Für wen ist die heilige Rita die Schutzpatronin? Was versteht man unter Genuphobie? Und welchen Rekord hält eigentlich die Südkoreanerin Cha-Sa-Soon? Allesamt "höchstinteressante Fragen", findet Moderator Oliver Kalkofe und stellt sie daher einem prominenten Rateteam, das mehr oder weniger ahnungslos nach den richtigen Antworten suchen muss.

Was klingt, als habe der langjährige "Mattscheiben"-Mann gerade die Moderation von "Genial daneben" übernommen, stellt sich bei genauerem Hinsehen dann doch glücklicherweise etwas anders dar. Tatsächlich hat Kalkofes neue Show "Faking Bad" unübersehbare Ähnlichkeiten mit der langjährigen Impro-Comedy, die erst in Sat.1 und zuletzt bei RTLzwei lief. Anders als der Dauerbrenner mit Hugo Egon Balder bedarf es bei "Faking Bad" allerdings einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Regelwerk, weil es hier keineswegs nur darum geht, skurrile Quizfragen richtig zu beantworten.

Kalkofes prominente Ratefüchse haben nämlich ganz nebenbei auch noch die Aufgabe, ihre Mitstreiter an der Nase herumzuführen, indem sie (falsche) Antwortmöglichkeiten formulieren, die mutmaßlich "besser als die Wahrheit" sind, wie es im Untertitel der Show heißt. Das ist wirklich ein feiner Format-Kniff, weil es auf diese Weise nicht nur um unnötiges Wissen geht, sondern auch der Münchhausen-Faktor eine Rolle spielt – und man selbst dann noch punkten kann, wenn die gegebene Antwort gar nicht stimmte.

Punkte erhält nämlich nicht nur derjenige, der korrekt antwortet, sondern auch wem es gelingt, die meisten Kontrahenten von der eigenen falschen Antwort zu überzeugen. Oliver Welkes Fake-Antwort etwa, wonach der schottische Astronom Thomas Short übergewichtigen Menschen vor fast 300 Jahren empfohlen haben soll, sich dem Mondlicht auszusetzen, um die Pfunde purzeln zu lassen, war jedenfalls so glaubwürdig, dass er nicht nur alle drei Mitspieler davon überzeugte, diese zu nehmen, sondern auch die Mehrheit des Studiopublikums – wofür das Regelwerk weitere Extra-Punkte vorsieht.

Für das Publikum auf dem Sofa ist mitunter allerdings etwas undurchsichtig, wer nun genau auf wessen Antwort hereinfiel und wofür konkret es eigentlich wie viele Punkte gab. Dass durch Betätigen des Buzzers auch noch zusätzliche Punkte erspielt werden können, indem ein Faker und dessen Fake-Antwort entlarvt werden, macht es zusätzlich kompliziert, den Überblick zu behalten. Zumal die Einblendungen, so sie denn zu sehen sind, nicht immer auf Anhieb erkennen lassen, wie der aktuelle Spielstand denn nun eigentlich zustande gekommen ist.

Kalkofe und die Produktionsfirma BurdaStudios täten also gut daran, das Dickicht der weit verzweigten Regeln noch etwas zu lichten, sollte sich die ARD dazu entscheiden, "Faking Bad" in eine zweite Staffel zu schicken.

Aber sei's drum. Unterhaltsam ist die neue Show gleichwohl schon jetzt, was auch daran liegt, dass "Faking Bad" auf überwiegend erfahrenes Rate-Personal setzt – neben Welke sind in der ersten Folge noch Torsten Sträter, Michael Kessler und Laura Karasek dabei. Sie alle mussten in der Vergangenheit auch schon bei Hugo Egon Balder skurrile Fragen beantworten; wissen also ganz genau, worauf es ankommt. Die Nähe zu "Genial daneben" ist daher auch in dieser Hinsicht nicht gänzlich von der Hand zu weisen.

"Faking Bad - Besser als die Wahrheit", donnerstags um 22:50 Uhr im Ersten und schon jetzt in der ARD-Mediathek