Wer seit Dienstag die insbesondere bei Familien mit Kindern als Fotomotiv beliegte Maus-Statue zwischen dem Vierscheibenhaus des WDR und dem 1Live-Haus in der Kölner Innenstadt aufsuchen will, findet dort lediglich ein Schild mit der Aufschrift "Liebe Freunde, ich muss etwas Wichtiges erledigen. Deswegen gehe ich auf eine kleine Reise. Aber macht euch keine Sorgen! Es geht mir gut und in ein paar Tagen bin ich wohlbehalten wieder zurück. Bis bald! Eure Maus".

Zugleich wurde auf den inzwischen nicht mehr erreichbaren Instagram-Account "diereisemitdermaus" verwiesen. Dort gab es vor der Offlinestellung am Mittwoch nun auch ein erstes Lebenszeichen der entführten Maus: Sie stand dort in Mainz vor dem ZDF-Gebäude - versehen mit einem umgehängten Schild "Keine Kürzungen bei ARD und ZDF.

Hinter der Aktion steckt nicht der WDR, sondern die Kampagnen-Organisation Campact, die inzwischen erklärte, die Maus ihm Rahmen der Aktion in mehreren deutschen Städten Halt machen zu lassen, um dort ein Zeichen gegen die geplanten "drastischen Kürzungen im Informations- und Bildungsangebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu setzen", wie die Campact-Geschäftsführerin Astrid Deilmann erläuterte. Die Maus hält sie als "weithin bekannte Sympathieträgerin" für die "ideale Botschafterin für den Erhalt der Informations- und Bildungsangebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio".

Ein Anliegen also, das dem WDR zwar eigentlich durchaus recht sein dürfte, da Ende kommender Woche die Entscheidung der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten über den Reformstaatsvertrag ansteht, in dessen Entwurf deutliche Kürzungen auch bei den Spartensendern für Information und Kultur sowie auch im Radio vorsieht. Trotzdem verurteilt der WDR die Aktion in einem offiziellen Statement.

"Auch wenn die Initiatoren mit dieser Aktion nach eigenen Angaben auf den Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hinweisen wollen, darf die Maus aus Sicht des WDR nicht für politische Kampagnen benutzt werden", heißt es dort. WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn hatte am Mittwoch bereits gesagt, dass man im WDR natürlich Humor habe und auf eine gute Pointe hoffe, wie sich im eigens eingerichteten Liveblog zur Maus-Entführung nachlesen lässt. Schönenborn weiter: "Aber im Ernst, die Maus gehört unserem Publikum. Es ist nicht in Ordnung sie zu kidnappen. Egal, was man damit machen will."