Bei der Rettungsaktion für Sat.1 greift Doppel-Senderchef Daniel Rosemann neuerdings zum Äußersten. Um dem gebeutelten Bällchensender unter die Arme zu greifen, überlässt er Sat.1 ab sofort sonntags das Blockbuster-Feld und versucht es bei ProSieben mit Eigenproduktionen. Das ist nichts weniger als ein Paradigmenwechsel für den Sender, der lange wie kein anderer mit US-Kinohits in Verbindung gebracht wurde.
Und es ist zugleich ein beträchtliches Risiko, schließlich ist die Liste von Formaten, die am hart umkämpften Sonntagabend gefloppt sind, durchaus beträchtlich. Wie ernst Rosemann es meint, zeigt die Ankündigung gleich mehrerer Sendungen, mit denen ProSieben den Hollywood-Glanz vergessen machen möchte. Allerdings klingen die Neustarts mitunter derart ähnlich, dass es schwerfallen dürfte, dem Publikum die Unterscheidbarkeit zu erklären. Ob "Mission: Job Unknown", "Country Challenge" oder, wie jetzt zum Start, "Local Hero" – hier wie dort geht s um Promis, die außerhalb Deutschlands diverse Aufgaben zu erledigen haben. Abwechslung? Fehlanzeige.
Dabei macht nicht einmal der Chef selbst einen Hehl daraus, dass sich die Format ähneln. "Man sieht entspannt, wie sich Promis einer besonderen Aufgabe stellen und taucht in spannende Länder, Kulturen und Welten ein. Große Bilder, spannende Geschichten, Aufgaben und Erlebnisse - einfach Wegträumen zum Wochenausklang", ließ Daniel Rosemann im Vorfeld wissen. Frei nach dem Motto: Was bei "Kitchen Impossible" funktioniert, muss auch bei ProSieben klappen – nur eben ohne Mälzer und Kochlöffel.
Offenbar hat ProSieben dabei allerdings vergessen, dass es ein solches Format schon längst im eigenen Programm gibt: Das "Duell um die Welt" funktioniert, aller Abnutzungserscheinungen zum Trotz, ganz ähnlich wie der erste Sonntags-Neustart. Gut, Studio-Elemente fehlen ebenso wie Joko und Klaas, doch anstelle des "Weltmeisters" wird eben der "Local Hero" ermittelt. Zum Auftakt sind es die Choreografin Nikeata Thompson und der TV-Chef-Experimentierer Jenke von Wilmsdorff, die von ProSieben und Brainpool nach Mexiko verfrachtet werden, um sich in diversen vermeintlich landestypischen Aufgaben zu battlen, die ihnen eine ominöse Stimme an einem ebenso ominösen orangefarbenen Telefon stellt.
Das funktioniert über weite Strecken hinweg erstaunlich gut, weil die Qualität der Produktion sehr ansehnlich ist und die beiden Protagonisten sichtlich Spaß daran haben, sich den Herausforderungen zu stellen – etwa dem Spielen eines Ballsports, der seinen Ursprung bei den Azteken hat und darauf abzielt, die Kugel ausschließlich mit der Hüfte zu bewegen. "Kein Wunder, dass der Sport nicht die Welt erobert hat", resümiert Wilmsdorff, dem man wahrlich nicht vorwerfen kann, nicht alles gegeben zu haben. Mal schmerzt sein Fuß, ein anderes Mal die Rippe – und anders als Thompson traut er sich sogar, von einer Klippe zu springen.
Als großes Manko von "Local Hero" erweist sich allerdings die Harmlosigkeit der meisten Challenges. Sich im Sombrero einer Mariachi-Band anzuschließen und vom ungläubig dreinblickenden Publikum auf der Straße Peseten einzusammeln, ist ebenso unspektakulär wie der Versuch, eine Hand voll Esel mittels Karotten in ihren Stall zu locken. Als Kontrast dazu wandelt "Local Hero" zwischenzeitlich gar auf den Spuren des Dschungelcamps, wenn sich Thompson und Wilmsdorff beim Markt-Besuch auf ein tierisches Festmahl mit Grashüpfern, Riesenskorpionen und frittierten Fröschen einlassen. Nach nunmehr 15 "IBES"-Staffeln kann das aber freilich niemanden mehr so richtig schocken.
Und so fehlt es dem ProSieben-Neustart vor allem an Fallhöhe. Wenn sich Joko und Klaas mit ihren Teams duellieren, geht es ebenso um die Ehre wie beim Koch-Wettbewerb zwischen Tim Mälzer und seinen Herausforderern. Wer, wie bei "Local Hero", am schönsten einen folkloristischen Tanz aufführen kann, ist im Vergleich dazu herzlich egal. Als dauerhafter Blockbuster-Ersatz könnte das möglicherweise ein bisschen zu wenig sein.
"Local Hero", sonntags um 20:15 Uhr bei ProSieben