Machen wir es kurz: Dass "Comedystreet" nun mehr als zehn Jahre nicht mit neuen Folgen im deutschen Fernsehen zu sehen gewesen ist, ist eine große Fehlleistung. Das Format war schon immer vergleichsweise günstig zu produzieren und bediente eine Humor-Schiene, der nach dem Ende des Formats im Jahr 2013 ein wenig vernachlässigt wurde. Inzwischen ist das anders: "TV Total" ist nach dem Comeback noch immer sehr erfolgreich und hat bei Sender-Verantwortlichen die Lust geweckt auf Experimente, denen ein eher derber Humor zugrunde liegt.
Und genau da kommt "Comedystreet" ins Spiel.
Simon Gosejohann bringt auch in der Neuauflage bei Joyn ahnungslose Passantinnen und Passanten in absurde Situationen, bei denen sie mal loslachen und mal völlig konsterniert sind, weil sie nicht glauben können, was ihnen da gerade passiert ist. Und weil wir mittlerweile zehn Jahre weiter sind als beim ursprünglichen "Comedystreet", haben Joyn und die zuständige Produktionsfirma Redseven Entertainment Gosejohann mit Sandra Sprünken und Marco Gianni zwei weitere Persönlichkeiten an die Seite gestellt, die ebenfalls pranken.
Schon in den ersten Szenen der ersten Folge wird deutlich: "Comedystreet" hat sich nicht verändert. Da steht Simon Gosejohann in Radler-Shorts vor einem Beachclub und schwärmt von einem langen Schiff ("Was ist das denn für ein Oschi?") - und als er sich in die Kamera dreht, sieht man, wie durch die Hose ein XXL-Gemächt sichtbar wird. Es war schon vor mehr als zehn Jahren einer der populärsten "Comedystreet"-Gags - inklusive der belustigten Gesichter der Passanten.
Direkt danach werden Gosejohann und Sprünken beim vorgetäuschten Sex von älteren Wanderern erwischt. "Wir sind auch verheiratet", versucht die Dame aus der Gruppe dem vermeintlichen Pärchen den Schock zu nehmen. In den ersten paar Sekunden wird gleich der Ton für die jeweils rund 20-minütigen Folgen gesetzt. Kabarett geht anders, das hier ist eher Humor mit dem Holzhammer, aber auch der hat natürlich seine Daseinsberechtigung. Zumal er niemandem weh tut und auch nicht auf Kosten der Passanten geht.
Und das geht so weiter: Marco Gianni ist als Arzt verkleidet und tut so, als hätte er eine Frau die Brüste viel mehr vergrößert als die das wollte. Ein anderes Mal gibt er als Pfleger vor, Urin statt Apfelsaft zu trinken. Und als vermeintlicher Pizzakurier macht er erst zwei Frauen gnadenlos platt an, um dann zu stolpern und die Pizzen auf der Straße zu verlieren. Sprünken wiederum spricht wildfremde Menschen an, ob sie miteinander verabredet seien ("Ach, du bist gar nicht StecherStefan12?!").
Challenge sorgt für Fremdscham-Moment
Wer die alte "Comedystreet" gesehen hat, wird neben dem Riesen-Pimmel noch weitere bekannte Sketche wiedererkennen. Da ist zum einen ein hyperaktiver Techno-Freak mit Igelfrisur, aber auch ein tätowierter Mann, der den Weg ins Donald-Duck-Museum sucht. Es geht aber auch eine Spur subtiler: Als ein Mann neben den Tisch eines Cafés, an dem zwei Frauen sitzen, einen Pappbecher stellt, kommen immer wieder Personen vorbei, die Kleingeld reinwerfen - sehr zur Verwunderung bzw. Erheiterung der zwei Frauen.
Weil man aber auch mindestens eine neue Sache in dem Format haben wollte, gibt es jetzt eine Challenge zwischen den drei Comedians. Und die sorgt tatsächlich teilweise dafür, dass man sich auf dem Sofa schämt. Da geht es etwa darum, Getränke im Café immer wieder zurückgehen zu lassen oder nach Taschentüchern zu fragen, weil man aufs Klo muss.
Manchmal gibt sich Simon Gosejohann aber auch offen zu erkennen. Etwa da, als er zu Passanten geht und ihnen klar macht, dass er jetzt nicht mehr Comedian sei, sondern nur noch "Promi und Künstler". Und als die Personen nicht viel mit ihm anfangen können, erklärt er ihnen: "Wissen Sie noch? Der mit dem Riesen-Schwanz!". Das sei damals pointiert gewesen und er habe das nur fürs Feuilleton gemacht. "Das muss man sich als Künstler dann auch mal leisten, ist ja klar".
In diesem Sinne: Willkommen zurück, "Comedystreet".
"Comedystreet" ist ab sofort bei Joyn zu sehen. Redseven Entertainment hat insgesamt 20 Ausgaben produziert.