Eigentlich ist Tedros Teclebrhan nicht gerade geeignet für eine Spielshow, in der es darum geht, die Gegner möglichst eiskalt zu besiegen. Die Verbissenheit, die einst Stefan Raab bei "Schlag den Raab" auszeichnete, geht ihm völlig ab. Gut zu erkennen war das, als Teddy, wie ihn alle nennen, vor einiger Zeit bei "Schlag den Star" haushoch gegen Max Mutzke verlor. Dass ProSieben ihm nun dennoch eine eigene Spielshow gibt, zeugt daher von erschreckender Kurzsichtigkeit.
Könnte man meinen. Doch weit gefehlt, denn "Teddy gönnt dir", so der Titel des Neustarts, ist vor allem deshalb unterhaltsam, weil die Show ganz bewusst mit den Schwächen ihres Stars kokettiert. Noch nie sei es "so unangenehm und peinlich gewesen, kein Geld zu gewinnen", ätzt Moderator Steven Gätjen zu Beginn und lässt die zehn Herausforderer des Komikers wissen, dass ein Sieg gegen eben diesen "keine Hürde" sei. Und Teddy? Der dehnt sich erst mal und schmückt sich damit, bei "Schlag den Star" Zweiter geworden zu sein. Von da an, lässt er wissen, sei es "steil nach oben" gegangen.
Was in den kommenden zwei Stunden folgt, erinnert von der Spielanlage her an "Schlag den Star". Das ist nicht weiter verwunderlich ist, wird die Show doch von Stefan Raab produziert, was dankenswerterweise ausnahmsweise mal kein Thema ist. Ohnehin entpuppt sich Teddy schnell als Anti-Raab, weil ihm der absolute Siegeswillen bisweilen zugunsten absurder Show-Einlagen abhandenkommt. Genau darin legt die Chance für die insgesamt zehn Kandidatinnen und Kandidaten, die sich dem direkten Duell mit Teddy stellen und – je nach Ausgang der vorherigen Runde – tausend Euro oder mehr gewinnen können.
Dass ein Sieg trotzdem kein Selbstläufer ist, muss direkt Teddys erste Herausforderin feststellen, der es einfach nicht gelingen will, Spielzeuge mit einem Blasebalg von einer Mauer gen Boden zu befördern. "Kann mir bitte jemand die Augen verbinden?", tönt Teddy großspurig schon vor der Runde – und setzt sich schließlich ebenso durch wie wenig später, als es darum geht, mit verbundenen Augen einen im Studio versteckten Buzzer nur anhand eines Signaltons ausfindig zu machen. Überhaupt hat Teclebrhan am Ende des Abends die meisten Spiele für sich entscheiden können, was weit weniger gönnerhaft ist als es der Name der Show suggeriert.
Dadaismus zur besten Sendezeit
Die Besonderheit von "Teddy gönnt dir" liegt allerdings weniger in den einzelnen Spielrunden als vielmehr in der fast schon dadaistischen Art, die Teclebrhan währenddessen immer wieder an den Tag. So baut er in die Suche nach dem Buzzer eine kuriose Tanzanlage ein oder schreit, gefragt nach einem im Buchstabengitter versteckten Kosenamen, sofort die erstbeste Buchstabenkombination heraus: "Pleig!". "Das Spiel regt mich auf", platzt es wenig später aus ihm heraus, und als es gilt, einen am Boden liegenden Stift mit dem Fuß in einen Eimer zu befördern, verlässt er gar mit gespielter Entrüstung das Studio, nur weil Gätjen ihm nach minutenlanger Pechsträhne erklärt, dass es auch einfacher gehen würde.
"Hättest du das fein erklärt, hätte ich direkt gewonnen", echauffiert sich Teddy schließlich in Richtung des Moderators. Doch Steven Gätjen kann damit gut umgehen. Bestens erprobt in Sachen Gameshows, erweist er sich als perfekter Gastgeber dieser Sendung, fungiert er doch als Anwalt der Kandidaten, ohne den eigentlichen Star der Show einzuschränken. Und der ist sogar dann noch fürchterlich unterhaltsam, wenn es, wie im letzten Spiel des Abends, bloß darum geht, einen Eisblock zum Schmelzen zu bringen. Manchmal reicht dafür schon alleine sein Blick.
Wer die einzelnen Runden gewinnt und ob nun ein Tausender mehr oder weniger im Jackpot liegt, gerät bei so viel Nonsens während der Spiele fast zur Nebensache. Das könnte gefährlich sein in einem Land, in dem zumeist penibel darauf geachtet wird, dass sich alles und jeder streng an Regeln zu halten hat. Dem Spielshow-Genre fügt "Teddy gönnt dir" damit jedoch eine frische Facette hinzu, von der man gerne mehr sehen möchte. Kein Zweifel: Teddy Teclebrhan ist ein echter Gewinn fürs Fernsehen.
ProSieben zeigt eine weitere Ausgabe von "Teddy gönnt dir!" am kommenden Donnerstag um 20:15 Uhr