Als Edin Hasanovic vor wenigen Wochen die Late-Night-Welt betrat, war das zunächst einmal: Laut. Der Schauspieler, der sich in den vergangenen Jahren auch als ambitionierter Entertainer einen Namen in der Branche gemacht hat, machte keinen Hehl daraus, worum es in seiner neuen ZDFneo-Show vorwiegend gehen soll: Um ihn selbst.
Er sang:
"Und nun steh' ich hier vor euch, ihr seid circa zehn Millionen,
plus Mediathek, Mann-oh-Mann, das wird sich lohnen."
Und er sang:
"Die ganze Welt dreht sich um mich, ich bin Edin Hasanovich."
Und er sang weiter:
"Wenn jeden Tag ein Talker neben den Faschisten sitzt,
braucht das Fernsehen einen Pimmel, der ganz klar beschnitten ist."
Alles wohl gemerkt in den ersten Minuten.
Bisher, erklärte Hasanovic dem Publikum im bemerkenswert gelungenen Studio, habe er kein Ventil gehabt, wenn er im privaten Kreis performte. Doch das ändert sich nun: "Jetzt", sagte er, "habe ich diese Show. Ihr werdet also sehen wie es ist, mit mir befreundet zu sein. Das tut mir leid."
Vier Ausgaben von "Edins Neo Night", so der in der Tradition vieler Neo-Shows etwas umständliche Titel seiner Sendung, hat Edin Hasanovic inzwischen absolviert. Und es zeigt sich, dass der Gastgeber Spaß daran hat, sein Rampensau-Image zu pflegen. Kaum ein Monolog, kaum ein Gespräch, in dem er nicht über sich spricht. Und wenn es gerade mal nicht um ihn geht, dann spricht er von seiner Mutter oder dem Kind in seinem Inneren; also irgendwie doch wieder über sich selbst.
Das kann man machen und ist ein guter Schritt, der Late-Night-Show die dringend notwendige persönliche Note zu verleihen. Gleichzeitig erschöpft es sich schnell – erst recht, wenn die Show ansonsten nicht viel mehr zu bieten hat. In den Talks mit seinen Gästen wirkt Hasanovic in den ersten Wochen jedenfalls noch nicht vollends frei. Immer wieder drängt sich der Eindruck auf, dass ihm seine Energie im Wege steht. Besonders deutlich wird das vor allem, wenn die Gäste nicht ganz so eloquent sind wie Steven Gätjen. Die obligatorischen Spiele am Ende wirken zudem einigermaßen austauschbar, weil sie im Allgemeinen wenig zu tun haben mit den Promis, die sich der Gastgeber zum Spielen eingeladen hat. Dazwischen darf sich Hasanovic dann noch in Einspielern als Stand-up-Comedian oder Türsteher probieren. Nichts, was man in ähnlicher Form nicht woanders schon gesehen hätte.
Was "Edins Neo Night" fehlt, ist der wochenaktuelle Bezug. Weil Seapoint - die Produktionsfirma, die in der Vergangenheit auch schon "Studio Schmitt" machte - aber schon alle sechs Folgen der ersten Staffel vor einigen Wochen aufgezeichnet hat, sind Anspielungen auf das Weltgeschehen kaum möglich. Zu groß wäre die Gefahr, dass die Gags zum Zeitpunkt der Ausstrahlung längst veraltet sind. So aber schwebt die neue Show mit jeder Ausgabe ein Stück weit im luftleeren Raum, gefangen im Kosmos des Moderators.
Ohnehin sind sechs Ausgaben freilich viel zu wenig, um abschließend beurteilen zu können, ob Edin Hasanovic eine Late-Night-Show dieser Art auf Dauer tragen könnte. Dass er dazu gewillt ist, daraus machte er im Vorfeld keinen Hehl. Es lässt sich erahnen, dass er das Zeug das hätte. Dafür müssten die einzelnen Zutaten seiner "Neo Night" aber noch besser austariert werden und der Gastgeber dem Publikum auch mal Luft zum Atmen lassen. Ein großes Ego alleine trägt noch keine Show.
"Edins Neo Night", sonntags um 22:15 Uhr bei ZDFneo