Wie gut etwas war, merkt man ja häufig erst, wenn es zu Ende ist. Für die Rolle von Ralf Schmitz in der RTL-Kuppelshow "Take Me Out" gilt das ganz besonders. Wenn er wie ein Flummi über die Bühne stürmte und den Kandidatinnen einen flapsigen Spruch nach dem nächsten entlarvte, machte er in vielen Momenten aus der ansich banalen Show einen echten Hingucker. Doch obwohl die Symbiose so gut funktionierte, entschied sich Schmitz für einen Wechsel zu Sat.1, was sich für viele seiner Kolleginnen und Kollegen in der Vergangenheit als eher schlechte Idee entpuppte.
Dass er für seinen neuen Arbeitgeber ausgerechnet wieder eine Show moderieren sollte, in der es um Liebe geht, ließ die berechtigte Frage aufkommen, ob der RTL-Abschied tatsächlich nötig war. Die gute Nachricht: Seine neue Sendung "Paar Wars" ist besser als es der Titel vermuten lässt, auch wenn - so viel sei vorweggenommen - Sat.1 und die Deutsche Produktionsunion, die für die Umsetzung verantwortlich zeichnet, das Fernsehen damit ganz gewiss nicht neu erfunden haben.
Die große Stärke von "Paar Wars" ist, dass sich die Show vom ersten Moment an vertraut anfühlt. Wer schon vor 30 Jahren vor dem Fernseher saß, dürfte wissen, was damit gemeint ist: "Paar Wars" mutet an wie eine zeitgemäße Mischung aus Michael Schanzes "Flitterabend" und Jürgen von der Lippes "Geld oder Liebe" - bloß ohne Bobby Flitter und ausgedehnt angekündigte Showacts.
Mit viel Liebe zum Detail
Im Mittelpunkt stehen drei Paare, die sich einer Art "Stresstest" unterziehen müssen, wie Zeremonienmeister Ralf Schmitz zu Beginn erklärt. Gespielt wird um Geld und mit dem Ziel herauszufinden, wie gut die Paare zusammenpassen. Dafür werden acht Runden absolviert, in denen Schmitz penibel darauf achtet, dass die Prozedur eben nicht als bloße Spielerei abgetan wird. "Es ist kein Spiel, es ist eine Prüfung", sagt er ein ums andere Mal, um die Fallhöhe für die Paare noch etwas größer erscheinen zu lassen als sie in Wirklichkeit ist.
Tatsächlich sind die Herausforderungen, denen sich die Kandidatinnen und Kandidaten stellen müssen, nicht sonderlich groß - und schon gar nicht kräftezehrend. Stattdessen geht’s vor allem darum, den jeweiligen Herzensmenschen bestmöglich einzuschätzen. Bemerkenswert ist dabei, dass die einzelnen Spiele - pardon: Prüfungen - mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurden. In der ersten Runde etwa hängen die Männer als Romeos verkleidet so lange über einem Geländer, bis sie schließlich nach drei falschen Antworten über die Brüstung hinab zu ihrer "Julia" stürzen.
Besonders großen Spaß macht auch jene Runde, in der sich die Paare in Einkaufswagen durch eine Art Supermarkt manövrieren müssen - und dabei mittels eines Seils miteinander verbunden sind. Das macht es zwar nicht einfacher, an die gesuchten Zutaten zu kommen, sorgt aber für schöne Bilder und jede Menge Lacher. Eine Steilvorlage für den Moderator: "Macht ihr 'ne Spritztour oder wollt ihr einkaufen?", fragt Ralf Schmitz, als eines der Paare etwas ziellos durchs Studio rollt.
Weniger aufwendig, aber nicht weniger unterhaltsam ist der "Soundtrack of my Life" geraten, bei dem die Paare durch eine Wand getrennt werden und die ihnen gestellten Fragen idealerweise mit einem Tanz zum selben Musiktitel beantworten sollen. "Welcher Song beschreibt am besten sein Gefühl, wenn ihr eine Zeit getrennt seid?", lautet eine der Fragen, die Kandidatin Samira mit rhythmischen Bewegungen zur Musik von "Ohne dich" beantwortet, während ihr Liebster es vorzieht, zu Westernhagens "Freiheit" zu tanzen. Ein Match sieht anders aus. "Ich glaube", sagt Schmitz daraufhin, "heute Abend kommen ganz neue Partnerschaften zusammen."
Mit diesen und ähnlich gelagerten Runden liefert "Paar Wars" über zweieinhalb Stunden hinweg kurzweilige Unterhaltung ohne nennenswerte Längen. Dass schon die Premieren-Sendung rund und stimmig wirkt, macht Hoffnung auf die weiteren Folgen - und lindert gleichzeitig ein wenig den Schmerz darüber, dass "Take Me Out" mittlerweile ohne Ralf Schmitz ankommen muss.
"Paar Wars", freitags um 20:15 Uhr, Sat.1