Insofern war es spannend, wie die Macherinnen und Macher der Screenforce Days auf diese besondere Überraschung reagieren würden. Und die ziemlich enttäuschende Antwort lautet: gar nicht. Tatsächlich wurde der Sport-Talk ausgestrahlt, Schröder konnte darin aber nicht auf seine Abberufung reagieren, denn das Gespräch mit Moderatorin Esther Sedlaczek war aufgezeichnet.
Das führte natürlich zu einigen kuriosen Momenten. Schröder wurde im Talk natürlich als Vorstandsvorsitzender der Sport1 Medien AG angekündigt, der er mittlerweile gar nicht mehr war. Und auch wenn es über weite Strecken hinweg ganz grundsätzlich um den Sport(rechte)-Markt und Veränderungen auf eben diesem ging: Oft genug erklärte Schröder auch dezidiert die Strategie von Sport1. Etwa da, als er die elementare Rolle des Free-TV für Sport1 betonte. Aufsichtsratschef Bernhard Burgener ließ sich in der Pressemitteilung zum Umbau so zitieren: "Die stark veränderten Rahmenbedingungen machen eine Neuausrichtung und stärkere Fokussierung auf das Digitalgeschäft und die Etablierung neuer Geschäftsfelder erforderlich." Das muss sich beides nicht zwingend ausschließen, aber die unterschiedlichen Schwerpunkte wurden an diesem Dienstag mehr als deutlich.
Sport funktioniert nur live
Als Esther Sedlaczek Balkausky und Schröder zum Gespräch begrüßte, kündigte sie zudem an, auch über "die Zukunft des Sportfernsehens" sprechen zu wollen - und die Zuschauerinnen und Zuschauer des Screenforce-Livestreams blieben, sofern sie sich zuvor nicht schlau gemacht hatten, im Unklaren darüber, dass Olaf Schröder diese Zukunft zumindest auf Seiten von Sport1 gar nicht mehr mitgestalten wird. Auch das (nun abgeblasene) 30-jährige Jubiläum von Schröder bei Sport1 bzw. dessen Vorgänger DSF wurde kurz angeschnitten.
Gegipfelt ist der Sport-Talk schließlich in einer Aussage von Olaf Schröder, der erklärte, potenzielle Werbekunden sollten doch einfach ihn anrufen, wenn sie digital im Sport-Umfeld werben wollen - und nicht Balkausky, weil die ARD diese Möglichkeit im Digitalen überhaupt nicht hat. Wie gesagt: Das Gespräch war aufgezeichnet und so ist dem ehemaligen Sport1-Chef an dieser Stelle kein Vorwurf zu machen. Das alles zeigt aber sehr anschaulich, wie kurzfristig wohl auch bei Sport1 die Personalentscheidungen gefallen sind. Noch am Montag wies Schröder via LinkedIn auf den Sport-Talk mit Balkausky hin.
In Teilen hätte die Situation noch von Screenforce-Moderator Wolfram Kons aufgelöst werden können, doch auch der sagte in der An- und Abmoderation des Sport-Talks nichts über die erfolgte Abberufung von Olaf Schröder. Unklar ist, ob Kons überhaupt davon wusste. Schließlich kam die Meldung erst, als die Screenforce Days bereits liefen und Kons live vor Ort in Köln im Einsatz war. In jedem Fall zeigt diese Kuriosität das, was auch Balkausky und Schröder in ihrem Gespräch immer wieder betont haben: Sport funktioniert nur live. Das gilt offenbar auch für Sport-Talks. Und das wissen sie nun also auch bei den Screenforce Days.