Der Disney Channel hat derzeit einen Lauf. Erst im September gelang es dem Sender erstmals auf Monatsbasis die Marktführerschaft im Kinderfernsehen zu übernehmen - mit genau 20 Prozent Marktanteil in der Kernzielgruppe der 3- bis 13-Jährigen ließ man den Konkurrenten Toggo von Super RTL recht deutlich hinter sich. Und auch wenn im Oktober wieder normale Verhältnisse herrschten, so dürfte man das zwischenzeitliche Quoten-Hoch des Disney in Köln mindestens als Warnsignal verstanden haben. Zumal sich der Disney Channel zuletzt auch in der Primetime angriffslustig zeigte und jüngst mit einem "Pirates of the Caribbean"-Film sogar mehr als sieben Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe verzeichnete.
In diesem Moment der Stärke überrascht Disney jetzt mit einer ungewöhnlichen Programmentscheidung. Wie der Sender gegenüber DWDL.de bestätigte, will man ab 2025 den Anteil an Kinderprogrammen leicht reduzieren und, wie man es nennt, früher in die Primetime starten. Wo bislang noch Zeichentrick- und Animationsserien liefen, soll ab Januar die Comedyserie "Modern Family" einen neuen Sendeplatz erhalten. Konkret ist geplant, die Serie von Sonntag bis Donnerstag um 19:25 Uhr in Doppelfolgen zu zeigen.
Der Disney Channel sei "seit Beginn an kein reiner Kindersender", sagt Conny Roll, für Marketing und Programm des Disney Channel in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich, zu DWDL.de. "Die beständigen Erfolge und Marktanteile der letzten Monate in der relevanten Erwachsenen-Zielgruppe bestätigen, dass wir mit unserer Content-Strategie für die Primetime goldrichtig liegen." Mit "Modern Family" will der Sender gleichermaßen Erwachsene wie Familien ansprechen, erhofft sich also höhere vermarktbare Reichweiten, um dem allgemeinen Trend der sinkenden TV-Nutzung bei Kindern entgegenzuwirken.
"Wunsch des Werbemarktes"
Roll führt für die Entscheidung mehrere Gründe an. So habe man in der Erwachsenen- und Familien-Zielgruppe zuletzt die Reichweiten ausbauen können. "Die Vielfalt und die Garantie für starke Quoten machen unsere Primetime zu einer absolut verlässlichen Plattform für den Werbemarkt. Dies spiegelt sich auch in unseren Buchungen im Umfeld unserer familienfreundlichen Primetime-Programme wider. Wir möchten mit der vorgezogenen Primetime somit das Angebot in der entsprechenden Zielgruppe für unsere Werbekunden erweitern und kommen damit dem Bedarf und dem Wunsch des Werbemarktes entgegen", so Roll. Daneben spiele auch das Thema "Shared Viewing" eine Rolle, also das gemeinsame Schauen von Kindern und Eltern.
Trotz der neuen Serien-Programmierung am Vorabend, will man aber auch weiterhin auf den gelernten Einschaltzeitpunkt um 20:15 Uhr setzen. An Freitagen und Samstag wiederum will der Disney Channel ab Januar jeweils einen zusätzlichen Animationsfilm vor 20:15 Uhr ins Programm bieten. "Damit können sich Familien auf zwei schöne Filme-Abende hintereinander und ein perfekt auf sie zugeschnittenes Wochenend-Programm freuen", sagt Conny Roll. Kinderserien wie "Bluey", "Miraculous - Geschichten von Ladybug und Cat Noir" rücken im Zuge der Programmreform zeitlich etwas nach vorne.
Nachteile erwartet man sich bei Disney durch die neue Programmierung indes nicht. "Ganz im Gegenteil birgt dies für uns sowie für die Zuschauerinnen und Zuschauer nur Vorteile", sagt Roll selbstbewusst und verweist auf "noch mehr Familien-Zeit". "Und auch vermarktungstechnisch bietet dies neue Möglichkeiten. Wir freuen uns sehr auf die erweiterte Primetime im Disney Channel und auf den Austausch mit unseren Werbekunden zu dieser Neuerung." Ganz sicher wird man die Entwicklung aber auch bei der Konkurrenz in Köln aufmerksam beobachten.