"Ich hätte mir gewünscht, dass die Anstalten selbst die notwendigen Reformen eingeleitet hätten, aber da kam zu wenig" - so sagte es beispielsweise Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erst vorletzte Woche wieder in einem Interview mit der "FAZ". Es sind Äußerungen wie diese, die der Selbstwahrnehmung innerhalb der ARD offenbar völlig zuwiderlaufen - denn tatsächlich hat man dort in den vergangenen beiden Jahren ja bereits viele Reformen angestoßen und teils auch umgesetzt, die in Teilen ähnlich klingen wie das, was die Politik den Sendern nun ohnehin nochmal verordnet.
In einem Interview mit der "Rheinpfalz" hielt der noch bis Ende des Jahres als ARD-Vorsitzender amtierende SWR-Intendant Kai Gniffke nun den Kritikern nochmal mit Blick aufs eigene Personal entgegen: "Wir haben schon viel bewegt, die Leute sind echt unter Dampf. Umso mehr enttäuscht es mich, wenn ich höre oder lese, dass die Reformagenda, die wir aus uns heraus angestoßen haben, nicht geschätzt, mitunter gar nicht wahrgenommen wird. Das ist wenig motivierend für die Menschen, denen wir echt viel zumuten in unseren Häusern."
Er räumt zugleich ein, dass es "Veränderungsdruck" gebraucht habe. Nach der Krise 2022 - gemeint sind vor allem die Vorgänge um die damalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger - habe man vieles bereits geändert. "Genau deshalb schmerzt es, wenn unsere Anstrengungen nicht gesehen werden. Es gibt einen Kampfgeist in der ARD: Wir wollen unserem Publikum beweisen, dass wir ihr Vertrauen verdienen."
Vor weiteren Veränderungen steht unterdessen der SWR auch schon deswegen, weil auch ein neuer SWR-Staatsvertrag vor der Tür steht, für den derzeit die Online-Anhörung läuft. Er sieht beispielsweise die Einführung eines Direktoriums vor, von Landessender-Direktionen ist hingegen keine Rede mehr. Man werde trotzdem keinen Standort und kein Regionalstudio aufgeben. "Das sind unsere Augen und Ohren in den Regionen. Das ist unsere DNA. Wir bleiben in der Fläche", so Gniffke. "Der Entwurf skizziert tatsächlich eine Zukunft ohne reinrassige Landessender-Direktionen. Wir wollen den Standorten Mainz und Stuttgart jeweils übergeordnete Aufgaben geben. Das fände ich einen großen Schritt."