Die heute bei MagentaTV startende Dramaserie "A Confession" mutet wie in modernes Krimi-Best-of aus der Heimat von Sherlock Holmes an. Die auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte handelt von der 22-jährigen Sian O'Callaghan (hier verkörpert von Florence Howard), die in einer kleinen Stadt auf mysteriöse Weise verschwindet. Der Fall wird in die Hände von Detective Superintendent Steve Fulcher (Martin Freeman, "Fargo") gegeben – ein Mann, der zumeist mit halblegalen Methoden zum Ziel kommt. Ein Szenario, das nur allzu häufig schon erzählt wurde. Doch "A Confession" stellt sich der Aufgabe, aus dieser Ausgangslage das Beste zu machen. Und tatsächlich ist das Beste besser als gedacht.
Der Dreh- und Angelpunkt ist Martin Freeman. Dass diese wahre Geschichte dramatisch und zutiefst traurig ist, steht außer Frage. Doch den Zuschauer damit in den Bann ziehen fällt mittlerweile zunehmend schwer – dafür ist er dank der thematischen Überlastung zu abgestumpft. Doch Freeman schafft das. Er spielt einen Ermittler, der das gängige Polizei-Protokoll bewusst ignoriert, um einen Serienkiller auf schnellstmögliche Weise einzusperren und manifestiert damit eine der eindrucksvollsten Heldengeschichten im Krimi-Genre. Er opfert seine gesamte Karriere und Reputation dem Ziel, ein Verbrechen aufzulösen, das mit legalen Methoden kaum zu lösen scheint. Doch darum geht es in "A Confession" nicht. Hier wird der Fokus auf ihn und die betroffenen Familien gelegt, deren Leid von Filmemacher Paul Andrew Williams ("Broadchurch") in schmerzhaft langsamen Bildern dargestellt wird.
Angst vor Nähe sollte der Zuschauer also nicht haben. "A Confession" geht nicht mit dem Trend mit, solch ein Verbrechen mit schnellen Schnitten und hurtigem Voranschreiten der Story zu erzählen. Es wird sich Zeit genommen, den Schmerz dieser umfangreichen Geschichte angemessen zu inszenieren. Das wird nicht alle bei Laune halten, aber doch diejenigen, die echtes Interesse am Ereignis von 2011 haben.
"A Confession" agiert sogar so zaghaft, dass nach der ersten Episode nicht einmal klar ist, ob es sich überhaupt um einen Mord handelt. Eine Dreiviertelstunde wird von einem Verschwinden berichtet und gezeigt, welche Zahnräder anschließend ineinander greifen: Die naheliegende Umgebung wird mit Spürhunden erkundet, die Nachbarschaft nach und nach aus der Wohnung geklingelt und gefragt. Dabei kommen auch skurrile Situationen zustande, bei denen manch ein Polizist schnell glaubt, den Entführer gefunden zu haben. So verhält sich einer der Nachbarn äußerst verdächtig und würgt seine Mutter immer wieder ab, wenn sie etwas scheinbar belastendes zu sagen hat. Als schlussendlich sein Dachboden durchsucht wird, versteht der Polizist auch, warum: Er hat seine geliebten Mäuse versteckt, die Mutti aus dem Haus jagen wollte. "Bitte sagen sie nicht, dass sie das oben sind". Plötzlich wird dann auch der Gesetzeshüter zum Mittäter.
Doch Schmunzeln können die Zuschauer nicht. Zu düster ist das ganze Setting, zu grau die Bilder des englischen Wiltshires. Das Team um "A Confession" hat sich der Mission verschrieben, ein ehrliches und somit trauriges Bild einer absurden Suche offenzulegen, die an vielen Stellen traurig und betroffen macht. Insbesondere in den späteren Episoden kommen zudem tiefgreifende Fragen auf: Was ist Gerechtigkeit und wie kann und sollte sie für vermisste und ermordete Menschen erlangt werden? "A Confession" ist weniger Unterhaltung als hochwertiges Fernsehen darüber, wie wir unsere moralischen Vorstellungen hinterfragen sollten.
Die insgesamt sechs Folgen von "A Confession" können ab sofort bei MagentaTV gestreamt werden.