Nachdem es im deutschen Fernsehen bereits unzählige Musikshows in unterschiedlichen Ausführungen gegeben hat, versucht sich Sat.1 nun an einer, mit der man hervorstechen will aus dem Casting-Einerlei. Natürlich standen auch schon vorher Tribute-Bands auf TV-Bühnen, in "The Tribute" geht’s aber um nichts weiter als die Suche nach Deutschlands bester Coverband. Dafür treten 12 Bands gegeneinander an, fünf Ausgaben sind geplant und die besten Gruppen können ein eigenes Live-Konzert gewinnen.
Das sind die Zutaten der von Cheerio Entertainment produzierten Show, die auf einem Format von John de Mols Talpa basiert und in den Niederlanden ein großer Erfolg war. Gut möglich aber, dass der Erfolg in Deutschland etwas kleiner ausfallen wird, denn bei "The Tribute" drängt sich schnell der Eindruck auf, dass fünf Folgen vielleicht doch vier zu viel gewesen sein könnten.
Einige der Coverbands sind richtig gut und imitieren die Stars fast bis hin zur Perfektion - und doch will der Funke über die zweieinhalb Stunden hinweg nicht so recht überspringen. Das liegt vielleicht auch daran, dass die gesamte Show etwas zu routiniert über die Bühne gebracht wird und auch daran, dass es keine wirkliche Fallhöhe gibt. Sicher, die Jury, bestehend aus Conchita Wurst, Yvonne Catterfeld und Bertram Engel, bewerten die Auftritte ebenso wie 100 ausgewählte Personen im Studio. Die Frage, ob eine Band weiter kommt oder nicht, ist im Zweifel aber auch irgendwie egal.
Als ganz am Ende der Show der Robbie-Williams-Tribute die Bühne betritt, sind alle schnell elektrisiert und tatsächlich ist er es auch, der am Ende die höchste Punktzahl des Abends erhält. Sogar Engel steht da von seinem Sessel auf und tanzt mit. "Da bin ich nochmal richtig wach geworden", sagt er nach der Performance und will damit ausdrücken, wie stark das war. Gleichzeitig machte er so aber auf ein Problem aufmerksam: In den zwei Stunden davor hätte man auch einschlafen können. Nicht unbedingt die schmeichelhafteste Beschreibung einer Unterhaltungsshow.
Und doch ist es vor allem Bertram Engel, der sich in "The Tribute" für mehr empfiehlt. Der Schlagzeuger, der schon seit vielen Jahren immer wieder mit unter anderem Udo Lindenberg und Peter Maffay auf Tour ist, gibt sich bodenständig und nahbar, gleichzeitig weiß er durch seine Expertise zu überzeugen. Das ist bei Conchita und Yvonne Catterfeld nicht wesentlich anders, aber sie waren in einem solchen Setting eben schon mehrere Male zu sehen. Engel, daran lassen auch einige der Coverbands keine Zweifel, ist der heimliche Star der Sendung, die von Matthias Opdenhövel moderiert wird.
"Chartshow"-Vibes mit banalen Einblendungen
Teilweise ist es wirklich verblüffend, wie nah die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne ihren Idolen kommen. Und das nicht nur, wenn es um Robbie Williams geht. Auch der Udo-Lindenberg-Verschnitt ist vom Original kaum zu unterscheiden. "Für die Fresse kann ich nichts", sagt der Mann, der sich nicht nur so anhört wie Rod Stewart, sondern auch so aussieht. Es ist ein durchaus bunt gemischtes Teilnehmerfeld, in dem aber alle Künstlerinnen und Künstler durchweg sympathisch sind. Auch das Roxette-Duo, wo sie aussieht wie eine verkleidete Anke Engelke und er wie der Leadsänger von Green Day.
Die Auswahl der Bands zeigt schon, dass es Sat.1, anders etwa als bei "The Voice", auf ein eher älteres Publikum abgesehen hat. Insofern passen dann auch die Auftritte von denen, die die Beatles, Sting oder auch Peter Maffay covern. Dass dann aber gleichzeitig Conchita Wurst Dinge sagt wie "Wie du die Vocals deliverst, das war schon sehr impressive", passt dann irgendwie nicht mehr zum aus Sendersicht verständlichen Fokus auf ältere Zuschauerinnen und Zuschauer.
Und auch mit während den Auftritten eingeblendeten Fakten rund um die Original-Stars versprüht "The Tribute" eher "Chartshow"-Vibes statt Glamour Da erfährt man dann, dass Bon Jovi vor einigen Jahren in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen wurde oder dass dieser oder jener Song einige Wochen lang in den deutschen Charts platziert war. Das ist so frei von jeder Inspiration, dass Sat.1 auf der "Stairway to Heaven", auf der die Künstler selbst im besten Falle ganz oben stehen müssen, schnell ins Stolpern gerät.
Sat.1 zeigt "The Tribute - Die Show der Musiklegenden" immer freitags ab 20:15 Uhr, vorab gibt's die Folgen auf Joyn zu sehen.