Hach, Mallorca. Die liebste Insel des deutschen Urlaubers. Gerade in Zeiten des Coronavirus hört sich ein Trip auf die Sonnenseite des Lebens, die sich nicht auf den eigenen Balkon beschränkt, nur zu gut an. Diesen schönen Gedanken kann man momentan zwar nicht umsetzen, medial ist er aber immerhin ein klitzekleines bisschen zu ersetzen. Die von ZDFneo, BBC, Britbox und France 2 ko-produzierte Serie "The Mallorca Files" entführt in eine Welt, in der gewiefte Verbrecher die schlimmste Gefahr darstellen. Hier versauern die Hauptdarsteller Julian Looman ("Der Pass") und Elen Rhys ("Broadchurch") nicht in ihren eigenen vier Wänden, sondern werden dazu aufgefordert, so viel von der Insel zu erkunden, wie möglich. Ein Reisebericht der etwas anderen Art.
Hätte sich "The Mallorca Files" auf seine Crime-Elemente beschränkt, hätte die spanische Baleareninsel sowieso nichts retten können. Tatsächlich ist sich Showrunner Dan Sefton ("Verrate mich nicht") den Krimi-Klischees aber sehr wohl bewusst, die er alleine in der Pilotfolge en masse verarbeitet hat. "Bei uns geht es weniger um die Fälle", hat es Looman ebenfalls passend im Gespräch mit der "B.Z." erkannt. "Es gibt sehr viel Humor, es ist easy, es gibt aber auch viel Action." Ideal, hätte der Fernseher beim typischen 'zwei ungleiche Partner müssen jetzt Verbrechen lösen'-Szenario nicht erst einmal angeschaltet werden müssen.
So aber sind es zwei ungleiche Partner - der eine schön und keck in seinen Sprüchen, die andere ebenfalls schön und auf Regeln versteift - die sich ihrer schablonenartigen Rollen durchaus bewusst sind und die derart selbstironisch von Sefton und seinem Writers Room geschrieben wurden, dass "The Mallorca Files" äußerst sympathisch daherkommt. Plumpe Sprüche wie "Ist das ihre Art? Das macht mich ja jetzt schon heiß" und "Jetzt wo mein Golfpartner erschossen wurde… Lust auf ein Spielchen?" sind keine Seltenheit und wirken nicht nur durch die scheinbar umgesetzte Synchronisation leicht trashig. Sie sind es einfach und passen hier auch gut rein, ohne dass die Fremdscham sich komplett in den Vordergrund stellt.
"The Mallorca Files" ist weniger eine sehenswerte Krimi-Serie, als eine lustige Buddy-Komödie, die gerne wie "Starsky & Hutch" wäre. Die zehnteilige Serie, bei der der Dreh zur zweiten Staffel wegen der Corona-Pandemie derzeit pausiert, puzzelt sich gemächlich durch die Morde und wirkt dabei stets etwas angeschwipst. So, dass zu keiner Sekunde das Gefühl aufkommt, dass sich die Geschichten wirklich um ernsthafte Morde drehen, sondern vielmehr um Scooby-Doo-artiges Versteckspielen, wo der Scharade spielende Bösewicht letzten Endes ins Gefängnis geht, um mal in Ruhe über sein Handeln nachzudenken.
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Sefton ist der perfekte Mann für eine Serie, die nie mehr sein wollte. "Ich erinnere mich noch an den Dreh von 'Holby City', als unser Head-Autor unseren Protagonisten eine Schweineniere in einen Menschen pflanzen lassen wollte, was einfach nicht geht", hat Sefton im Interview mit RadioTimes verraten, was er als gelernter Mediziner nur zu gut versteht. "Er hat lediglich zurückgerufen, dass es ihm egal ist. Gleiches Spiel bei 'The Good Doctor': Er ist kein guter Arzt. Es ergibt alles keinen Sinn, aber es macht Spaß. Wenn es gut gemacht wird."
Gerade jetzt, wo man das Haus nur zu wichtigen Anlässen verlassen soll, tut eine Serie wie "The Mallorca Files" gut. Eben weil sie nicht in forensischer Genauigkeit Morde analysiert, sondern weil der Spaß im Vordergrund steht. Spaß in der Abendsonne Mallorcas, mit Einblicken in die schönsten Bodegas dieser Welt. Machen Sie sich einen Wein auf und erleben Sie wenigstens ein kleines Stück Urlaub.
Die erste Staffel von "The Mallorca Files" ist ab sofort jeden Freitag um 22 Uhr bei ZDFneo zu sehen.