Mit der Ukulele in der Hand eröffnet Stefan Raab die vollbesetzte PK in der Schweizer Botschaft. Zuvor gab es kurze Grußworte der Botschafterin, der er noch eine gesungene Liebeserklärung an die Schweiz widmet. Christine Strobl, Programmdirektorin des Ersten, griff die Location auf: „ESC und die ARD ist wie Schweiz und Rösti". Über den ESC sagt sie, ein solches „Gemeinschaft-stiftendes Ereignis ist auch ein Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags.“ Und das Ziel dieser Zusammenarbeit sei, den Vorentscheid größer zu machen, um die Vorfreude schon früher zu starten als erst am ESC-Abend - und hoffentlich nochmal zu gewinnen. „Das ist die Anforderung“, so Strobl.
Und mit den hohen Ansprüchen geht es weiter. „Ich mach' das nicht, weil ich Zweiter oder Dritter werden will“, sagt Stefan Raab. Die Fußball-Nationalmannschaft erkläre vor einem Turnier ja auch nicht: Wir wollen Dritter werden. Und er legt nach: „Sollten wir nur Zweiter werden, können Sie mich danach auch abstrafen. Dafür stehe ich zur Verfügung.“ Sagt er und lacht. Ob er selber antrete? „Nein, wir wollen ja gewinnen. Da nehmen wir lieber jemanden, der richtig gut singen kann.“
„Die ARD und RTL - wenn sich die beiden für eine nationale Angelegenheit zusammen tun, dann hat es sowas noch nicht gegeben“, erklärt Inga Leschek, Chief Content Officer von RTL Deutschland. Dass es vor 15 Jahren eine sehr ähnlich gelagerte Zusammenarbeit der ARD mit Raabs damaligem Haussender ProSieben gab, scheint vergessen. „Kooperationen sind derzeit das Stichwort“, bekräftigt Christine Strobl jedenfalls und betont die maximale Reichweite des Projekts „Chefsache ESC 2025: Wer singt für Deutschland?“ über alle Kanäle von ARD und RTL.
Inga Leschek hebt nochmal stolz hervor, dass man das Projekt durchaus RTL zu verdanken habe, angesichts des fünfjährigen Exklusiv-Vertrags mit Stefan Raab: „Wir haben uns gedacht: Gönnen können. Deswegen teilen wir Dich sehr gerne mit der ARD.“ Man habe sich in den letzten Monaten auch schon gut beschnuppern können. „Es wird ganz fantastisch“, so Leschek. „Wenn Olaf Scholz hört, wie harmonisch das hier läuft, will er gleich mitmachen“, ulkt Raab. Der Saal lacht.
„Wir danken RTL, dass wir die bessere Hälfte von Stefan Raab bekommen“, sagt Frank Beckmann, Programmdirektor des federführenden NDR, mit kleinem Seitenhieb gegen die RTL-Chefin Inga Leschek. „Ich gehöre allen“, deeskaliert Raab scherzhaft. Beckmann bekräftigt die hohen Ansprüche der Zusammenarbeit: „Wir wollen gewinnen. Das ist der Grund dieser Mega-Kooperation. Kaum einer wird 2025 am ESC vorbeikommen.“ Ob das nun eine Zusammenarbeit für ein Jahr oder länger sei, beantwortet Raab pragmatisch: „Wenn's läuft, macht man es nochmal. Wenn nicht, lässt man es sein.“
Über die Zusammenarbeit im Hintergrund sagt Raab, solche Gespräche seien manchmal ja herausfordernd. Aber im Vergleich zu vor 15 Jahren, beim ersten ESC-Projekt, sagt Raab: „Es war einfacher“, weil man sich inzwischen ja schon ein bisschen besser kenne. Er habe sich aber sehr gefreut, am Morgen noch eine SMS von Thomas Schreiber bekommen zu haben, der damals auf ARD-Seite der entscheidende Partner für den Erfolg gewesen sei. Raab sei sehr wichtig gewesen, auch schon dem Vorentscheid eine Größe zu geben, die ein bisschen mehr hergebe als in den Vorjahren. Das sei entscheidend für die Identifikation mit dem Act, damit ihm auch viele die Daumen drücken.
Und wie sieht der deutsche Vorentscheid 2025 nun aus? Es gibt vier Live-Shows alle um 20:15 Uhr, drei bei RTL und dann das Finale im Ersten. Moderiert wird das Ganze von Barbara Schöneberger, verrät Inga Leschek. Mit Live-Band, ergänzt Raab und meint die Heavytones. Er sagt: „Im Prinzip kann sich jeder bewerben.“ Das meint auch Leute, die heute bereits Stars seien. Die Musikrichtung sei ihm völlig egal. Es gebe eine Jury um ihn herum mit zwei oder drei anderen, die in den drei von RTL ausgestrahlten Shows entscheiden. Insgesamt 24 Acts treten an, neun können ins Finale kommen, bei dem dann im Ersten das Publikum entscheidet - ganz demokratisch. Das Finale laufe am 1. März im Ersten, die Shows kommen alle aus Hürth.
Ob er nicht nur in der Jury sitzt oder auch einen Song schreiben würde, ließ Raab in Berlin vorerst offen. Das hänge auch davon ab, welche Kandidatinnen und Kandidaten es gibt und welche Musikrichtungen diese repräsentieren. Christine Strobl baut nochmal ein bisschen Druck auf, bekräftigt abermals: „Unter Gewinnen läufts nicht“ Und wenn Deutschland gewinnt, „dann würde ich mich freuen, wenn Raab TV bei der Produktion des ESC 2026 eine Rolle spielen würde“, sagt Raab, erschrickt und ergänzt: „Die Firma heißt ja gar nicht mehr Raab TV! Streichen Sie das! Raab Entertainment!“
Und wenn Deutschland nicht gewinnt? „Sie brauchen mich danach gar nicht fragen, wie ich mich fühle, wenn wir verlieren. Das kann ich ihnen jetzt schon sagen. Ich werde einen Schuldigen finden!“ Sagt Raab und lacht laut.