Die Programme von vielen Comedians sind oft von Klischees durchsetzt, so bringt man schließlich viele Menschen zum Lachen. Wer ein solches Programm mal gesehen hat, kann das nur bestätigen. Allen voran Mario Barth spielt seit vielen Jahren sehr erfolgreich mit Klischees rund um Frauen im Allgemeinen und seine "Freundin" im Speziellen. Und so ist es doch irgendwie überraschend, dass RTL ausgerechnet ihn verpflichtet hat, Teil einer neuen Show zu sein, in der es um genau das geht: Klischees.
Dass Barth in "Du musst dich entscheiden" wie ein Treppenwitz wirkt, ist auch allen Beteiligten klar. Nicht umsonst fragt Moderatorin Katrin Bauerfeind schon zu Beginn, wie RTL wohl auf ihn gekommen ist. Von Barth selbst gibt’s aber keine erhellende Antwort - im Laufe der kommenden zwei Stunden folgen dann aber immer wieder einige Witze über seine "Freundin". Als Barth und Vogel im Finale einen Geschirrspüler möglichst schnell und ordentlich einräumen müssen, kann der Comedian nicht mehr an sich halten. "Damit die Freundin glücklich ist", platzt es aus ihm heraus, als er die Aufgabe kommentiert. Verstehen Sie? Weil das eigentlich die Aufgabe einer Frau ist. Hihi.
Aber natürlich führte an Mario Barth kein Weg vorbei. Nicht wegen seiner thematischen Nähe zu Klischees, sondern wegen der Produktionsfirma. Umgesetzt wurde "Du musst dich entscheiden" nämlich von der Hauptstadt Helden Production - also Barths Produktionsfirma. Und so müssen sich Barth und Vogel in der Sendung immer wieder eigenen Klischees stellen - doch streng genommen nimmt das erstaunlich wenig Sendezeit ein.
Hat hier jemand "I can see your voice" gesagt?
In verschiedenen Runden geht’s für die beiden darum, aus einer Gruppe aus fünf Personen den oder die eine ExpertIn zu finden, damit diese sie dann bei einem späteren Spiel unterstützt. Um das zu schaffen, werden ihnen Hinweise eingeblendet. Das alles erinnert doch sehr an die Musikshow "I can see your voice", mit der RTL zuletzt nur mäßig erfolgreich war. Auch da musste man vor allem nach Aussehen und "Performance" entscheiden. Den fünf Kandidaten der neuen Show wurde nun wohl auch gesagt, dass sie, wie die Kandidaten bei "I can see your voice", möglichst keine Miene verziehen sollen, während Barth und Vogel darüber schwadronieren, wer nun besonders gut im pusten, durchschlängeln oder abmessen ist.
Diese Auswahlrunden ist immer etwas zäh, weil die Erkenntnis von Barth und Vogel meist ist: Die gesuchte Person kann jeder sein. Oder niemand. Wenn sich am Ende beide für eine Person entschieden haben, wird aufgelöst, wer tatsächlich der oder die ExpertIn ist. Das ist aber letztlich egal, denn Barth und Vogel müssen mit der Person in das nächste Spiel gehen, die sie ausgesucht haben. Da erweist es sich dann als Vorteil, mit einer Fleischereifachverkäuferin ein Spiel zu bestreiten, in dem es darum geht, Wurst abzuwiegen. Oder mit einem Akrobaten einen kleinen Parcours zu bewältigen. Das alles sind aber keine Spiele, bei denen die anderen Teilnehmer völlig chancenlos sind. Insofern sind die Runden recht offen.
Spiele sind ok, aber kein Einschaltgrund
Die Spiele selbst sind durchaus in Ordnung. Auch, weil man sie noch nicht schon 100 Mal gesehen hat. Ein wirklicher Einschaltgrund sind sie aber auch nicht. So kreativ wie bei "Joko & Klaas gegen ProSieben" ist man nicht. Dennoch kann man nur hoffen, dass es die Redaktion nicht der von "Denn sie wissen nicht, was passiert?" nachmacht und die Spiele nun einfach auf Wiedervorlage setzt. Abwechslung ist hier das Gebot der Stunde für die kommenden Wochen. Ein weiterer Negativpunkt: Anders als bei anderen Shows, die während Corona entstanden sind, fühlt sich der eingespielte Applaus nicht authentisch an. Hier besteht definitiv noch Luft nach oben.
Und dann ist da ja auch noch Katrin Bauerfeind, mit deren Verpflichtung RTL überrascht hat. Zuletzt stand die Moderatorin vor allem in den Diensten von ProSieben. Sei es beim Interview von Annalena Baerbock (gemeinsam mit Thilo Mischke) oder dem Format "Wer stiehlt mir die Show?". "Du musst dich entscheiden" bringt sie ohne Schnitzer hinter sich und hat die beiden Kontrahenten dabei stets im Griff. Allerdings fehlt ihr zum Auftakt noch die Spontaneität einer Barbara Schöneberger.
Im Finale geht’s für Barth und Vogel übrigens darum, drei Spiele zu gewinnen. Zusätzlich müssen die Teilnehmer, die zuvor von den beiden ausgewählt wurden, tippen, wer gewinnt. Für beides gibt’s Punkte. Am Ende darf nur das Siegerteam das in der Show erspielte Geld mit nach Hause nehmen. Letztlich freuen sich Barths Kandidaten über 42.500 Euro. Vielleicht ist da ja auch ein neuer Geschirrspüler für die Freundin des Teamchefs drin. Klischee erfüllt, bis nächste Woche!
RTL zeigt drei weitere Ausgaben von "Du musst dich entscheiden" immer mittwochs ab 20:15 Uhr.