Ungeklärt bleibt auch die Frage, welche Priorität RedArrow Studios noch für die ProSiebenSat.1 Media SE hat. Mit Jan Frouman und Michael Schmidt gehen zwei, die den internationalen Arm des Unterföhringer Medienhauses seit 2010 aufgebaut haben - hinter vorgehaltener Hand offenbar aufgrund mangelnder Perspektive. Verkaufen oder fusionieren? Angesichts von Berichten über den wieder aufgenommenen Verkaufsprozess von EndemolShine sowie der Kauflust u.a. vom französischen Medienkonzern Banijay wird es auf dem internationalen Markt der Produktionsfirmen auch noch Überraschungen geben.
Dass Bertelsmann seine beiden deutschen Medienhäuser mittelfristig vereinen will, ist durch gemeinsame Personalien und die gegründete AdAlliance sowie ContentAlliance nun recht offensichtlich. Doch es gibt ein Problem: Die Mediengruppe RTL Deutschland ist eine Tochter der RTL Group in Luxemburg. Die wiederum gehört zwar zu 75,1 Prozent zu Bertelsmann, aber eben nicht komplett. Dass der Hauptaktionär seine deutschen Medienaktivitäten konzentrieren will, muss den anderen Aktionären der RTL Group nicht unbedingt gefallen.
Die Mediengruppe RTL Deutschland: Neu aufgestellt, aber einige Fragen offen
Aber es gibt auch noch ungeklärte Personalien innerhalb der Mediengruppe RTL Deutschland: Mit der Verpflichtung von Ex-„Bild“-Chefin Tanit Koch stellt sich die Frage, wie lange Michael Wulf noch Lust hat auf InfoNetwork - einst gegründet als zentrale Redaktion für die Mediengruppe RTL Deutschland. Denn Tanit Koch soll nicht nur n-tv-Chefin werden, sondern Chefredakteurin einer Zentralredaktion der Mediengruppe RTL Deutschland - also genau das, was Michael Wulf an der Spitze von infoNetwork seit 2007 ist. Die offene Doppelung der Aufgaben - sie wurde von der Mediengruppe RTL Deutschland nicht adressiert.
Schröder war einst Geschäftsführer von RTL Interactive und wurde dort 2017 durch Jan Wachtel ersetzt, der seitdem und auch künftig im Digitalen aufholen soll, was unter der konservativen Strategie von Anke Schäferkordt und Marc Schröder versäumt wurde. Schröder wurde auf den etwas nebulösen Posten des Chief Strategy Officer weggelobt. Doch als solcher gehört er nicht der neuen, von Bernd Reichart eingezogenen Führungsriege an. So wirkt es jedenfalls wie eine noch ungeklärte Personalie auf dem Abstellgleis.
Und dann kommen noch die neuen Wettbewerber
Fassen wir zusammen: Beide Privatsender-Gruppen haben sich neu aufgestellt, Fred Kogels Tele München Gruppe ist mit KKR im Rücken eine unbekannte neue alte Größe, auf dem Produktionsmarkt sind nach wie vor akut große Übernahmen oder Fusionen zu erwarten und der VoD-Markt wird sich mit noch mehr Angeboten, national wie international, weiter verschärfen. Die Werbevermarktung wird nicht einfacher und die Auswirkungen mancher internationaler Übernahmen auf den deutschen Markt bleibt ebenso ungewiss. Lassen wir uns überraschen. Alles scheint möglich.
Selten war es spannender diese Branche Tag für Tag zu begleiten. Aber was zum Teufel will Will Smith jetzt eigentlich mit Telepool?