Der wahrscheinlich wichtigste Satz fällt kurz vor dem Ende. "Wir freuen uns", sagt der Anästhesist Dr. Georg Fritz, "dass wir zeigen können, dass wir nicht nur Spezialistinnen und Spezialisten sind, sondern auch Menschen."
Fast eineinhalb Stunden lang war zuvor zu sehen, wie ein Team eines Brandenburger Herzzentrums eine Operation am offenen Herzen absolvierte. Für Fritz und das weitere Team um den Herzchirurgen Professor Johannes Albes ist es das tägliche Geschäft, doch im Fernsehen bekommt man solche Bilder, wie sie ITV Studios für den RTL-Streamingdienst TVNow produziert hat, eher selten zu sehen.
Auch der Ansatz kommt ungewöhnlich daher, denn nicht nur Albes und die weiteren Profis des Klinikums befinden sich im OP-Saal, in dem ein 56-Jähriger einen Aortenklappenersatz sowie eine Prothese der Aorta und einen Bypass verpasst bekommt, sondern auch Hans Sigl. Der Schauspieler ist seit vielen Jahren in seiner Rolle als "Bergdoktor" bekannt, bringt aber trotz seiner Vorliebe zum Tragen von Arztkitteln allenfalls medizinisches Laienwissen mit. Dennoch ist Sigl eine gute Wahl, weil man ihm das Interesse für die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte abnimmt. Und natürlich weil er das Operieren den anderen überlässt.
Immer wieder äußert sich Sigl beeindruckt und fasziniert von dem Geschehen im OP, auch wenn "alles nicht so blutig" sei wie er sich das vorgestellt hat. Gleichwohl ist "Die Herz-OP", die neuerdings bei TVNow zum Abruf bereitsteht, nichts für schwache Nerven. Nicht in Echtzeit, dafür jedoch sehr detailliert zeigt die Dokumentation, mit welcher Präzision Professor Albes und sein Team über mehr als sieben Stunden hinweg vorgehen; wie sie das Herz freilegen, es zum Stillstand bringen, operieren und wie sie es schließlich wieder zum Schlagen bringen.
Sieben Kameras sorgen dafür, dass dem Publikum kein Detail entgeht. Die große Stärke liegt darin, dass die Operation zwar aus nächster Nähe gezeigt wird, der Film gleichzeitig aber zu keiner Sekunde reißerisch daherkommt. Vielmehr schwingt in nahezu jedem Moment der Respekt vor der Arbeit der Medizinerinnen und Mediziner mit. Die wiederum brennen regelrecht für ihre Arbeit und erzählen davon, warum sie den Job lieben, wie wichtig Kommunikation und Vertrauen untereinander sind, aber auch welche Rolle klare Anweisungen bei einem solchen Eingriff, wie TVNow ihn zeigt, spielen. "Mit flachen Hierarchien kommt man bei einer Herzoperation nicht weiter", lässt der Chirurg wissen.
"Das Herz spielt keine Rolle mehr"
Man kann vor dem Fernseher mehr als nur erahnen, welch unglaubliche Leistung hier vollbracht wird – erst recht, wenn zwischenzeitlich die Herzlungenmaschine die überlebenswichtigen Funktionen des Körpers übernimmt. "Das Herz spielt keine Rolle mehr", sagt einer aus dem Team, als die Organe des Patienten in eine Art Sendepause geschickt werden, damit der Eingriff fortgesetzt werden kann – ein weiterer Höhepunkt. Auch für Hans Sigl, der irgendwann sagt, dass er gar nicht mehr weggehen will, "weil ich jeden Handgriff sehen möchte".
Tatsächlich fällt es nicht immer leicht, die Augen auf die Dokumentation zu richten. Doch all die eindringlichen Bilder sind auch Ausdruck von Transparenz, die wiederum das Vertrauen in die Arbeit der Chirurginnen und Chirurgen erhöht. Sicher, ins Krankenhaus geht niemand gerne. Wer allerdings "Die Herz-OP" bei TVNow gesehen hat, dürfte sich mit großer Wahrscheinlichkeit etwas beruhigter fühlen, wenn er oder sie sich einmal in ähnlicher Lage befinden sollte wie der Patient, dessen Eingriff hier gezeigt wird.
"Die Herz-OP - mit Hans Sigl", ab sofort bei TVNow