Ein Kamera-Rundgang durch die Räumlichkeiten der Intendanz – das dürfte mit einiger Sicherheit ein Novum sein. Doch besondere Momente verlangen besondere Einblicke; der Fall Schlesinger fällt ganz sicher in diese Kategorie. Und so ist am Tag nach dem Rücktritt der Intendantin also zur besten Sendezeit im RBB Fernsehen zu sehen, wie sich Patricia Schlesinger im 13. Stock ihres Senders einrichtete.
Durchaus staunend berichtet der Reporter vom neuen Boden, "ökologisch hochwertiges Parkett aus Italien, vorgeölt, knapp 17.000 Euro". Dazu Bilder von einer mit Pflanzen begrünten Wand im Wert von 7.500 Euro sowie "mehrere Sofas für 20.000 Euro", wie es heißt.
Nun wird es sicher nicht das erste Mal gewesen sein, dass ein Mitarbeiter des RBB die heiligen Hallen der Intendanz betreten hat. Und doch sind es bemerkenswerte Szenen in einer ohnehin bemerkenswerten Sondersendung, die der RBB am Montagabend ausstrahlte. Man kann sie vielleicht als Anfang einer dringend notwendigen Transparenz-Offensive sehen, die eben nicht von der ehemaligen Intendantin ausging, die stets schonungslose Aufklärung versprach, sondern von den Journalistinnen und Journalisten des eigenen Hauses.
Und die sind selbst schockiert über die Vorgänge im RBB. "Ich begrüße sie zu einem 'RBB Spezial', von dem ich in meiner Tätigkeit für den RBB wohl nie gedacht hätte, es moderieren zu müssen – und glauben Sie mir, ich betroffen und entsetzt gleichermaßen", begann Moderator Raiko Thal die Sendung, deren Sendezeit mit fast 20 Minuten fast doppelt so lang ausfiel wie ursprünglich angekündigt.
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Kurz zuvor hatte sich schon die Berliner "Abendschau" umfangreich mit der RBB-Krise beschäftigt. Dort zeigte sich Moderatorin Sarah Oswald ähnlich konsterniert. "Das ist heute kein leichter Tag – ein verdammt schwieriger, sehr wahrscheinlich der schlimmste bisher in der Sendergeschichte", sagte sie direkt am Anfang, ehe sie kurz darauf auch im Gespräch mit Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus Haltung zeigte und von einer "furchtbaren Stimmung" im Haus sprach.
Was folgt, sind viele unangenehme Fragen. Warum er von all den Vorgängen nichts mitbekommen habe, will Oswald von Schulte-Kellinghaus wissen, und wie er selbst das Vertrauen herstellen könne, wo er doch gemeinsam mit Schlesinger an den Start gegangen sei. Schließlich muss Schulte-Kellinghaus gar einräumen, dass für das Erreichen von Einsparzielen Boni gezahlt worden sind. "Diese Transparenz", sagt die Moderatorin zwischendurch sichtlich verärgert, "die Sie uns versprechen, gibt’s einfach nicht."
Nein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre Führungsriege am Montag nicht geschont. Genau das ist vielleicht bei all dem Scherbenhaufen, den Patricia Schlesinger dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinterlassen hat, die beste Nachricht: Auf den Journalismus im RBB ist Verlass.