Rund um sein erfolgreiches "Shopping Queen" hat Vox am Montag zwei frische Formate gestartet. Während die Sendung mit Guido Marie Kretschmer um 15 Uhr als Anker gesetzt ist, zeigt man seit dieser Woche um 14 Uhr "4 Mütter reden Klartext", in der vier Mütter genau das tun - Klartext reden. Und das immer in Bezug auf die anderen Mütter. Um 16 Uhr zeigt man ab sofort die Backshow "Allererste Sahne - Wer backt am besten?". Wir haben uns die beiden Neustarts angesehen und sagen Ihnen im Folgenden, was an den Sendungen gelungen ist - und was nicht.
"4 Mütter reden Klartext", 14 Uhr (Imago TV)
Wenn Fernsehmacher zur Ankündigung eines neuen Formats ankündigen, in der Sendung würde "Klartext" geredet, kann man schon einmal genauer hinsehen. Vor allem dann, wenn das Format in der Daytime bei Vox läuft. Um keine Zuschauer zu verschrecken, könnte der "Klartext" nur vorgeschoben sein, um den Zuschauern eine vermeintliche Auseinandersetzung anzudrehen, die sich letztendlich doch nur als windelweicher Schlagabtausch ohne Substanz entpuppt.
Bei "4 Mütter reden Klartext" ist das nicht so. Es ist tatsächlich überraschend, wie ehrlich und auf welch hohem Niveau hier die Mütter miteinander sprechen. Das ist vielleicht auch der größte Unterschied zum bislang auf diesem Sendeplatz gezeigten "Mein Kind, Dein Kind". Die Mütter sprechen miteinander, und nicht übereinander. Das hindert sie aber nicht daran, Kritik zu üben. An jedem Tag wird das Leben einer Mutter gezeigt, vom Alltag mit den Kindern bis hin zum Beruf. Die Mütter sitzen in einer Runde zusammen und besprechen das alles. Am Ende schreiben die Mütter der Frau, dessen Leben sie gerade gesehen haben, einen Brief mit Lob und Kritik.
Konflikte sind da vorprogammiert: Etwa bei der zweifachen Mutter Susan, die einen Pferdehof betreibt und ihre Kinder sehr in den Betrieb einspannt. Dass zumindest der einen Tochter das gar nicht so passt, scheint sie nicht zu interessieren - das machen ihr die anderen Mütter auch klar. Dass die Mutter ihre Kinder mit einer App überwacht und so tut, als wäre das eine Idee der Kinder gewesen, diese aber etwas ganz anderes sagen, wird ebenso angesprochen wie die Tatsache, dass sich eine der Töchter weniger wertgeschätzt fühlt. Diese Widersprüche werden gezeigt und auch so besprochen.
Kein Wohlfühl-Format
Das von Imago TV produzierte "4 Mütter reden Klartext" ist so keine reine Unterhaltungssendung, sondern darf auch gerne zur Reflexion der eigenen Verhaltensweisen genutzt werden. Bildungsfernsehen am Nachmittags quasi. In den weiteren Ausgaben der Woche geht es noch um eine Mutter, die sich mit den Schulden ihres Mannes herumschlagen muss, das Thema Übergewicht oder auch das Halbwissen in Sachen Erziehung, das eine der Mütter an den Tag legt.
"4 Mütter reden Klartext" ist definitiv kein Wohlfühl-Format und das im allerbesten Sinne. Es ist schon fast erstaunlich, mit welcher Vehemenz die Redaktion wunde Punkte offenlegt und die Frauen darüber sprechen lässt. So wird die Sendung auch sehr gehaltvoll - hier kann man definitiv etwas mitnehmen. Besser wäre es vielleicht sogar noch, müssten sich die drei Mütter, die einen Brief schreiben, nicht auf einen Text einigen. Ließe man jede einen eigenen Brief verfassen, würden dadurch sicherlich noch einmal mehr Sichtweisen vermittelt werden - und zu entsprechenden Diskussionen führen.
Vox zeigt "4 Mütter reden Klartext" ab sofort immer werktags ab 14 Uhr.
"Allererste Sahne - Wer backt am besten?", 16 Uhr (Banijay Productions Germany)
Gleich zu Beginn wird "Allererste Sahne" angekündigt als die "mutigste Backshow im deutschen Fernsehen". Und damit steht die größte Lüge der nachfolgenden rund 40 Minuten im Raum. Nach und nach kann man sich als Zuschauer davon überzeugen, dass das von Banijay Productions Germany produzierte Format zwar nicht schlecht ist, aber von Mut kann man hier nun wirklich nicht sprechen.
"Allererste Sahne" bewegt sich irgendwo zwischen "Das große Backen" (Sat.1) und "Nailed it!" (Netflix) und hat dementsprechend starke Konkurrenz im Genre der Back-Shows. In dem Vox-Format treten fünf Hobbybäcker gegeneinander an. Einer von ihnen bringt in jeder Sendung sein oder ihr "Meisterstück" mit, das die anderen so gut es geht nachbacken müssen. Am Ender der Woche gibt es einen Gewinner. Der Clou: Ein Rezept gibt es nicht, die Kandidaten müssen durch das Probieren der Torten und Kuchen herausfinden, was drin steckt.
Zum Auftakt geht’s um eine Barbie-Torte, die es nachzubacken gilt. Innerhalb von einer Minute müssen sich die Hobbybäcker alle Zutaten (und im besten Fall auch den Barbie-Körper) aus einem Regal nehmen. Was sie nach Ablauf der Zeit nicht haben, dürfen sie nicht benutzen. Gut möglich, dass diese 60 Sekunden in Zukunft das ein oder andere Mal die Hälfte des Wettbewerbs entscheiden. Wer keine Kirschen hat, sieht bei einem Kirschkuchen eben blöd aus. Durch die Begrenzung nimmt man den Kandidaten einen großen Teil ihrer Kreativität. Spontane Einfälle, einen Kuchen doch noch auf die eine oder andere Art zu retten, werden so jedenfalls erschwert.
So richtig kann sich "Allererste Sahne" zum Start noch nicht entscheiden, was es sein will. In Sachen lustiger Back-Show mit verrückten Ergebnissen, hat "Nailed it!" jedenfalls die Nase vorn. Im Vox-Format ist es dann eben ein Drama, über das man nicht lachen kann, wenn der Barbie-Körper fehlt und irgendwie ersetzt werden muss. Oder eine Kandidatin auf eine Fertigmischung zurückgreift. Auf der anderen Seite sind Optik und Niveau der dargebotenen Backtalente nicht so gut und hoch wie beim "Großen Backen".
Erst nach 15 Minuten geht's mit dem Backen los
Auch das Drumherum ist bei "Allererste Sahne" noch ein wenig schwierig. Moderatorin Meltem Kaptan, die 2013 übrigens zusammen mit Britt Hagedorn die erste Staffel von "Das große Backen" moderierte, hat sich ganz offensichtlich zum Ziel gesetzt, offensiv an die Sache heranzugehen. Und so redet und erklärt sie viel. Das geht so weit, dass sie in ein Gespräch zwischen einem Kandidaten und Experten Matthias Ludwigs platzt und sie unterbricht. Kaptan hetzt von einem Hobbybäcker zum nächsten und weil es offenbar nichts thematisch passendes zu reden gibt, fragt sie alle aus, ob sie noch Single seien. Das wirkt noch arg hüftsteif. Auch der Start in die Show ist sehr schleppend: Erst nach 15 Minuten wird gebacken, da ist schon ein Drittel der Sendezeit vorbei.
Als Echtzeit-Studie über verschiedene, gesellschaftliche Schichten ist "Allererste Sahne" aber durchaus unterhaltsam. Etwa dann, als Uschi (die mit der Barbie-Torte) wie selbstverständlich zum Besten gibt, dass sich bei dem Format ja wohl hoffentlich niemand bewerbe, der nicht backen könne. Spätestens als sie sieht, wie eine Konkurrentin eine Fertig-Backmischung anrührt, ist es um die schockierte Hobby-Bäckerin geschehen. Diesen Clash der Kulturen kann es gerne auch in Zukunft geben. Um als "mutigste Backshow im deutschen Fernsehen" durchzugehen, muss sich das neue Vox-Format allerdings noch gewaltig strecken.
Vox zeigt "Allererste Sahne - Wer backt am besten?" ab sofort immer werktags ab 16 Uhr.