Was sich in der durchschnittlichen Schule auf die coole Ecke auf dem Pausenhof begrenzt, ist im gesamten Falkenberger Internat offenbar Standard: Dort fühlen sich nur wenige wirklich willkommen, während stetig über die nicht ganz so vorteilhaft geborenen Mitschüler abgelästert wird. In "F4lkenb3rg" versammelt sich die "zukünftige Elite Deutschlands. Ja, möglicherweise sogar der Welt!", fabuliert der nicht allzu seriös wirkende Direktor. Im Falle der Edel-Lehranstalt bietet es sich für die Schnösel des Landes passenderweise an, über den neuesten Schüler herzuziehen: Ben Wieland (Jonathan Elias Weiske), der es dank eines Sport-Stipendiums schaffte, einen Platz an der begehrten "Upper East Side" Germanys zu erlangen. Was sich bislang lediglich wie eine logische Fortsetzung von "Krass Schule" anhört, entpuppt sich im weiteren Verlauf aber auch als Thriller, bei dem ein mysteriöser Mord aufgedeckt werden soll.

Ben ist sich nämlich sicher, dass sein bester Freund Jonas im vergangenen Schuljahr keinen Suizid begangen hat, sondern jemand anderes dahinter steckt. Sein Stipendium ist demnach nicht viel mehr als seine Eintrittskarte zum Tatort und einem Fall, den er lösen möchte. Allzu schwierig sollte das tatsächlich gar nicht sein: Schloss Falkenberg scheint nicht mehr als gefühlt zwanzig Schülerinnen und Schüler zu haben – wovon sich vier sofort als die bösen Buben und "Bitches" herausstellen, die jedem Marvel-Verbrecher ordentlich Konkurrenz machen. So wird Ben von einem von ihnen 300 Gramm Koks untergejubelt, damit er von der Schule fliegt und keine weiteren Fragen zu Jonas stellen kann. Nach einer umfangreichen Analyse, für die erstaunlicherweise die Polizei nötig war, stellt sich allerdings heraus, dass es sich lediglich um Mehl handelt. Weiter geht es also zum Spiel "Wer ausweicht, verliert", bei dem zwei Autos solange aufeinander zu fahren, bis einer ausweicht. Am Schloss Falkenberg ist es das übliche Ritual, um neue Mitschüler abzuhärten.

"Bleib einfach auf dem Gas", bekommt er von dem Mädchen geraten, in das er sich kurzerhand verguckt. Außenseiter Ben behält stahlhart die Nerven, befolgt den Ratschlag und wird schlagartig noch cooler, als er vorher eh schon dargestellt wurde. Jedoch sollte der Tipp "Bleib einfach auf dem Gas" wohl nie an beide Fahrer weitergegeben werden, da die Schule sonst jedes Jahr zwei stressige Beerdigungen zu verzeichnen hätte. "F4lkenb3rg" aber kümmert sich nicht um solche kleinen Details und ist viel zu sehr damit beschäftigt, die heftigste Schule des Landes zu inszenieren, an der alles möglich sein zu scheint. Maßgerfertige Mahagoni-Schränke in jedem Raum, durchsichtige Glastafeln, die Erlaubnis, im Unterricht Kaugummi kauen zu dürfen und Sekt als Zahnputzwasser spielen dabei nur die i-Tüpfelchen, welche zeigen: Das ist echt "krass Schule".

Falkenberg

Romantik ist ausgestorben? Nicht bei "F4lkenb3rg"

Doch so sarkastisch man "F4lkenb3rg" auch besprechen kann: Dass die Splendid-Studios-Produktion ihren Platz in der Primetime statt im Nachmittagsprogramm durchaus verdient hat, zeigt sich an vielen Punkten. So trauen sich die Macher beispielsweise ungewohnte Kamerafahrten, flippige Schnittbilder und Musikeinsätze, die nicht nach billigster Radio-Hit-Show klingen. "F4lkenb3rg" ist eine stimmige RTL II-Eigenproduktion, die das Zeug dazu haben hat, in der Zielgruppe einzuschlagen.

Dabei kann man erzählerisch ähnliches erwarten wie beim Daytime-Erfolg "Krass Schule": Einzelne Situationen werden immer und immer wieder aufgerollt und erklärt, damit der Zuschauer immer die Übersicht behält, egal zu welchem Zeitpunkt er einschaltet. Diese Art des Storytellings wurde hier zwar etwas subtiler eingesetzt als bei besagtem Daytime-Format. Jedoch wird auch der letzte Zuschauer stutzig, wenn die Hauptdarsteller zum siebten Mal laut in den Raum schreien, dass sie kein Wort über diese eine Sache verlieren dürfen. "Zu niemandem!"

Der Cast ist unterdessen eine Faszination für sich. Als wäre Roulette gespielt worden, wechseln sich die Szenen in einem beinahe regelmäßigen Takt dahingehend ab, ansehnlich oder katastrophal laienhaft zu wirken. Von einem dramatischen Moment, wo schon von einem deutschen "Gossip Girl" gesprochen werden kann, wird teilweise derart drastisch in ein Fremdschamfeuerwerk übergeleitet, dass man sich nicht fragen muss, ob das nicht tatsächlich Teil der Idee ist. Unabhängig davon, wie die ursprünglichen Intentionen ausgesehen haben, liefert "F4lkenb3rg" damit und mit all den anderen Details zumindest genug Grundlage, um Gesprächsthema beim Zielklientel zu werden.

Das sechsteilige "F4lkenb3rg - Mord im Internat?" läuft ab dem 15. Juli montags um 20:15 Uhr. Bereits eine Woche vorher gibt's die Folgen bei TV Now zu sehen.