Dafür, dass sich weder Geruch noch Geschmack über das Fernsehen vermitteln lassen, erfreut sich das Genre der Kochshows seit vielen Jahren erstaunlich großer Beliebtheit. Da kommt es auf ein Format mehr oder weniger nicht mehr an – dachte man sich vermutlich bei Sat.1, als man grünes Licht gab für die neue Sendung "Kühlschrank öffne dich", die an diesem Donnerstag erstmals lief und ganz nebenbei der langjährigen "Grill den Henssler"-Dompteurin Ruth Moschner zum moderativen Primetime-Comeback am Herd verhalf.
"Sie haben den Kühlschrank, wir haben die Kochelite. Lassen Sie uns zusammenlegen, dann wird aus einem Restmahl ein Festmahl", witzelte sich die Moderatorin in ihrer gewohnter Ruthmoschnerhaftigkeit durch die ersten Sekunden der Show, um sogleich zu erklären, worum es geht. Nun: Zwei Teams, bestehend aus je zwei Kochprofis, treten gegeneinander an und müssen mit jenen Zutaten etwas zaubern, die aus Kühlschränken ihnen vollkommen fremder Haushalte stammen und die Kühlschrank-Besitzern am Ende von den Mahlzeiten überzeugen.
Da wäre etwa die "Multi-Kulti-Familie" mit einer Mama aus Sri Lanka und einem Vater aus Polen, die nebst Kindern und Großeltern verköstigt werden wollen, oder die Patchwork-Familie, in der sich die Eltern zwar vegetarisch ernähren, der Sohn jedoch Steak zum absoluten Lieblingsessen erhebt. Zwischendurch eingeflochtete Hinweise stiften zudem oft noch zusätzliche Verwirrung, ob wirklich der richtige Koch-Weg eingeschlagen wurde. Keine leichte Aufgabe also, alle Test-Esser geschmacklich zufriedenzustellen, wie Profikoch Alexander Kumptner und "The Taste"-Finalistin Hanna Reder sowie ihre Herausforderer Ali Güngörmüs und Richard Rauch schnell feststellen müssen.
Tatsächlich stellt die wilde Mischung der Zutaten, die wahlweise von Grüner Soße bis vegetarisches Hack vor einige Herausforderungen – was freilich exakt so gewünscht und ganz sicher kein Alleinstellungsmerkmal von "Kühlschrank öffne dich!" ist, spielen doch nahezu alle Kochshows mit Überraschungsmomenten dieser Art. Dass die Produktion von Endemol Shine Germany, aller Resteverwertung zum Trotz, dennoch über weite Strecken zu unterhalten weiß, liegt letztlich auch an der Machart, allen voran an einem gelungenen Schnitt, der den halbstündigen Koch-Parts seine mutmaßlichen Längen nimmt (und den Redeanteil von Ruth Moschner senkt).
Kochshow nach kanadischem Vorbild
Schön auch, dass es mal keine Profi-Verkoster sind, die sich um die anschließende obligatorische Bewertung kümmern, sondern jene Personen, die den Einkauf selbst vorgenommen haben – und natürlich die Kids, deren Urteil oft ganz besonders hart ausfällt. Wenn die Pasta des Profikochs kaum spektakulärer ausfällt als die eigene Kreation, dann wird das mehr oder weniger unverblümt zu Protokoll gegeben. Fraglich nur, ob es wirklich drei Koch-Runden braucht oder ob es nicht womöglich auch zwei getan hätten, wie es im kanadischen Vorbild "Fridge Wars" der Fall ist.
Verzichtbar wäre auch die zusätzliche Ebene, in der die Köchinnen und Köche noch einmal in Rückblenden erklären, was ohnehin jeder sieht – oder sich komplett ahnungslos geben, obwohl sie zum Zeitpunkt der Aufzeichnung vermutlich längst wissen, was passieren wird. Was vermutlich der Dramaturgie helfen soll, wirkt hier eher fehl am Platze, weil es "Kühlschrank öffne dich!" schlicht an Fallhöhe mangelt. Letztlich ist es dann auch fast egal, welches Team am Ende den besten Punkte-Schnitt erzielt hat: Hauptsache, der Hunger ist gestillt. Nur das Publikum darf auch diesmal mal wieder weder riechen noch schmecken.
"Kühlschrank öffne dich! Das Duell der Kochprofis", donnerstags um 20:15 Uhr, Sat.1