Eigentlich wollte Media For Europe, größter Aktionär von ProSiebenSat.1, das Management in Unterföhring schon im Frühjahr mit einem Antrag auf der Hauptversammlung zu einer Aufspaltung des Unternehmens zwingen. Denn MFE drängt ebenso wie der zweite Großaktionär PPF schon seit längerem darauf, dass sich ProSiebenSat.1 wieder voll auf sein Kerngeschäft konzentriert und sich von allen anderen Beteiligungen möglichst umgehend trennt.
Dabei sind sich beim Ziel - der Fokussierung aufs Kerngeschäft - eigentlich alle einig, die Frage ist nur, wie und in welcher Geschwindigkeit man es erreichen will - denn bei ProSiebenSat.1 verweist man darauf, dass man fortlaufend die Trennung von Beteiligungen prüfe, im Interesse aller Aktionäre aber darauf achten müsse, in einem günstigen Moment einen möglichst hohen Verkaufspreis zu erzielen. MFE und PPF kann es hingegen gar nicht schnell genug gehen.
Eine Erholung auf dem Werbemarkt hatte ProSiebenSat.1 zuletzt etwas Zeit erkauft - doch nachdem sich die Zahlen im 3. Quartal wieder deutlich eingetrübt haben, erhöhen MFE und PPF nun den Druck abermals. Marco Giordani, CFO von MFE, kommentierte die heute veröffentlichten Geschäftszahlen so: "Die aktuelle wirtschaftliche Situation des Werbemarktes in Deutschland erhöht die Notwendigkeit zu handeln. Zum Wohle aller Aktionäre ist es für ProSieben wichtig, den Wachstumskurs im Unterhaltungsgeschäft wieder aufzunehmen, nicht zum Kerngeschäft gehörende Vermögenswerte zu veräußern und die Verschuldung zu reduzieren."
Giordani weiter: "Wir fordern daher den Aufsichtsrat und den Vorstand auf, schneller zu handeln und den Wandel und die Effizienzmaßnahmen auch durch radikale Entscheidungen zu beschleunigen, ohne weitere Verzögerungen. Als langfristiger industrieller Aktionär bekräftigt die MFE ihre Unterstützung für das Unternehmen in seinen Bemühungen; MFE hat jedoch auch die Pflicht, seine Investition zu schützen."
Vor wenigen Tagen wurde PPF-Chef Jiří Šmejc bereits in einem Reuters-Interview deutlich: "Um es einfach auszudrücken: Wir haben nicht das Gefühl, dass das Management seine Arbeit gut genug macht. Wenn ich es mit unseren Unternehmen vergleiche, ist das Gefühl der Dringlichkeit, das wir verspüren, wenn wir versuchen, einen negativen Trend umzukehren, völlig anders als das, was wir vom Management sehen." Er glaube, dass entweder das Management das Tempo der Umstrukturierung erhöhen müsse - oder dass andernfalls die Aktionäre handeln müssten.
Es ist eine unverhohlene Drohung in Richtung des Managements um Bert Habets. Und spätestens seit der letzten Hauptversammlung weiß man in Unterföhring, dass damit nicht zu spaßen ist: Mit Ausnahme des Abspaltungs-Antrags brachten MFE und PPF damals all ihre Anträge durch, sicherten sich mehr Aufsichtsratsplätze und erheblich mehr Einfluss. Zuletzt hatte MFE obendrein seine Anteile an ProSiebenSat.1 sogar noch einmal aufgestockt und hält nun 29,99 Prozent des Kapitals. Damit liegt MFE nun genau unter der Schwelle von 30 Prozent, ab der allen anderen Aktionärinnen und Aktionären ein Übernahme-Angebot unterbreitet werden müsste. Das allerdings käme wohl erst dann in Frage, wenn ProSiebenSat.1 sich von all den Aktivitäten getrennt hat, die nicht zum Kerngeschäft gehören.