Lange war unklar, ob die Verleihung des Grimme Online Awards in diesem Jahr stattfinden kann - zu groß schien die finanzielle Schieflage, in die das Grimme-Institut unter seiner alten Führung geraten war. Dass am Mittwochabend nun doch noch die Auszeichnungen vergeben werden konnten - wenn auch nicht in der Kölner Flora, sondern in etwas kleinerem Rahmen am Institut in Marl -, kann also durchaus als Erfolg ansich gewertet werden.

"Es ist genau das richtige Signal zur richtigen Zeit, dass trotz aller Widrigkeiten der Grimme Online Award jetzt stattfindet", sagte Nathanael Liminiski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei. "Er ist seit Jahren ein wichtiger Kompass für digitale Qualität. Wenn die digitale Landschaft angesichts von gezielter Desinformation und Aufmerksamkeit raubendem Quatsch für junge Menschen zur hohen See wird, ist ein Preis für verlässliche Qualität und Zusammenhalt stiftende Innovation ein wichtiger Leuchtturm."

Aus knapp tausend Einreichungen wählte die Jury des Grimme Online Award die acht besten Angebote. Der Schwerpunkt liege in diesem Jahr "deutlich auf historischen Themen", erklärte die Jury in ihrem Bericht und verwies zugleich auf deren "Bedeutung in einer Zeit, in der Gesellschaft und Öffentlichkeit zunehmend von Populismus und menschenfeindlichen Tendenzen geprägt werden". Zu solchen Angeboten zählen etwa das Verbundprojekt "#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen" und der TikTok-Kanal "keine.erinnerungskultur" von Susanne Siegert, die es als "Einzelkämpferin" schaffe, einen "sehr gegenwartsbezogenen Zugang zu den Verbrechen der Nationalsozialisten" herzustellen, so die Jury.

Einen Preis in der Kategorie "Kultur und Unterhaltung" erhielt das Online-Archiv des Satire-Magazins "Het Onderwater-Cabaret", das einen Einblick in die Gedankenwelt und den Humor von Curt Bloch ermöglicht, der in der NS-Zeit in den Niederlanden untergetaucht war. Ein weiterer Preis in dieser Kategorie ging an die "Library of Lost Books" über die Bibliothek der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und ihre geraubten Bücher.

In der Information dominieren in diesem Jahr hingegen vorbildliche Recherchen, etwa bei "Europäische Waffen, amerikanische Opfer", einem Projekt, das der "Tagesspiegel" in Zusammenarbeit mit dem "ZDF Magazin Royale" über die Wege der bei Mass Shootings in den USA verwendeten Waffen zurück zu Unternehmen in deutschen und österreichischen Kleinstädten auf die Beine gestellt hatte. Gleich zwei Preise gab es zudem für netzpolitik.org - für die Podcastreihe "Systemeinstellungen" sowie "Databroker Files", das zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk entstanden ist.

Der erstmals vergebene Sonderpreis "Künstliche Intelligenz" ging indes an den BR-Podcast "In 5 Tagen Mord - Die Krimi-Challenge mit KI". "Überragend witzig, unterhaltsam und nahbar meistern die Hosts Janina Rock und Christian Schiffer diese Herausforderung und vermitteln fast nebenbei auch Wissen über technologische Grundlagen Künstlicher Intelligenz", erklärte die Jury.

Alle Preisträger im Überblick

Kategorie Information

Kategorie Wissen und Bildung

Kategorie Kultur und Unterhaltung

Kategorie Spezial

Publikumspreis

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Sonderpreis KI