Mit Oliver Pocher, Chris Tall und Mario Barth stehen drei bekannte Comedians in den Diensten von RTL. Und weil man mit der Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" zuletzt große Erfolge feierte, dachte man sich in Köln wohl, es sei eine gute Idee, wenn man alles einfach miteinander verbinden könnte. "König der Kindsköpfe" heißt die Show der drei, in der sie sich nun vier Wochen lang duellieren. Und was in der Theorie vor allem ob der drei Comedians nach einem guten Konzept klang, erwies sich zum Auftakt als äußerst zähe Veranstaltung.
Das liegt allen voran an der extrem langen Sendezeit. Ähnlich wie beim "Masked Singer"-Finale ist es einfach keine gute Idee, eine Show unter der Woche bis Mitternacht (oder gar darüber hinaus) zu strecken. Daneben gab es aber auch erstaunlich wenige Lacher in der knapp vierstündigen Show, was vor allem angesichts des Personals überrascht. (Das unrühmliche Highlight von Chris Tall: "Schon beim Aufstehen habe ich heute drei Sit-Ups gemacht"). Diesen Vergleich müssen Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Barbara Schöneberger jedenfalls nicht scheuen.
Und auch die Spiele sind bei "Denn sie wissen nicht, was passiert" besser, beim "König der Kindsköpfe" wirken sie nicht immer durchdacht. Im ersten Match müssen Chris Tall und Mario Barth auf gegenüberliegenden Seiten stehend eine Glaswand auf die jeweils andere Seite schieben, was insofern witzlos ist, weil Chris Tall durch sein Mehr an Masse kräftiger ist und das Spiel dann auch locker gewinnt. Wobei locker so eine Sache ist: Barth kann eine Zeit lang gut dagegenhalten, was dazu führt, dass die beiden minutenlang Rücken an Rücken an die Wand gelehnt stehen und überhaupt nichts passiert. "Irgendwann musst du nachgeben. Die Zuschauer wollen Abwechslung, das kann man nicht 25 Minuten machen", sagt Barth am Ende und man kann ihm da nur beipflichten. Pocher übernahm am Dienstag übrigens die Rolle des Moderators, in den nächsten Wochen wechselt man sich hier ab.
Bei den Spielen hakt es noch
In einem anderen Spiel sind die Kontrahenten wieder durch eine Wand getrennt und stehen auf schmalen Brettern. Dabei müssen sie sich mit gepolsterten Stangen in ein Bällebad stoßen, ohne sich dabei zu sehen. Hier ist dann Chris Tall aufgrund seiner Körperfülle im Nachteil. Barth kann sich stets so platzieren, dass ihn die Stäbe so gut wie nie treffen. Hier empfiehlt es sich, dass Constantin Entertainment vor der nächsten Show alle Spiele einem ausführlicheren Praxistest unterzieht. "Ein bisschen mehr Power muss ins Spiel", sagt Pocher und irgendwie trifft das auf die ganze Show zu. Es wird dann noch Verstecken gespielt und in einem Pult-Spiel müssen Tall und Barth erraten, welche Dinge von einem Hammer zertrümmert wurden - sie sehen dabei das entsprechende Video aber nur rückwärts.
Das tut alles nicht weh und ist hier und da auch immer wieder für ein paar Schmunzler gut, ein großer Aufschlag sieht aber anders aus. Lediglich die Namen der Spiele wissen zu überzeugen, da orientieren sich RTL und Constantin Entertainment nämlich an bekannten deutschen TV-Formaten. Und so heißt es "Sturm der Hiebe", "Ich bin ein Star - Schieb mich hier raus", "The Masked Kottchen" oder auch "Die Shit-Giganten".
Bei der "Masked Singer"-Adaption geht’s darum, Promis unter einer Verkleidung zu erkennen, in dem man ihnen Fragen stellt. Auch das ist mühsam, weil man die verstellten Stimmen nicht immer versteht. Mit Horst Lichter, Blümchen, Guido Cantz, Detlef Steves und Janine Kunze ist das Teilnehmerfeld durchaus prominent besetzt. Beim Match "Die Rollnys" müssen Tall und Barth in großen Bällen steckend Pins abräumen - und darin stecken Mitglieder der Wollny-Familie. Moderiert wird die vorab aufgezeichnete Aktion von Silvia Wollny - es ist eins der besseren Spiele. Positiv für die Macher ist vor allem die Tatsache, dass man jetzt noch Zeit hat, an dem Format zu arbeiten, um es in den kommenden Wochen besser zu machen.
Gut ist die neue Show, die RTL übrigens live ausstrahlt, immer dann, wenn die Comedians spontan agieren. Etwa dann, als sie beim Karaoke-Spiel mit Andreas Gabalier am Ende noch "Flugzeuge im Bauch" von Oli P. performen. Und als die Regie später keine Wiederholung einspielen kann, sagt Pocher einfach trocken, man könne das dann sicher bei TVNow nachschauen. Ungewollt ulkig außerdem die Situation, in der Pocher einen Auftritt von Andreas Gabalier in Showmaster-Manier ankündigte und dessen Album bewarb - ganz ohne Ironie.
Eine reine Männerveranstaltung
Gleich zu Beginn der fast vierstündigen Produktion drohte die Show übrigens zu kippen. Nach dem ersten Spiel war Chris Tall körperlich so erschöpft, dass er gleich mehrfach betonte, dass es ihm nicht gut gehe. Und während man zunächst noch an einen Scherz glauben konnte, sah man dem Comedian das Unwohlsein recht schnell an. Unverständlich, dass die Macher nicht schneller in die Werbung gingen. Erst als Chris Tall erklärte, er müsse sich jetzt wirklich hinlegen, reagierte man und unterbrach das laufende Spiel. Nach der Werbung ging es Tall schon merklich besser und die Show konnte wie geplant fortgesetzt werden.
Am Ende setzte sich Chris Tall im Finale durch. Immerhin das war unterhaltsamer als das Finale bei "Denn sie wissen nicht, was passiert". Tall und Barth mussten einen Biathlon-Parcours im Studio durchqueren und dabei unter anderem Weihnachtsgeschenke in Schornsteine werfen. Das war deutlich kurzweiliger als ein Günther Jauch, der sich eine Stunde lang in einer Blockwand festkrallen muss.
Chris Tall ist jetzt aber nicht König der Kindsköpfe, in der nächsten Woche wird die zweite Ausgabe von Mario Barth moderiert, danach übernimmt der Sieger von Ausgabe eins. Und erst in Ausgabe vier wird der endgültige Gewinner der Show gekrönt. Moderiert wird das Finale kurz vor Heiligabend übrigens von Laura Wontorra, die auch an diesem Dienstag kurz zu Gast war, sich nach fünf Minuten und ein paar einleitenden Worten aber wieder aus dem Studio verabschiedete. Und so blieb es am Dienstag eine reine Männerveranstaltung - und niemals hat eine Barbara Schöneberger im deutschen Fernsehen so sehr gefehlt. Der "König der Kindsköpfe" darf in der Silvesternacht übrigens die Neujahrsansprache im RTL-Programm halten - vielleicht sollte man sich in Köln auch hier lieber auf Gottschalk, Jauch und Schöneberger verlassen. Witziger wäre es bestimmt.
RTL zeigt noch drei weitere Live-Shows von "Der König der Kindsköpfe" immer dienstags ab 20:15 Uhr.