Teddy Teclebrhan ist ein Phänomen. Weit über eine Million Menschen folgen dem Komiker alleine auf Instagram und wenn er in großen Hallen auftritt, dann sind diese zumeist bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach konventionellen Maßstäben müsste die Voraussetzungen also ziemlich gut sein, dass Teclebrhan auch im Fernsehen das Zeug zum Abräumer hat. Dort allerdings fristete der inzwischen 40-Jährige bislang allerdings eher ein Nischendasein – was aber auch daran liegen könnte, dass es bislang schlicht am perfekten Format für ihn fehlte.
"Teddy gönnt dir", eine von Stefan Raab produzierte Spielshow, die als Reaktion auf Teclebrhans Niederlagen-Serie bei "Schlag den Star" mit seinem Verlierer-Image spielte, war zwar amüsant, aber zu konventionell, und auch bei der zuvor ausgestrahlten Comedyshow "1:30" gelang es nicht so recht, die Stärken des Comedians in den Vordergrund zu stellen. Die Amazon-Show "One Mic Stand" wiederum, bei der Teddy Teclebrhan als Gastgeber fungierte, war viel zu wenig ausgereift, um Spuren in der Entertainment-Landschaft zu hinterlassen.
Nein, ein allzu glückliches Händchen bei der Format-Auswahl kann man dem sonst so treffsicheren Mann, nicht unterstellen. Dass es Prime Video nun erneut mit Teddy Teclebrhan versucht, ist also ehrenhaft. Und tatsächlich scheint es, als habe der Komiker, der mit seiner Ethno-Comedy auf krude Weise Kiezdeutsch mit Schwäbisch verbindet, endlich doch noch seine passende Spielwiese gefunden. Möglich ist das, weil der Name seiner neuen Show, ähnlich wie bei seinen Anfängen vor mehr als zehn Jahren bei ZDFneo, glücklicherweise Programm ist: "Die Teddy Teclebrhan Show".
Keine Spielshow, kein Karl Lauterbach, der zum Comedian ausgebildet werden soll; kein unnötiger Ballast. Stattdessen: Teddy pur. Damit das gelingt, hat sich Teclebrhan, der die Sendung neben Leonine Studios mit seiner neuen Firma auch selbst produziert, den Stotzenhof ins Studio bauen lassen, eine Hommage an ein inzwischen abgerissenes Jugendzentrum in Mössingen bei Tübingen, auf dessen Parkplatz er einst selbst mit seinen Freunden abhing. Ein solcher Parkplatz bildet nun auch die Bühne, auf der Teclebrhans Figuren Antoine, Percy oder Ernst Riedler authentisch wie nie zuvor wirken.
Gerade die Momente, in denen er vor Publikum in seinen Paraderollen mit Stars wie der Soulsängerin Joy Denalane oder dem Moderator Steven Gätjen performt, singt oder herumblödelt, erweisen sich als große Stärke der "Teddy Teclebrhan Show"; weniger die zweifelsohne gut produzierten und mit Heiner Lauterbach, Iris Berben oder David Alaba nicht weniger prominent besetzten Einspielfilme. Herausgekommen ist eine bunte Revue, in der zunächst wenig auf einen roten Faden hindeutet, die aber als Gesamtkunstwerk trotzdem funktioniert.
Gleichwohl besteht die Gefahr, dass die Sendung trotz ihrer Bestbesetzung als Nischenprogramm wahrgenommen werden könnte, weil Teddy Teclebrhan eben keineswegs durchweg den Schenkelklopferhumor eines Mario Barth bedient und das Dargebotene bei Weitem nicht so leicht zugänglich daherkommt wie der Amazon-Hit "LOL". Zwischen lustigen Sprüchen ("Du bist so verlogen! Da ist das, was ich an dir schätze!") sind es gerade die leisen Zwischentöne und das verschmitzte Schmunzeln von Teclebrhan oder seinem Gegenüber, die den Charme dieser Show mit ihrer gleichermaßen ästhetischen wie cineastischen Anmutung ausmachen.
Wer Teddy mag, wird ihn ganz sicher auch in seinem neuen Format lieben. Das ist gewiss ein erheblicher Fortschritt, gemessen an den Sendungen, in denen er bislang in Erscheinung trat.
"Die Teddy Teclebrhan Show", dienstags bei Prime Video