Zum Jahresende wird Tom Buhrow bekanntlich seinen Platz als Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR) räumen. Rückblickend auf diese Zeit sagt er nun in einem langen Interview, das er dem "Journalist" gegeben hat: "Die letzten zwölf Jahre waren die intensivsten meines gesamten Berufslebens, deshalb gehe ich wirklich bereichert von den vielen tollen Begegnungen und Erfahrungen mit verschiedensten Themen hier raus. Es ist aber auch mal gut, Abstand zu gewinnen."
Dabei sei es ihm von Anfang an bewusst gewesen, "dass es eine sehr herausfordernde Zeit wird. Es war nicht immer immer einfach. Aber ich bereue nichts", so der scheidende WDR-Intendant im Gespräch mit Jan Freitag. "Weil ich mich auch nie davor gescheut habe, die unbequemen Dinge anzusprechen." So sei seit seinem Amtsantritt der Personalbestand abgebaut worden, um das Programm dauerhaft zu entlasten. "Über fünf Jahre hinweg 500 Planstellen einzusparen, ist keine kleine Sache und alles andere als angenehm", räumt Buhrow ein. "Aber mit klarem Zeitplan klar vermittelt, hat der WDR das geschafft."
Im Interview mit dem "Journalist" spricht Tom Buhrow auch über aktuelle Herausforderungen, etwa die zukünftige Aufstellung der Öffentlich-Rechtlichen und das Verhältnis zu den Verlegern. "Wir müssen alle im Internet präsent sein, da sind wir uns einig. Die alte Einteilung zwischen Audio und Video auf der einen Seite und Text auf der anderen, ohne Berührungspunkte – diese Welt existiert nicht mehr", sagt Buhrow. "Ob Zeitung, Radio, Fernsehen: Alle müssen im Netz präsent sein, wo Informationen ohne Text undenkbar sind. Ich bin auch überzeugt, dass die Herausforderungen der Printbranche nicht geringer wären, wenn wir kaum Text im Internet hätten."
"Auf der Kommandobrücke gibt es einen guten, vertrauensvollen, harmonischen Übergang."
Gleichzeitig habe er sich "immer um ein konstruktives Verhältnis" zu den Verlagen bemüht, sagt Buhrow und verweist darauf, vor Jahren "unilateral aus der ARD ausgeschert" zu sein und den Text-Anteil des WDR im Internet reduziert zu haben. Buhrows Wunsch für die Zukunft: "Wir sollten nicht Artikelzeichen zählen und mit Sendesekunden abgleichen, aber im Schwerpunkt bild- und ton-, statt textlastig berichten." Man könne und wolle "nicht einfach nur ein Play-Button sein", so Buhrow weiter.
Seine eigene Zukunft lässt Buhrow indes offen, schließt aber aus, als Medienmanager noch einmal aktiv zu werden. "Das Kapitel ist abgeschlossen - zumal ich ja nicht aus der Betriebswirtschaft, sondern dem Journalismus stamme", so der scheidende WDR-Intendant. "Und da gibt's den schönen Satz: Journalist bleibt man immer. Aber wer wie ich nicht langsam ausrollt, sondern bis zum letzten Tag Vollgas fährt, braucht danach erstmals etwas Distanz. Den Rest wird die Zukunft zeigen."
Sicher scheint nur, dass er sich wieder mehr bewegen möchte als in den vergangenen Jahren. Die Tage im WDR seien sehr durchgetaktet. "Wenn ich so an mir runterblicke", sagt Buhrow, "bin ich daher froh, bald wieder so viel Sport machen zu können, dass ich mich dem körperlichen Zustand, als ich hier angefangen habe, wieder annähere."