Bei RTLzwei steht ab dem heutigen Montag ein spannendes Experiment an. Mit dem Start des neuen "Let's Love - Eine Hütte voller Liebe" wandelt man auf den Spuren von Vox und verabschiedet sich zumindest ein wenig von den Proll-Formaten der vergangenen Wochen. Wir erinnern uns: Zunächst scheiterte im Tagesprogramm die Rückkehr von "Workout - Muskeln, Schweiß & Liebe", später fanden auch die beiden Billig-Soaps "Echt Fame" und "Waidendorf" ein ziemlich jähes Ende.
"Let's Love" hebt sich nun spürbar ab von den genannten Sendungen. In dem von Jana Ina Zarrella moderierten Format treffen zwei Menschen bei einem Blind Date aufeinander und verbringen eine Nacht auf einer Hütte. Dann entschieden sie, ob aus der einen Nacht weitere werden oder ob sie wieder getrennte Wege gehen. "Slow Dating" nennt der Sender das - und damit wagt man sich im Nachmittagsprogramm auf neues Terrain.
Gab es in der RTLzwei-Daytime bislang vor allem Wiederholungen altbekannter Formate oder laute Proll-Soaps zu sehen, schlägt "Let's Love" hier einen ganz anderen Weg ein. Übrigens auch bildlich, denn die Kuppelsendung ist deutlich hochwertiger produziert als die in den zurückliegenden Wochen gescheiterten Formate. Verantwortlich dafür ist Bildergarten Entertainment, das von RTLzwei gleich zur Produktion von 80 Folgen beauftragt wurde. Das zeigt schon, dass der Sender dem Format wohl ein wenig mehr Zeit geben will bei der Etablierung.
Das wird vielleicht auch nötig sein. Denn die Zuschauerinnen und Zuschauer sind eine solche Sendung im Programm von RTLzwei sehr wahrscheinlich gar nicht mehr gewöhnt. Richtete sich der Sender bislang an ein sehr junges Publikum, wird es durch "Let's Love" nun ein wenig älter. Schon in der Auftaktfolge sieht man das, als neben zwei vergleichsweise jungen Paaren auch zwei ältere Menschen zum Blind Date geschickt werden. Und auch an die Tonalität werden sich die geneigten RTLzwei-Zuschauerinnen und Zuschauer wohl erst noch gewöhnen müssen. Streitereien oder andere Konflikte gibt es bei "Let's Love" nämlich nicht, die Sendung erinnert eher an eine abgewandelte Version von "First Dates" - nur eben ohne das Essen. (Wobei Streitereien für die Zukunft nicht ausgeschlossen sind, "Sommerhaus"-Niveau sollte aber nicht aufkommen).
Jana Ina Zarrella wie Roland Trettl bei Vox
Die Rolle von Jana Ina Zarrella kann man auch gut mit der von Roland Trettl beschreiben: Sie begrüßt die Kandidatinnen und Kandidaten, plaudert ab und zu am Beginn mit ihnen. Das führt in Folge eins auch zu einer etwas witzig-unangenehmen Situation, als die Moderatorin den 73-jährigen Alf fragt, wie eine Frau für ihn aussehen sollte - und der dann direkt antwortet: "So wie du". Ansonsten aber kommt Zarrella nicht vor, was ja auch verständlich ist. Schließlich geht es um die Blind Dates.
"Wir stellen das Dating auf den Kopf", heißt es gleich zu Beginn der ersten Folge. Das ist natürlich etwas übertrieben, denn in Wirklichkeit können die Zuschauenden in "Let's Love" ein ganz normales (Blind)-Date beobachten. Das ist manchmal ganz putzig, wenn etwa ein Paar feststellt, dass es zufälligerweise die gleiche Zahnpasta benutzt, aber eben auch teilweise etwas unangenehm, wenn man merkt, dass es zwischen den beiden Personen so gar nicht funkt. Die Hütte, in denen die Blind Dates stattfinden, erinnern ein wenig an ein rustikales "Big Brother"-Haus. Dass mitunter Erinnerungen an den Reality-Klassiker aufkommen, liegt auch daran, dass (zu) ausführlich gezeigt wird, wie die Kandidatinnen und Kandidaten die kleine Hütte erkunden - und begeistert sind. In Zukunft ist hier weniger mehr.
"Let's Love" klingt ziemlich gut
Ansonsten wissen die Macherinnen und Macher von Bildergarten Entertainment die schöne Kulisse aber in Szene zu setzen. Immer wieder gibt es Kamerafahrten in die idyllische Umgebung des Hauses. Besonders gute Arbeit hat aber die Person geleistet, die die Sendung mit Musik unterlegt hat. Mit Ausnahme des etwas penetranten "Let's Love" von Sia und David Guetta, das nur zum Titel der Sendung passt, sind alle Songs auf den Punkt genau eingesetzt und sorgen ganz wesentlich für den positiven Grundton des Formats. "Let's Love" ist eins von wenigen Formaten im deutschen Fernsehen, das ganz hervorragend klingt und damit auch Stimmungen perfekt transportiert.
"Let's Love - Eine Hütte voller Liebe", dessen Original aus den Niederlanden stammt, könnte ohne Probleme auch bei Vox laufen. Das alleine zeigt schon, dass RTLzwei durchaus bereit ist, neue Wege am Nachmittag zu gehen. Nach den Quotenflops der Vergangenheit ist das vielleicht auch nötig. Man kann dem Sender jedenfalls nur dazu gratulieren, hier nun Neues auszuprobieren. Im Fall der Kuppelshow ist das aufgegangen: "Let's Love" ist gut gemachtes Dating-Fernsehen, das mit seinem snackable Content hoffentlich besser verfängt als die jüngsten Soap-Versuche. Jetzt müssen sich nur noch die Menschen vor den Bildschirmen in das Format verlieben.
RTLzwei "Let's Love - Eine Hütte voller Liebe" ab sofort immer werktags ab 17:05 Uhr.