Um Sat.1 in diesen Tagen eine Quizshow für sein noch immer arg brachliegendes Vorabendprogramm zu verkaufen, braucht es offenbar idealerweise ein Gimmick. Nachdem es jedoch mit den „5 Gold Rings“ nicht so klappen wollte, darf seit dieser Woche die Produktionsfirma UFA Show & Factual ihr Glück versuchen. „Rolling - Das Quiz mit der Münze“ nennt sich das neueste Format - und das beschreibt den Inhalt dann auch ganz gut. Besagte Münze entscheidet nämlich darüber, um welchen Betrag die drei Rate-Teams, bestehend aus je einem Promi und einem Normalo, spielen.
Weil das mit einem handelsüblichen Centstück vermutlich etwas mickrig ausgesehen hätte, hat sich Sat.1 in das Zentrum seines Studios eine überdimensionierte Maschine klöppeln lassen, an deren Ende sich wiederum verschiedene Felder mit unterschiedlich hohen Geldbeträgen befinden. Je nachdem wo die nicht minder überdimensionierte Münze landet, steigt oder fällt der Kontostand. Es ist also ein Stück weit Glückssache, wie viel Geld die darauffolgende Frage wert ist.
Das tut der Spannung gut, weil sich durch die recht simple Spielmechanik selbst kurz vor dem Ende noch nicht vorhersehen lässt, welches der Teams sich nach 15 Quizfragen durchsetzt und im Finale um das erspielte Geld spielen darf. Zumal sich die die verschiedenen Felder immer wieder ändern und es sogar möglich ist, den Konkurrenten Geld zu stehlen oder selbst - das. „Glücksrad“ lässt grüßen - bankrott zu gehen.
Um eine Eigenentwicklung handelt es sich bei „Rolling“ nicht, vielmehr wurde das Format im vorigen Jahr schon einmal in Großbritannien als Primetime-Variante erprobt. Sat.1 war allerdings gut beraten, das Format am Vorabend auszuprobieren, weil es sich eher zum Mitraten zwischen Abendbrot und Abwasch eignet als zum großen 20:15-Uhr-Aufschlag, für den man alles stehen und liegen lässt. Für Letzteres ist die Münz-Maschine auf Dauer dann doch etwas zu unspektakulär geraten. Da machte „The Wall" bei RTL einst deutlich mehr her.
Überhaupt wirkt die neue Show noch nicht so rund wie es die Münze vermuten ließe. Das wiederum liegt daran, dass die Fragen und ihre Antworten eher pflichtschuldig abgearbeitet werden - etwas Hintergrund, wie man ihn etwa beim schnellen ARD-Quiz „Gefragt - gejagt“ erfährt, ist hier Fehlanzeige. Dazu kommt Ross Antony, der sich zwar als Moderator von „Rolling“ redlich darum bemüht, ein guter Quizmaster zu sein, letztlich aber daran scheitert, zwischen Fragen rund um die Büste der Nofretete, die Häufigkeit deutscher Familiennamen oder die Herkunft des Hokaido-Kürbisses ganz große Spannung zu vermitteln.
Das Finale ist dagegen wirklich gelungen, wie sich gleich in der Premieren-Ausgabe bestaunen ließ. Mit jeder richtigen Antwort innerhalb einer Minute erhöht sich die Chance auf den Sieg, weil dadurch ein zusätzliches „Gewinnen“-Feld am Ende des Spielhorizonts auftaucht. Nach neun richtigen und einer falschen Antwort standen die Chancen für Kandidat Farhoud, der sich zuvor gemeinsam dem Comedian Simon Pearce gegen die Teams von Mareile Höppner und Matze Knop durchsetzte, also wahrlich nicht allzu schlecht - und doch rollte die Münze durch einen wilden Schlenker in das einzig verbliebene „Verlieren“-Feld.
Gut für Sat.1, aber schlecht für den Kandidaten, den die Münze in letzter Sekunde um die fast schon sicher geglaubten mehr als 13.000 Euro brachte. Da fiel dann auch Ross Antony nicht viel mehr ein als ein lang gezogenes „Oooh myyy goooood“. Es war das unerwartet dramatische Ende einer ansonsten über weite Strecken hinweg absolut durchschnittlichen Rateshow, bei der es schon einiges an Fantasie bedarf, um zu glauben, dass damit endlich der vorabendliche Sat.1-Knoten zum Platzen gebracht werden kann.
"Rolling - Das Quiz mit der Münze", montags bis freitags um 18:00 Uhr in Sat.1