Eigentlich sind Florian Eder und seine Schwester Bärbel zur alten Schreinerwerkstatt ihres Onkels gekommen, um den Verkauf zu besiegeln. Lange stand sie leer, seit der alte Meister Eder starb. Nun möchte Herr Dangel die Räumlichkeiten für seine Enkelin Marlene kaufen. Alles scheint geklärt, doch dann kommt es anders: Als der junge Eder für einige Minuten alleine in der Werkstatt ist, beginnt es zu spuken – mit bekanntem Ausgang: Ein rothaariger Kobold bleibt am Leimtopf kleben und wird plötzlich sichtbar.
Schnell wird klar: Es ist der Pumuckl. Und der ärgert sich gewaltig, als die neuen Besitzer sein kleines Holzbettchen einpacken, um es zuhause zu einem Puppenbett umzufunktionieren. Es kommt, wie es kommen muss: Der Kobold folgt den Dangels und stellt deren Wohnung so lange auf den Kopf, bis nicht nur das Bett an den angestammten Platz zurückkehrt, sondern mit Handschlag besiegelte Verkauf wieder rückgängig gemacht wird. Und so ist es nicht die junge Marlene, sondern der Neffe des alten Eder, der die Werkstatt als ehemals gelernter Schreiner von nun an einfach selbst verwendet – und sich fortan mit dem Kobold anfreundet.
Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Ende der beliebten Kinderserie „Meister Eder und sein Pumuckl“ ist damit der Grundstein gelegt für neue Kobold-Geschichten. Die enge Nähe zum Original, für die sich die Autoren Moritz Binder und Katharina Köster zusammen mit der Produktionsfirma NeueSuper und dem Streamingdienst RTL+ entschieden haben, hätte gehörig schiefgehen können, weil das Original mit seiner liebevollen-humorigen Schrulligkeit wie kaum eine andere deutsche Kinderserie so prägend war. Doch von Beginn an wird deutlich, dass die Sorge unbegründet ist – gerade weil sich die Macher von heute aller Zutaten bedienen, die schon die Serie von einst ausmachten.
Dabei gelingt ihnen der bemerkenswerte Spagat, das Gefühl von früher exakt zu treffen, ohne die „neuen Geschichten vom Pumuckl“ altbacken wirken zu lassen. Da dürfen die Kinder sogar mal "Scheiße" fluchen. Wie viel Liebe in dieser Neuauflage steckt, wird ganz besonders am Setting deutlich: Auch wenn der alte Münchner Innenhof mit der Eder-Werkstatt in Wirklichkeit längst nicht mehr existiert, wurde der Schauplatz so täuschend echt nachgebaut, dass man sich als Zuschauer schon in der ersten Sequenz zurückversetzt fühlt in die Zeit, in der sich noch der grantelnde Gustl Bayrhammer um den Kobold kümmerte.
Der bayerische Zungenschlag, einst prägend für die Serie, findet sich übrigens auch in der Fortsetzung wieder. Das mag für alle jenseits des Weißwurst-Äquators mitunter zwar eine kleine Herausforderung darstellen, verleiht der Geschichte aber zusätzliche Authentizität.
Gelungen ist zudem die Besetzung: Florian Brückner geht in der Rolle des jungen Eder regelrecht auf und mit Ilse Neubauer als aufmerksamer Frau Stürtzlinger, Matthias Bundschuh als spaßbefreitem Nachbarn und besagtem Herrn Dangel, gespielt von Hans Stadlbauer, wurden wunderbare Nebenfiguren eingeführt. Und dann ist da natürlich auch noch der Pumuckl, dessen Stimme einem ebenso bekannt vorkommt wie die Werkstatt. Das hängt damit zusammen, dass die Stimme des Kabarettisten Maximilian Schafroth mittels Künstlicher Intelligenz in die unverkennbare Pumuckl-Stimme des vor einigen Jahren verstorbenen Hans Clarin umgewandelt wurde. Vermutlich hat sich der Einsatz von KI nie mehr gelohnt als in dieser Serie.
Und während Clarin also in Pumuckls Stimme weiterlebt, bleibt auch Gustl Bayrhammer unvergessen. Nicht nur in der ersten Folge wird dem alten Eder gedacht, eine spätere Folge widmet sich gar dem Tod und führt Pumuckl und Florian Eder ans Grab des toten Schreinermeisters. Mit viel Fingerspitzengefühl und einer Prise Humor nimmt die Serie diesem Thema ihre Schwere.
Szenen wie diese, aber auch prominente Gastauftritte und natürlich all die wunderbaren Details, die es rund um den Kobold und die Werkstatt zu entdecken gibt, stellen die eher mäßigen "Pumuckl"-Filme, die 1993 und 2003 entstanden sind, schnell in den Schatten und machen die "Neuen Geschichten vom Pumuckl" zur wohl besten Kinderserie, die es aktuell im deutschen Fernsehen zu sehen gibt. Ganz besonders, weil auch die Erwachsenen Spaß daran haben werden.
"Neue Geschichten vom Pumuckl", in den Stimm-Versionen mit Maximilian Scharfroth und Hans Clarin (KI) ab sofort bei RTL+ . Bei RTL laufen alle 13 neuen Folgen am 1. und 2. Weihnachtstag im Nachmittagsprogramm