Foto: Sat.1In den 90er Jahren traute sich das Privatfernsehen viel. Vielleicht manchmal zu viel, vielleicht oft zu wild, bunt und chaotisch. Aber man experimentierte und hatte damals ohnehin noch keinen Ruf zu verlieren. In diese Zeit hätte "Sasha - Die Show" bestens gepasst. Mehr dazu später. Die Tageszeitungen überboten sich am Samstag mit Sasha-Interviews oder werbenden Vorberichten zur Show, deren journalistischer Gehalt sich schon daran erkennen ließ, dass die Autoren vielfach gar nicht bemerkt und vermerkt hatten, dass Sat.1 die Show auf 21.30 Uhr verschoben hatte - aus Angst vor "Deutschland sucht den Superstar".

Jetzt ist allein deswegen schon die Frage berechtigt, wie ernst es Sat.1 mit dem Versuch einer klassischen Samstagabendshow eigentlich meinte. Aber nun klang die Idee dem Schwiegermutter-Schwarm Sasha eine eigene Show zu geben, nicht zu abwegig um am Samstagabend nicht doch einen Blick zu riskieren. Mit seinem musikalischen Ausflug als Dick Brave bewies Sasha immerhin Wandlungsfähigkeit und Humor. Letzteren hätte man am Samstagabend gerne gesehen. Zwar verwandelte bzw. verkleidete sich Sasha für peinliche Einspieler, zog mit Hans-Werner Olm durch Hamburg oder überraschte per versteckter Kamera: Doch witzig war das nicht.
 


Wohl fühlte sich Sasha nur dann, wenn er das Mikrofon in seiner Hand dazu nutzen durfte um das zu tun, was er wirklich kann: Singen. Immer dann, wenn Musik erklang, war die Show so etwas wie gute Unterhaltung. Nur fragt man sich angesichts der Tatsache, dass Sat.1 die Show bei Erfolg fortsetzen wollte, wie Sasha weitere Abende füllen soll. Noch einmal die gleiche Musik? Oder einfach noch mehr Werbung?

Diesmal jedenfalls ging es während der Sendung immer wieder um seine neue Tournee, seine neue CD und der passenden Klingelton wurde auch zu jeder Darbietung angeboten. Ob aber die Klingelton-Bestellinfos oder die völlig unsinnigen Kommentare des Comedy-Duos Christian Tramitz und Rick Kavanian nerviger waren, will man gar nicht bewerten. Am Besten ignorierte man beides - zu mal die lustig gemeinten Sprüche von Tramitz und Kavanian rein akustisch kaum zu verstehen waren.

Foto: Sat.1Wie schon gesagt: Sasha wirkte in diesem Stückwerk aus Einspielern, Werbung, Musik und Peinlichkeiten nur dann glücklich, wenn er sang. Und das tat er immerhin einige Male - allein und im Duett mit Janine Kunze, Paul Young oder seiner Freundin Marta Jandová. Freud und Leid lagen bei der Sendung allerdings eng beeinander. So konfrontierten Laudatoren wie Hugo Egon Balder und Elton Sasha mit Erinnerungen aus seiner Kindheit und gaben der Show einen Hauch von ARD-Geburtstagsgalas, in denen alternde Stars noch einmal gefeiert, bevor es zu spät sein könnte.

Für den größten Lacher sorgte Sashas früherer Deutschlehrer und Leiter der Theater AG, der kurz den zweideutigen Satz loswerden durfte, Sasha sei bi - er könne singen und spielen. Dass Lehrer nicht allwissend sind, wussten wir schon immer. Und so sollte Sasha sich auf das Singen konzentrieren. Das kann er, keine Frage.