Wurde vor der US-Präsidentschaftswahl am kommenden Dienstag schon alles Denkbare über die USA, diese so gespaltene Nation, gesagt, geschrieben und gesendet? Möglicherweise ja, aber noch nicht von allen: Zeitnah erscheint nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de am kommenden Sonntag, den 3. November, eine Dokumentation von und mit Jan Böhmermann und El Hotzo, was an sich schon eine kleine Überraschung wäre. Noch interessanter wird es durch die Tatsache, dass die Dokumentation nicht für das ZDF - sondern für den Streamingdienst RTL+ entstanden ist. Das Projekt und der Ausstrahlungspartner werden zum Statement an sich.
El Hotzo alias Sebastian Hotz wurde im Juli dieses Jahres nach einem Posting auf X über das Attentat auf Donald Trump von seinem Auftraggeber RBB vor die Tür gesetzt. Was der letzte Bus und Donald Trump gemeinsam hätten - „leider knapp verpasst“. Dazu sein Kommentar „Ich finde es absolut fantastisch wenn Faschisten sterben“. Es hagelte scharfe Kritik an der Entgleistung. Dazu erklärte RBB-Programmdirektorin Katrin Günther: "Seine Äußerungen dort sind mit den Werten, für die der RBB einsteht, nicht vereinbar. Wir beenden daher die Zusammenarbeit ab sofort bis auf Weiteres und haben den Autor entsprechend unterrichtet“, teilte die Programmdirektorin damals mit.
In der Berichterstattung wurde El Hotzo für den Kontext wahlweise als RBB-Moderator oder aber „Böhmermanns Gag-Autor“ bezeichnet, weil er seit einigen Jahren auch zum Kreis der Autoren des „ZDF Magazin Royale“ gehört. Böhmermann und Hotz kennen sich, teilen durchaus eine Vorliebe für Satire, die auch Grenzen von Auftraggebern und Publikum austestet. Es entstand die Idee eines Films: El Hotzo reist in die USA, um sich vor Ort für sein Posting und die Gags zu entschuldigen: "I'm sorry, Mr. President". Dass dieses gemeinsames Doku-Projekt nun bei RTL+ zu sehen sein wird, ist auch ein Wink in Richtung ARD und ZDF, wo sich insbesondere Jan Böhmermann in der Vergangenheit durchaus gerne über aus seiner Sicht oft schnelle Einknicken bei Shitstorms ärgert.
Nun wird Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ produziert von Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld, einer Tochter der Gruppe 5 Filmproduktion, die wiederum mehrheitlich zu ZDF Studios gehört, der kommerziellen Tochter des ZDF. Vor diesem Hintergrund und angesichts einer bislang doch ausgeprägten Loyalität Böhmermanns dem ZDF gegenüber erscheint es unwahrscheinlich, dass das Projekt nicht auch den Mainzern vorgeschlagen wurde. Dort wurde aber offenbar abgewunken. Der Film landet nun bei RTL+ - und transportiert die Botschaft: Ein kommerzieller Anbieter traut sich, was die Öffentlich-Rechtlichen nicht wollten. Ob die diebische Freude darüber nun bei Jan Böhmermann und El Hotzo oder bei RTL Deutschland größer sein wird? Schwer zu sagen.
Für RTL ist es auf jeden Fall ein PR-Coup - und das nächste TV-Comeback. So zumindest soll es in Szene gesetzt werden. Der vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gecancelte El Hotzo ist zurück. Im Podcast „Fest & flauschig“ überstrapazierte Jan Böhmermann im Gespräch mit Olli Schulz am vergangenen Wochenende schon auffällig deutlich, wie gecancelt El Hotzo nach seinem Trump-Posting auf X ja sei. „Ich möchte hier an dieser Stelle offiziell die Karriere von El Hotzo beerdigen und ihm alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg wünschen. Pech gehabt. Passt bitte auf, was ihr macht bei ARD und ZDF, ansonsten seid ihr nämlich arbeitslos.“
Das Thema kam im Podcast für die Hörerinnen und Hörer recht überraschend zur Sprache, aber seitens Böhmermann eben alles anderes als ungeplant. Die Bemerkungen bauten die Rampe für das RTL+-Projekt. Der Streamingdienst von RTL Deutschland vergrößert mit diesem Projekt die Bandbreite seiner Protagonisten weiter. Von den progressiv „links grün versifften“ El Hotzo und Jan Böhmermann bis zu Stefan Raab, der seinen derben Humor von vor zehn Jahren recycelt - und irgendwo dazwischen blödeln auch noch Kalkofe und Rütten vergnügt über die schlechtesten Filme aller Zeiten. Ob das Doku-Projekt von Böhmermann und El Hotzo zusätzlich seinen Weg ins Free TV schaffen wird? Da eint sie etwas mit Stefan Raab: Man kann nur spekulieren.