ZDFneo hat sich in den zurückliegenden Monaten zum King of Comedy unter den deutschen Fernsehsendern entwickelt, Zeuge davon sind eine ganze Reihe frischer Serien, die vom Publikum und Kritikerinnen und Kritikern gleichermaßen gefeiert wurden. Daher überrascht es nicht, dass der Sender nun auch im Sommer nachlegt: "Ready.Daddy.Go!" heißt die neue Instant Fiction Comedyserie, in deren Mittelpunkt man den schwulen Mann Michel, gespielt von Fridolin Sandmeyer, gestellt hat.
Dieser Michel ist getrieben von einem unbändigen Wunsch: Er will ein Kind. Daher schleppt er seinen Ehemann Dirk (Florian Jahr) auch mit zum Jugendamt, damit sie gemeinsam einen Adoptionsantrag einreichen. Und als sie endlich als mögliche Adoptionseltern bewilligt werden, bemerkt Dirk, worauf er sich eingelassen hat - denn eigentlich will er gar keine Kinder. Er lässt Michel stehen, der seinen Kindertraum daraufhin alleine erfüllen will.
Nach Angaben des ZDF liegt die Besonderheit der von Smac Media produzierten Serie in der "überhöhten und humorvollen Sichtweise einer queeren Figur auf die über-bürokratischen Abläufe des Kinderkriegens". Tatsächlich wird der bürokratische Aufwand, den homosexuelle Paare betreiben müssen, um ein Kind zu bekommen, anschaulich dargestellt. Oft schlägt die "humorvolle Sichtweise" aber in billigen Klamauk um. Sei es, wenn sich Michel nach seiner gescheiterten Beziehung ins Nachtleben stürzt, um dort einen neuen Mann zu finden. Oder auch auf dem Jugendamt: Es würde sicherlich besser wirken, würde Eva Karl-Faltermeier als Jugendamtsmitarbeiterin mit ihrer Gesichtsakrobatik nicht den Eindruck machen, als sei sie gerade der "heute show" entsprungen. Hier wie da ist vieles schlicht "drüber" und das alles macht die Figuren nicht sehr authentisch.
Manchmal mehr Drama als Comedy
Auch der unbedingte Wille von Michel, ein Kind zu bekommen, ist auf Dauer der sechs Folgen etwas anstrengend. Sei es Adoption, Pflege, Leihmutterschaft oder Co-Parenting. Die Serie hetzt durch die Möglichkeiten für Homosexuelle, ein Kind großzuziehen - und dabei bleibt der Humor etwas zu oft auf der Strecke. Dass Schwule durch ihre Wohnung rennen und schon alles kindersicher machen, obwohl ihr Adoptionsantrag noch nicht einmal bewilligt wurde, ist jedenfalls ebenso ein Klischee wie der Glaube, man müsse "besser als die Heten" sein, wie Michel ganz zu Beginn der Serie sagt. Christof Pilsl, der Regie führt und die Drehbücher zusammen mit Sven Hasselberg geschrieben hat, kratzt hier leider zu oft an der Oberfläche eines an sich wichtigen Themas.
"Ready.Daddy.Go!" hat aber auch durchaus schöne Momente. Etwa da, als Michel kurzzeitig ein achtjähriges Mädchen bei sich zu Hause hat - und dabei so einiges schief läuft. Am Ende wird es aber doch noch ein schöner Tag für alle Beteiligten - hier ist die Serie mitunter mehr Drama- als Comedy-Serie. Und man mag sich gar nicht ausmalen, welches Potenzial in der Serienidee steckt, würden Kinder eine tragendere Rolle spielen - und nicht nur der Wunsch des Hauptdarstellers nach ihnen. Wäre man die ganze Sache dann noch etwas subtiler angegangen, würde sicherlich viel Comedy-Potenzial in der Idee stecken.
Situationskomik gut, aber Figuren überzeichnet
Immerhin funktioniert die Situationskomik in der Serie teilweise gut. Sei es in Gesprächen zwischen Michel und seinen bayerischen Eltern, oder wenn er mal wieder mit seiner besten Freundin Elli (Maike Jüttendonk) über seinen Kinderwunsch spricht. Nicht selten ist es Elli, die Michel den Kopf wäscht. "Scheiße wer bist du, der verrückte Hutmacher?" entfährt es ihr etwa in dem Moment, als sie sieht, wie absurd-perfekt Michel das Treffen mit einer potenziellen Pflegetochter geplant hat. Immer wenn Maike Jüttendonk im Bild auftaucht, sind Lacher garantiert. Gut, dass sich ein Teil der Story im Verlauf der Serie auf ihre Figur verlagert.
Dass die Situationskomik sitzt, ist eine gute Nachricht für die Macher von "Ready.Daddy.Go!", ZDFneo-Chefin Jasmin Maeda hatte das zuletzt gegenüber DWDL.de als Erkenntnis der Comedy-Offensive ausgegeben. Andererseits: Die Figur Michel funktioniert nur bedingt, weil er als Narzisst angelegt und das Identifikationspotenzial damit gering ist. Außerdem sind alle Figuren durch ihre im Drehbuch angelegte Überzeichnung die meiste Zeit hinweg wenig authentisch und die Dialoge oft zu klamaukig und überdreht. Das ist schade, denn die Serie verhandelt eigentlich ein wichtiges Thema. Dass Figuren und Handlungen aber derart überzeichnet sind, wird der Sache nicht gerecht.
ZDFneo zeigt jeweils drei Folgen von "Ready.Daddy.Go!" am 22. und 29. August jeweils ab 21:45 Uhr. In der Mediathek steht die Serie bereits zum Abruf bereit.