Medienstaatsvertrag haben politische Kräfte wie die Linke das Recht, in den Vollprogrammen angemessen Gehör zu finden."

Seitens ProSiebenSat.1 hieß es parallel zur Ankündigung von RTL übrigens: "ProSiebenSat.1 hat die großen Parteien schon im frühen Herbst zu neuen Duell-Konstellationen eingeladen.  Diese Einladung an CDU/CSU, SPD, Bündnis90/Die Grünen und die AfD haben wir in den vergangenen Tagen erneuert." Auch hier ist von der Linkspartei keine Rede - konsequenterweise allerdings von FDP und BSW ebenfalls nicht. Hier lässt sich also schon leichter über die aktuellen Umfragewerte argumentieren.