Glücklicherweise war die kleine Panne wenige Minuten vor dem Start nicht sinnbildlich für den Rest der Sendung. Ziemlich abrupt wurde Moderator Johannes Zenglein abgewürgt, als er vor dem Beginn der "Tagesschau" schon mal einen Ausblick auf die Themen geben wollte, die sich die Redaktion zum Auftakt von "Leben. Live" ausgedacht hat – jenem Magazin, das von diesem Dienstag an im Ersten einen Monat lang testweise auf dem 15-Uhr-Sendeplatz zu sehen ist.
Das tat Zenglein wenig später, als die "Tagesschau" beendet war, dann einfach noch einmal. Und versprach: "Wir verlängern heute Ihr Leben. 15 gute Jahre sind drin." Ein hehres Versprechen, für dessen Einlösung jedoch Studio-Gast Nina Ruge verantwortlich ist. In ihrem neuen Buch setzt sich die ehemalige "Leute heute"-Moderatorin mit einer gesunden Lebensweise auseinander. Wie ernst sie es meint, ließ sich wenig später erkennen, als Ruge von Johannes Zenglein zu einem Lachs-Cracker-Rezept befragt wurde, dessen Ergebnis nun auf dem Tisch zum Probieren bereitgestellt wurde. "Ich esse sowieso keinen Lachs", gab Ruge zu verstehen, kostete aber zumindest den Cracker. Doch mehr als eine ehrliche 2 auf der Bewertungsskala von 1 bis 10 konnte sie sich nicht abringen. "Die sind tatsächlich ein bisschen trocken", musste dann auch Zenglein einräumen.
Selbst für eine englische Teatime, über die im folgenden Filmbeitrag berichtet wurde, konnte sich Nina Ruge kurz darauf nicht begeistern. "Schweineteuer" seien diese, ließ sie das Publikum wissen. Und auch mit Sylt, der Location einer Live-Schalte, kann die Moderatorin offenkundig nur wenig anfangen. Ob sie ein Sylt-Fan sei, wurde sie von Johannes Zenglein gefragt – und bekam auch hier eine ehrliche Antwort: "Nee, eher nicht. Ist mir zu viel Wind."
Ob Nina Ruge nach ihrem Besuch im Baden-Badener Studio in Zukunft auch privat "Leben. Live" einschalten wird, darf also eher bezweifelt werden, nimmt man ihre Reaktionen auf die Themen der Premieren-Sendung zum Maßstab. Allerdings hat das SWR-Team einiges dafür getan, mit dem Neustart sein öffentlich-rechtliches Kernpublikum abzuholen, dabei aber auch wenig Überraschendes geliefert. Ein wenig Talk hier, ein paar Mode-Tipps dort. Zwischendurch ein Talk mit einem Schauspieler, der nach vielen Jahren seinen leiblichen Vater wiederfand. Und um zumindest ein wenig Action zu suggerieren, rief "Leben. Live" in Westerland eine kleine "Strandolympiade" ins Leben.
Als "neue Programmfarbe" bewarb die ARD die Sendung im Vorfeld, was freilich ein bisschen geflunkert ist, wirkt "Leben. Live" doch wie eine Mischung aus "Volle Kanne", "Live nach Neun" und dem "ARD-Buffet", das nur wenige Stunden zuvor ebenfalls aus Baden-Baden gesendet wurde. Dazu kommt, dass das Studio mit seinen Erd- und Blautönen nur wenig lebhaft daherkommt. Ganz im Gegensatz zu Johannes Zenglein, der erkennbar darum bemüht ist, "Leben. Live" die nötige Lockerheit zu verleihen und sich als gute Wahl entpuppt.
Vier Wochen haben die Zuschauerinnen und Zuschauer nun Zeit, sich auf das neue Angebot einzulassen. Danach wird sich an den Quoten ablesen lassen, ob "Leben. Live" eine Zukuft hat. Vielleicht kommt ja sogar noch einmal Nina Ruge ins Studio. Auf Teatime und Lachs sollte das Team dann aber besser verzichten.
"Leben. Live - Mein ARD-Nachmittag", montags bis freitags um 15:03 Uhr im Ersten