Die Krone für die meisten Sünden im deutschen Trash-TV-Business geht bisher eindeutig an RTL+. Der Streamingdienst hat in den vergangenen Jahren mit Formaten wie "Are you the One?", "Temptation Island" und "Ex on the Beach" Plattformen für mehr oder weniger geltungssüchtige junge Personen gefunden und mit den in den lauten Produktionen erzählten Geschichten in einer spitzen Zielgruppe durchaus gepunktet. Wer sich besonders gut präsentierte, schaffte es sogar bis ins Dschungelcamp. Joyn möchte dieses Feld nun offenbar nicht mehr allein den RTL-Kolleginnen und -Kollegen überlassen und hat für die kommenden Monate gleich mehrere neue Trash-Formate angekündigt.
Das neue "Party Workers", von dessen französischer Version es bereits etliche Staffeln gibt, dürfte daher schon einmal einen Vorgeschmack liefern, welche Fülle an Nebensächlich- und Oberflächlichkeiten da abgefilmt wurden. Welches Niveau "Party Workers" anstrebt, wird übrigens schon am Anfang klar, als eine Kandidatin des Formats, kurz nachdem sie sich für die Vorstellungsbilder im Bikini noch im nassen Sand rekelte, ankündigte, sich nun "einen reinsaufen" zu gehen. "Super", dass sie wenig später dann auch feststellen kann, dass alle anderen in dem Format auch "Bock" hätten, mit ihr einen zu trinken.
Dass Hochprozentiges in dem Format eine wichtige Rolle spielt und weniger dezent vorkommt als in anderen Realityshows, die Alkohol ebenfalls bereitstellen, wird in den ersten Minuten der Joyn-Produktion mehr als deutlich. "Jetzt saufen wir uns erst einmal fett einen rein und trinken bitte alle einen Shot", wird gerufen. Es geht um Party, es geht um Befriedigung der eigenen (Vergnügungs-) Sucht und natürlich geht es auch um das Interesse am anderen Geschlecht. "Sie hat einen tollen Charakter. Das sehe ich auf den ersten Blick", säuselt einer der Kandidaten über eine neu angekommene Teilnehmerin. Und klar, Konflikte dürfen auch in diesem Format nicht fehlen. An ihnen mangelt es auch nicht, weshalb einer der Kandidaten, dessen 400-Euro-Armband eine, na klar, Alkoholdusche abbekam, recht bald auch in den Empörungsmodus schaltet: "Ich bin irgendwie schon wieder auf 160."
Ob es einen tieferen Sinn hinter dem Format gibt, ist fraglich, eine grobe Spielidee aber ist vorhanden, auch wenn sie anfangs nur spärlich Platz in den Szenen einnimmt. Denn eigentlich muss die u.a. aus einer Gogo-Tänzerin und einem Industriemechaniker zusammengewürfelte Truppe auf Mallorca Jobs erledigen, um sich ihren Luxus in der Finca zu verdienen. Dass es mitunter nicht funktioniert und dass Luxus verloren gehen wird, lässt sich also unschwer vorausahnen. Und auch sonst wirkt das Format mitunter steif und vorhersehbar. Einer der Gründe könnte sein, dass die Produktion aus dem Hause Banijay auf fest installierte Kameras verzichtet hat, was es notwendig werden ließ, dass immer auch Kamerateams um die Teilnehmenden herum waren.
"Ex on the Beach", dessen diesjährige Staffel kürzlich zu Ende ging, ging anders vor – was immerhin der Authentizität des Casts zugute kam. Und so bleibt "Party Workers" zu oberflächlich, da ändert auch eine angerissene Diskussion darüber nichts, ob es nun einen Unterschied mache ob ein Mann oder eine Frau bisexuell sei. Nun ist Oberflächlichkeit in einem TV-Trash-Format nichts grundsätzlich verwerfliches, anders verhält es sich bei der fehlenden warnenden und mahnenden Einordnung aus dem Off bei einer Vielzahl an gezeigten Szenen.
Durst allein dürfte zudem für die Kandidatinnen und Kandidaten zudem kein Auswahlkriterium für das nächste Dschungelcamp sein. Im Rennen um weitere Kronen in Sachen Trash-Sünden bringt "Party Workers" Joyn im Duell mit RTL+ in eine gute Ausgangsposition. Ihr volles Potential schöpft die Mallorca-Produktion aber dennoch nicht aus. "Jeder ist am Ende eh besoffen, also ist's egal", lacht eine Kandidatin am Ende der ersten Folge in die Kamera. Darauf eine Cola, alkoholfrei.
"Party Workers", ab 31. August bei Joyn. Die erste Staffel umfasst 16 Folgen, jede Woche werden davon zwei veröffentlicht.