Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Schweiz steht mal wieder vor einer unsicheren Zukunft. Die SRG muss sich demnächst einer neuen Volksabstimmung stellen. Die Rechtspopulisten der SVP wollen die Rundfunkgebühren von aktuell 335 Franken jährlich auf 200 Franken kürzen. Das Parlament wird sich 2025 mit der Initiative befassen, die Abstimmung ist für 2026 geplant. In der Folge wird 2027 die neue Konzession der SRG verhandelt und 2028 beschlossen. 

Susanne Wille © SRG/Severin Nowacki Susanne Wille
Vor allem deshalb kündigte SRG-Generaldirektor Gilles Marchand seinen Abgang an, er wäre eigentlich noch bis 2027 gewählt gewesen. Mit einem vorgelagerten Wahlkampf um seinen Posten wäre das alles andere als ideal gewesen in einer Zeit, die für die SRG wichtig ist. Daher hat der Verwaltungsrat schon vor Monaten bestimmt, dass Susanne Wille den Konzern durch die kommenden Jahre führen wird. 

Wille ist nun seit dem 1. November im Amt - und es macht nicht den Eindruck, als wolle sie Zeit verlieren. Bereits kurz nach ihrem Antritt als Generaldirektorin hat sie jetzt eine unternehmensweite Transformation angekündigt, die unter dem Titel "Enavant SRG SSR" läuft. "Enavant" bedeutet auf Rätoromanisch "nach vorne", "weiter". Der nun eingeleitete  Strategie- und Organisationsentwicklungsprozess werde in Bezug auf Vorgehen, Tiefe, Komplexität und Zeitplan neu sein für die SRG, heißt es vom Unternehmen. 

Tiefergehende Veränderungen werden auch deshalb nötig, weil eine weitere Senkung der Rundfunkgebühren längst beschlossen ist. Im Sommer hatte der Bundesrat beschlossen, dass die Gebühren bis 2029 schrittweise auf 300 Franken jährlich gesenkt werden. Ab 2027 zunächst von jetzt 335 auf dann 312 - und zwei Jahre später dann eben auf 300 Franken. 

Wegen dieser bevorstehenden Senkung, aber auch "deutlich rückläufigen Werbeeinnahmen" und steigenden Preisen müsse man bis 2029 insgesamt rund 270 Millionen Franken einsparen, heißt es von der SRG, die von einer Budgetreduktion um 17 Prozent spricht. Bei der Umsetzung der Einsparungen will man nicht ausschließlich gesondert auf die verschiedenen Unternehmenseinheiten schauen, sondern das Unternehmen als Ganzes betrachten. 

"Die Fragestellungen lauten, mit welcher Angebotsstrategie sich die SRG den Ansprüchen des medialen Service public der Zukunft ausrichtet und wie dem Publikum weiterhin ein Mehrwert geboten wird. Welche Strukturen und Prozesse die SRG in Zukunft benötigt, wie sie die Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmenseinheiten gestaltet, wie sie Technologie nutzt und wie die Transformation innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens gelingt", heißt es von der SRG. Susanne Wille betonte, man müsse rasch handeln. 

Noch steht die SRG in ihrem Transformationsprozess aber am Anfang. Wille hat jedoch angekündigt, auch die Öffentlichkeit zu informieren, sollten die Ziele und Maßnahmen klarer werden. Und auch die geplante Volksabstimmung wird die neue Generaldirektorin noch beschäftigen. Wille kündigte bereits an, sich im angelaufenen politischen Prozess zu engagieren und dabei den gesellschaftlichen Mehrwert der SRG aufzeigen zu wollen. "Ich stehe für eine SRG, die vorwärtsgewandt und beweglich sowie gleichzeitig verlässlich ist", sagt die neue SRG-Chefin.