Das Timing der Programmierung hätte gewiss besser sein können. Gerade erst haben die Star-Auswanderer Manuela und Konny Reimann ihre von der Kamera begleitete Wohnmobil-Rundreise durch die USA erfolgreich absolviert, da steht bei Kabel Eins schon der nächste "Roadtrip Amerika" an. Damit der Unterschied auf den ersten Blick erkennbar ist, hat der Sender sein neues Format praktischerweise mit einem Untertitel versehen. Und so begeben sich also ab sofort "drei Spitzenköche auf vier Rädern" durch die Vereinigten Staaten.
Die drei Spitzenköche, das sind Frank Rosin, Alexander Kumptner und Ali Güngörmüş – TV-erprobtes Personal also, für das die mehrwöchige Reise von Kalifornien über Nevada, Arizona und Texas bis nach Florida aber ganz sicher eine andere Herausforderung darstellt als die Produktion von "The Taste" oder der "Küchenschlacht" im heimeligen Fernsehstudio.
Es dauert wenig überraschend nicht allzu lange, bis bei den Köchen die ersten Nerven blank liegen. "Lass deine Zickerei", stänkert Frank Rosin seinen österreichischen Mitreisenden Alexander Kumptner an, weil der unmissverständlich zu verstehen gibt, wie wenig er davon hält, dass Rosin kurz zuvor beim Besuch einer Schrottplatz-artigen Rippchen-Braterei in dessen Burger gebissen hat. "Wenn ich sauer bin, bin ich schlimmer als beide zusammen", gibt Kumptner wenig später zu und lässt das Publikum wissen: "Ich hab schon gerne recht."
Dass er während einer Pizza-Rezeptanalyse mehrfach unterbrochen wird, stößt wiederum Rosin erkennbar sauer auf. Und so zeigen schon die ersten von insgesamt rund 4.500 Meilen, dass – aller Freundschaft zum Trotz – durchaus Spannung in der Luft liegt, wenn drei große Egos über mehrere Wochen hinweg auf engstem Raum gemeinsam durch die Staaten rollen.
Überspringen will der Roadtrip-Funke zumindest in der Auftakt-Folge nicht so recht, weil nie vollends klar wird, warum genau sich Rosin, Kumptner und Güngörmüş auf das Abenteuer einlassen – erst recht, weil Güngörmüş schon vor der Abfahrt seine Abneigung für Urlaube dieser Art kundtut. "Ich hasse Camping", lässt der Koch wissen, ehe Alexander Kumptner mit Blick auf die Toiletten-Situation im Wohnmobil direkt die erste Regel aufstellt: "Wer kackt, putzt." Auch sonst scheint die Pipi-Kacka-Thematik einen besonderen Reiz auf das Trio und die TV-Crew auszustrahlen: Gleich mehrfach geht’s um Furzen und artverwandte Aspekte – ein wenig zu oft für rund 90 Sendeminuten.
Lässt man das außen vor, dann bietet der "Roadtrip USA" dem Publikum nur wenig Neues. Sicher, die kulinarischen Ausflüge der Köche vom Besuch beim 15-fachen Pizza-Weltmeister bis hin zur Geschmacksprobe 1000-jähriger Eier im Chinatown San Franciscos sind durchaus interessant bis amüsant, doch hätte es dafür wirklich einen Roadtrip gebraucht? Und die Idee, Ralf Moeller in Los Angeles zu besuchen, wie die Vorschau auf die zweite Folge verrät, wird Kabel Eins ganz sicher keinen Innovationspreis einbringen. Ähnlich uninspiriert sind nur die Kommentare des Off-Sprechers, der Sätze spricht wie: "Ein leerer Bauch kutschiert nicht gern" oder "Ein Spitzenkoch verliert nicht gern."
Über vier Folgen wird sich der "Roadtrip Amerika", der übrigens auf der Idee eines britischen Originals basiert, erstrecken. Danach reicht's dann aber auch erstmal mit USA-Reisen bei Kabel Eins.
"Roadtrip Amerika - Drei Spitzenköche auf vier Rädern", donnerstags um 20:15 Uhr bei Kabel Eins