Kuppelsendungen gibt es im deutschen Fernsehen genügend - und doch denken sich die Macher immer wieder neue Wendungen aus. Bei Joyn ist jetzt "Coras House of Love" zu sehen. Cora Schumacher mimt darin eine Art Promi-"Bachelorette", die ihren Mr. Right finden will. Und das ist gar nicht so leicht. Sie müsse sich immer fragen, welche Intentionen ein Mann verfolge, erklärte sie kurz vor dem Start in einem Interview mit der "Bild". Schumacher: "Will er mich rumkriegen oder nur Ruhm kriegen?" Wobei der Ruhm wohl ein zweifelhafter wäre, schließlich war die Rennfahrerin und Ex von Ralf Schumacher zuletzt vor allem wegen Liebeleien in der Boulevardpresse präsent.
Pflichtbewusst gibt Schumacher in dem Interview auch zu Protokoll, dass es in der Sendung sogar zu Sex vor der Kamera kommen könnte. Was man in PR-Interviews eben so sagt, um ein wenig Aufmerksamkeit im Datingshow-Dschungel zu erhalten. In der Sendung erklärt sie dann, ein "bodenständiges Mädel" zu sein. Sie sei in normalen Verhältnissen aufgewachsen. "Ich wünsche mir diese Normalität zurück", sagt sie. Vielleicht wäre es da eine gute Idee, nicht im Fernsehen bzw. bei einem Streamingdienst auf Männersuche zu gehen?
Sie macht es trotzdem und trifft in ihrem "House of Love" also auf zehn männliche Kandidaten, die offenbar gar nicht wissen, dass sie in der Sendung auf Cora Schumacher treffen. Einige von ihnen sind jedenfalls überrascht von der Frau, die da vor ihnen steht. Im Gegensatz zu anderen Datingshows ist der Cast erfrischend anders, es gibt überwiegend Männer mittleren Alters. Nur einer ist knapp unter 30 und wird deshalb auch schnell das Küken. Die Macher bemühen sich, die Männer schnell in bestehende Schubladen zu quetschen, damit sich die Zuschauer möglichst schnell zurechtfinden - so vermutlich die Denke von den Produzenten von Endemol Shine Germany. Vincenzo erzählt ein paar Mal von irgendwelchen Freundinnen und steht etwas lustig im Sprechzimmer von seinem Platz auf - und schon ist er der vermeintlich Schwule, der von seinem Glück noch nichts weiß.
Ansonsten gibt es viele Männer mit Tattoos - das wirkt stimmig, weil es dem Typ von Cora Schumacher entspricht. Mit dabei ist übrigens auch der 32-jährige Denny, den TV-Zuschauer bereits kennen könnten. Er nahm in diesem Jahr an der Normalo-Staffel von "Big Brother" teil. Alle anderen Teilnehmer hat man noch gar nicht oder wenn überhaupt nur sehr weit hinten im Fernsehen gesehen. Wobei das ja irgendwie auch auf Denny zutrifft, der Cora auch erst einmal "Caro" nennt.
Danke, "Big Brother": Recycling à la Joyn
Der Profi-Kickboxer, der "Big Brother" nach 70 Tagen verlassen musste, hat sich bei "Coras House of Love" vermutlich gar nicht lange eingewöhnen müssen. Produziert wurde nämlich in eben jenem "Big Brother"-Haus, in dem Sat.1 die diesjährige Staffel drehte. Hier und da hat man etwas Hand angelegt und die Optik verändert, im Grunde genommen ist es aber das gleiche Haus. Damit konnten Endemol Shine Germany und Joyn immerhin noch das Set und einen Bewohner von "Big Brother" recyceln, nachdem die Show im Frühjahr regelmäßig schlechte Quoten eingefahren hatte. In der Coronakrise muss man schließlich Synergien nutzen, wo es nur geht.
In dieser Küche standen auch die "Big Brother"-Bewohner von Sat.1. Man beachte Hündin Jeanny.
Wie ernst es Cora Schumacher nun tatsächlich mit der Männersuche meint, sei mal dahingestellt. Als sie die Männer zu einer Challenge bittet und diese die Betten im Schlafzimmer schnellstmöglich aufbauen müssen, steht sie mit Notizblock daneben und wirkt so wie eine Lehrerin, die ihre Schüler bei der Klausur überwacht. Und ansonsten bekommt Schumacher ausreichend Sendezeit um zu erklären, dass sie schon oft enttäuscht wurde und sich einen "richtigen" Kerl wünscht, der auch mal anpacken kann. Und während die Männer in der Auftaktfolge feststellen, dass es Rollenbilder wie vor 40 Jahren inzwischen längst nicht mehr gibt, wirkt Schumacher oft wie ein fleischgewordenes Klischee - Autorennen und die manchmal etwas derbe Sprache zum Trotz.
"Was ist denn mit der Schumacher los?"
Viel Zeit, um sich kennenzulernen, haben Schumacher und die Männer allerdings nicht. Nur acht Tage lang leben sie zusammen. Ob das reicht, um den Mann fürs Leben zu finden ist fraglich. Vielleicht brauchen die Männer ihrerseits aber auch gar nicht länger, um Schumacher kennenzulernen. Die findet nämlich beispielsweise, der Ausspruch "Wenn man Griller ist und verhungert, macht man irgendwas verkehrt" wäre ein Satz mit Tiefe. Viel mehr Tiefgang gibt’s von Cora Schumacher vermutlich nicht. Oder wie es daraufhin der Off-Sprecher formuliert: "Was ist denn mit der Schumacher los?". Es könnte gerne mehr solcher Spitzen geben.
Am besten schlägt sich zum Auftakt von "Coras House of Love" noch ihre Hündin Jeanny, mit der sie ins Haus gezogen ist. Jeanny macht ihr Geschäft im Garten, springt die Männer zur Begrüßung an und fängt an zu bellen, als Schumacher den Sieger des Bettaufbau-Wettbewerbs verkünden will. Wem das in Sachen Authentizität genügt, wird bei "Coras House of Love" glücklich. Alle anderen sollten vermutlich auf die neue Staffel der "Bachelorette" warten.
Die ersten Folgen von "Coras House of Love" stehen ab sofort bei Joyn zur Verfügung. Zum Auftakt zeigt Sat.1 am Freitag, den 21. August, die erste Folge im Anschluss an "Promi Big Brother".