Kurz vor dem Start der aktuellen Staffel von "Germany’s Next Topmodel" hat ProSieben Fotomotive von Heidi Klum und ihren Models veröffentlicht. Ein kleines Detail stand dabei besonders im Fokus: Auf einem Foto hatte Heidi Klum nur vier statt fünf Finger. Bis heute ist nicht geklärt, ob es sich dabei tatsächlich um einen peinlichen Photoshop-Fauxpas gehandelt hat - oder doch vielleicht um eine clevere PR-Strategie, um sicherzugehen, dass auch wirklich alle Medien über den anstehenden Staffelstart berichten.
Wie auch immer: Die nun zu Ende gehende Staffel der ProSieben-Modelsuche war mehr als nur die vierfingrige Heidi Klum.
Und das ist vor allem auf die bislang größte Veränderung zurückzuführen, die ProSieben und Redseven Entertainment dem Format in seiner Geschichte verpasst hat. In diesem Jahr waren bei "Germany’s Next Topmodel" erstmals auch männliche Models zu sehen. Eine Revolution, die Fans zuvor immer wieder gefordert und mit der Heidi Klum selbst auch schon kokettiert hatte. Die Veränderung hat sich gelohnt, konnte man der Show damit doch spürbar neuen Schwung verleihen.
Dass die Öffnung des Formats hin zu männlichen Models längst überfällig war, zeigt die Tatsache, wie sehr Armin, Aldin, Luka, Jermaine, Julian, Linus und die anderen Männer in diesem Jahr im Fokus standen. Es wirkte teilweise wie eine Männer-Staffel, an der auch Frauen teilnehmen durften und nicht nur ein Mal waren Heidi Klum und ihre Gastjuroren ob der Leistung der männlichen Models geradezu euphorisch, so als hätten sie sowas noch nie gesehen.
Männer-Models sorgen für viele Premieren
Und ein bisschen konnte man das Gefühl bekommen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter der Kamera wären ganz besoffen vom neuen Konzept und würden den Bogen überspannen. Armin wurde in den ersten Folgen gleich mehrfach gefragt, ob er Single sei (und wie das eigentlich sein könne). Woraufhin er immer wieder etwas peinlich berührt antwortete: "Ich kann mich nicht beschweren."
Ein anderer Kandidat war schon mal Dritter bei der Schweizer Version der Modelshow, ein anderer war bei "Köln 50667" zu sehen und wiederum ein anderer ist ein angeblicher Prinz aus Ghana. Und dann sind da ja auch noch die Zwillinge Luca und Julian, die einen hohen Unterhaltungswert hatten und die dann irgendwann nur noch als Duo antraten. Die Männer haben den Macherinnen und Machern in diesem Jahr also auch ganz einfach mehr Material geliefert. Sie waren deutlich präsenter als die Frauen, von denen nur wenige wirklich prägend waren.
Für Redseven Entertainment war die Konzeptänderung schon vor dem Start dankbar. Die Produktionsfirma konnte viele Geschichten erzählen, die zum ersten Mal passieren. Umstyling? Ein Unfall? Nackt-Shooting? Auseinandersetzungen? Für die Männer gab es in diesem Jahr unzählige Premieren. Zwillinge, die im Duo antreten? Her damit! Und auch beim Finale am kommenden Donnerstag gibt’s eine Premiere, wenn jeweils ein Mann und eine Frau den Titel "Germany’s Next Topmodel" erhalten. Dass man in den vergangenen Wochen streng genommen zwei Wettbewerbe veranstaltete, einen für die Männer und einen für die Frauen, ist kaum aufgefallen, hier hat das Produktionsteam ganze Arbeit geleistet und eine Show aus einem Guss geliefert.
Dass das auch alles beim Publikum gut ankam, zeigt ein Blick auf die Quoten. Bei den vorläufig gewichteten Daten kommt die aktuelle Staffel bislang auf durchschnittlich 1,62 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Den Abwärtstrend der vergangenen Jahre konnte man damit immerhin stoppen. Endgültig gewichtet liegt der Marktanteil in der klassischen bei rund 20 Prozent - damit ist "Germany’s Next Topmodel" weiter sehr stark unterwegs. Auf Joyn war nach Angaben von ProSieben bislang keine Staffel so erfolgreich wie die aktuelle, so erreicht man in diesem Jahr 55 Prozent mehr Nutzerinnen und Nutzer als noch 2023.
Divers als das neue Normal
Die vielen Änderungen sorgten übrigens für einen angenehmen Nebeneffekt. "Germany’s Next Topmodel" war auch in diesem Jahr auf verschiedenen Ebenen divers unterwegs - musste das den Zuschauerinnen und Zuschauer aber nicht mehr so penetrant unter die Nase reiben, weil man eben viele andere gute Geschichten zu erzählen hatte. Die Macherinnen und Macher einerseits, aber auch Heidi Klum andererseits betonten die Vielfalt unter den Models in den vergangenen Jahren immer wieder - und taten dabei zeitweise so, als sei das der USP des Formats. Kritische Fragen dazu wollte Klum gegenüber DWDL.de vor zwei Jahren aber nicht beantworten.
Es ist vielleicht die größte Errungenschaft: Der fade Beigeschmack aus den letzten Jahren, "Germany’s Next Topmodel" setze vor allem aus PR-Gründen auf Diversity, ist verschwunden. Dabei haben auch die Männer geholfen. Wenn man das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Models im kommenden Jahr, sofern es in dieser Konstellation weiter geht, noch etwas besser ausbalanciert, steht einigen weiteren, unterhaltsamen Staffeln nichts mehr im Weg. Ob vier oder fünf Finger ist da nur noch eine Nebensache.
ProSieben zeigt das Finale von "Germany’s Next Topmodel" am Donnerstag, den 13. Juni, ab 20:15 Uhr.