Erst kürzlich bei ProSieben, am Samstag wieder bei RTL - und zwischendurch ist auch noch Zeit für eine neue Show im Dritten Programm. Keine Frage, fast zehn Jahre, nachdem Thomas Gottschalk zum letzten Mal „Wetten, dass..?“ moderierte, ist der Showmaster präsenter denn je. „Nochmal 18!“ nennt sich sein neuester Streich, auch wenn sich dieser über weite Strecken der am Freitagabend ausgestrahlten 90 Minuten hinweg anfühlt, als sei man aus Versehen ins Fernsehen von gestern geraten.
Das mag freilich der Tatsache geschuldet sein, dass Gottschalk jetzt im Genre der Retroshows angekommen ist, hängt aber auch damit zusammen, dass das Gezeigte wirkt, als habe man das alles schon oft gesehen. Um nicht zu sagen: Zu oft. Fast zwei Jahrzehnte ist es her, dass RTL die 70er, 80er und 90er Jahre in Show-Form presste und das Erinnern an die vermeintlich gute, alte Zeit Primetime-fähig machte.
Seither hat es vermutlich kaum einen Prominenten der A- bis E-Klasse gegeben, der nicht in irgendeiner Form darüber gesprochen hat, wie das damals war mit Kassettenrekordern, Zauberwürfel und bunten Klamotten. In der ersten Folge der neuen Gottschalk-Show waren es nun also Kai Pflaume, Jutta Speidel und Max Giesinger, die sich auf den - gemäß Untertitel - „großen Promi-Geburtstag“ einließen, um gedanklich in das Jahr ihrer Volljährigkeit zurückzureisen. Und vielleicht muss man den Machern schon dankbar dafür sein, dass darauf verzichtet wurde, die Promis schlicht vor einen Greenscreen zu setzen und sie stattdessen vor einigermaß liebevoll gebaute Kulissen verfrachtete, die dem kleinen SWR-Studio den Anstrich vergangener Tage verpassten.
So erinnert sich Pflaume im mit reichlich 80er-Charme versehenen Badezimmer an seinen 18. Geburtstag, der vor nunmehr 36 Jahren stattfand, bestaunt ein Foto seiner früheren Minipli-Frisur („der letzte Schrei“), betrauert die längst vergessene Pokal-Niederlage seines FC Bayern und reitet noch einmal wie früher auf einem Modell des DDR-Wäschetrockners TS66. Und, als sei das nicht genug, tritt dann auch noch Thomas Anders auf, um ein Medley der größten Modern-Talking-Hits zu schmettern. Immerhin findet Gottschalk bei dessen Anmoderation die richtigen Worte: „Den Bohlen mache ja inzwischen ich, aber Thomas Anders ist nicht zu ersetzen.“
Ähnlich erwartbar gehen danach auch die Volljährigkeits-Reisen mit Jutta Speidel und Max Giesinger vonstatten - mit gemeinsamem Karaoke-Singen und allen Sätzen, die man in einer Show wie dieser vermutet. „Da war was los an meinem Geburtstag“, staunt Giesinger in Anbetracht der Tatsache, dass ein Einspielfilm davon erzählt, dass 2006 offenbar Schwarzlicht-Federball zu den großen Trends zählte. Und Thomas Gottschalk erinnert daran, dass „zu meiner Zeit“ eine Eistüte gerade einmal zehn Pfennige kostete.
Nur schade, dass kein Gast eingeladen war, der vor elf Jahren volljährig wurde. Dann nämlich hätten der SWR und die Produktionsfirma Talpa Germany an eine Fernsehshow namens „18 - Die beste Zeit meines Lebens“ erinnern können, die Oliver Geissen damals bei RTL wegmoderierte. Eine Retroshow, die an frühere Retroshows erinnert - das wäre gewissermaßen das nächste Level. Zumindest aber wäre es etwas Neues. Etwas, das man von „Nochmal 18!“ gewiss nicht behaupten kann.