Stars und Sternchen gibt es viele, doch wer es zum Legendenstatus bringen will, muss für gewöhnlich einiges im Leben geleistet haben. Gut möglich allerdings, dass die Maßstäbe nach den kommenden beiden Wochen neu definiert werden müssen, denn geht es nach RTL, dann reicht sogar schon ein achter Platz im Dschungelcamp, um sich mit einem Legenden-Titel schmücken zu können - so wie Mola Adebisi. Auch wenn dem ehemaligen Viva-Moderator in der Rekord-Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" seinerzeit allenfalls eine Nebenrolle zukam, gehört er zum erlesenen Cast, der jetzt von RTL zum "Showdown der Dschungel-Legenden" gebeten wurde.
Und so streift sich Adebisi nach zehn Jahren wieder die Dschungelcamper-Klamotten über. Ebenso wie andere Reality-Persönlichkeiten, darunter Danni Büchner, Sarah Knappik oder Thorsten Legat, für den die Rückkehr in den Urwald augenscheinlich mehr ist als nur einer von vielen Fernsehjobs. "Ich bin einfach nur stolz", lässt er das Publikum in der Auftakt-Folge wissen und viel hätte nicht gefehlt, um den Muskelprotz in malerischer Kulisse vor Glück weinen zu sehen.
Tatsächlich sticht der Dschungel, immerhin 20 Jahre nach der ersten Staffel, aus dem immer unübersichtlicher gewordenen Dickicht an Realityshows weiterhin heraus. Entsprechend hoch sind dann auch die Erwartungen an dieses Spin-Off, auf das RTL so große Stück hält, dass der Sender direkt 17 Primetime-Sendeplätze in Folge freiräumt - ganz so, als hätte man die Übertragungsrechte an den Olympischen Spiele erworben. Und auch wenn der "Showdown der Dschungel-Legenden" anders als das Original nicht live ist und zudem nicht aus Australien, sondern dem zwischenzeitlichen Corona-Notquartier in Südafrika kommt, wird schnell klar: RTL und die Produktionsfirma ITV Studios Germany meinen es ernst. Nein, eine Sparversion ist dieser Sommer-Dschungel gewiss nicht. Im Gegenteil, die Show muss sich mit Blick auf Production Value, Cast und Witz nicht vor der Winter-Version verstecken.
Für besagten Witz sind freilich erneut Sonja Zietlow und Jan Köppen verantwortlich, auch wenn Köppen krankheitsbedingt zum Staffel-Auftakt nicht durchweg zu sehen ist. An Spitzen mangelt es gleichwohl nicht – auch nicht gegen das eigene Format. Dass dessen Titel eher sperrig ist und sich so gar nicht zum obligatorischen Hängebrücken-Ruf eignet, machen die beiden Moderatoren direkt zu Beginn deutlich und schlagen zugleich alternative Namen vor, "Die Hölle mit Löwen" etwa oder – für alle, die nicht die Vorab-Premiere bei RTL+ nutzen, sondern aufs klassische lineare Fernsehen zurückgreifen: "Ich bin ein Star – Der Tag danach".
Gespannt darf man jedoch sein, welche Auswirkungen der fehlende Einfluss des TV-Publikums auf den Verlauf der Staffel haben wird. Weil alles längst im Kasten ist und RTL daher auf ein Voting verzichten muss, sind die Camper etwa bei den Rauswürfen komplett auf sich alleine gestellt. Wer es sich mit den anderen verscherzt, läuft daher Gefahr, die Chance auf die Legenden-Krone leichtfertig zu verspielen.
Einen ganz großen Vorteil hat der Legenden-Dschungel jedoch gegenüber den klassischen Staffeln: Ein langes Vorgeplänkel braucht es nicht, weil das Personal dem Publikum bereits hinlänglich bekannt ist – auch wenn es unter den Teilnehmern dann doch mitunter Verwirrung gibt. "Ich dachte, Sie sind schon längst tot!", entfährt es Kader Loth bei der ersten Begegnung mit Schauspieler-Urgestein Winfried Glatzeder. Und Hanka Rankwitz' einstige Pinkel-Eskapaden im Dschungel-Bach haben sich offensichtlich derart ins kollektive Dschungel-Gedächtnis gebrannt, dass Auswanderin Danni Büchner und Model-Mama Georgina Fleur direkt nach dem Rechten sehen, als sich die frühere TV-Maklerin vom Camp in Richtung Wasser begibt.
Nicht wiederzuerkennen ist hingegen David Ortega. Der frühere Soap-Star hat seit seiner Teilnahme an der "IBES"-Staffel vor acht Jahren augenscheinlich eine Wandlung vom Schönling zum zotteligen Jesus durchlaufen, macht in der Auftakt-Folge aber noch mehr mit seiner charakterlichen Veränderung von sich reden. Es dauert dann auch keinen Tag, bis Ortega sämtliche Mitstreiter gegen sich aufgebracht hat. Tatsächlich geht der Streit, der sich unmittelbar nach der ersten Dschungelprüfung Bahn bricht, so weit, dass man ernsthaft die Frage stellen muss, ob Ortegas Geisteszustand es zulässt, ihn guten Gewissens an einer Show wie dieser teilnehmen zu lassen.
Irgendwann, als die Auseinandersetzung immer weiter eskaliert, wird es selbst Giulia Siegel zu viel. "Die Energie hab' ich nicht", sagt sie erbost und schiebt die Begründung direkt hinterher: "Ich habe gerade Penis gegessen!" Klar, auf die obligatorischen Essensprüfungen will RTL auch bei den "Legenden" nicht verzichten und gibt sich bei - Achtung, Wortspiel! - "Let's Kredenz" erkennbar Mühe, den Ekel-Faktor zwischen Fischaugen und Lammhirn in gewohnte Höhen zu schrauben. Hier zeigt sich dann übrigens auch, wer den wahren Dschungellegenden-Status längst erreicht hat. "Wenn wir kotzen, kotzen wir auf den Tisch", mahnt Sarah Knappik. "Das will doch eh jeder sehen!"
"Ich bin ein Star! Showdown der Dschungel-Legenden", täglich um 20:15 Uhr bei RTL. Bei RTL+ steht die aktuelle Folge bereits 24 Stunden vor der TV-Ausstrahlung zum Abruf bereit.