In aller Regel bewies Kai Pflaume in der letzten Zeit ein recht gutes Gespür für Erfolgs-Formate. Im Falle von "Wer bietet mehr?" griff er vor mehr als zwei Jahren jedoch ausnahmsweise mal daneben. Dabei konnte eigentlich gar nicht viel schiefgehen, hätten sich NDR und die Produzenten von UFA Show & Factual doch etwas mehr am britischen Orginal "Four Rooms" orientiert. Für RTL könnte sich der längst vergessene Flop jedoch als Glücksfall erweisen, weil der Kölner Sender dem ansich wunderbaren Format seit dieser Woche eine zweite Chance im Nachmittagsprogramm gewährt.
Erneut darf sich die UFA an der Adaption versuchen und schon nach wenigen Sekunden wird klar: Diesmal ist die Sendung, die jetzt unter dem Titel "Die Superhändler – 4 Räume, 1 Deal" gezeigt wird, deutlich näher dran an der Version, mit der Channel 4 schon seit Jahren gut fährt. Dass sich noch einmal ein Sender an die Show wagt, ist naheliegend, immerhin hält der Trödelshow-Trend im deutschen Fernsehen weiter an und "Four Rooms" bringt alles mit, um mindestens so unterhaltsam zu sein wie "Bares für Rares".
Beide Formate eint, dass es um Menschen geht, die sich von professionellen Händlern möglichst viel Geld für ihre vermeintlichen Schätze erhoffen. Doch während die Experten bei "Bares für Rares" im Idealfall gegenseitig den Preis nach oben treiben, müssen sich die Kandidaten bei den "Superhändlern" etwas mehr ins Zeug legen, um einen guten Deal herauszuschlagen. Die RTL-Show wirkt dadurch stellenweise wie eine Gameshow, bei der vor allem Köpfchen und Nervenstärke gefragt ist.
Der Clou: Die Besitzer der Gegenstände dürfen entscheiden, in welcher Reihenfolge sie die Händler in ihren opulent gestalteten Räumen besuchen wollen. Schließt sich die Tür ohne Deal, gibt es jedoch keinen Weg zurück. Erst nachdem der Kauf perfekt ist, zeigen die anderen Händler, was sie bezahlt hätten – und nicht selten stellt sich heraus, dass mit etwas Geduld noch ein wenig mehr Kohle drin gewesen wäre. So wie im Falle der jungen Frau, die in der Premieren-Folge ein altes DDR-Sportgerät an den Mann oder die Frau bringen will und letztlich mit 200 Euro nach Hause geht, obwohl ein Raum weiter noch ein weiterer Fuffi gewunken hätte.
"Die Superhändler" ist ein schön umgesetztes Format, das zwar längst nicht so düster und glamourös daherkommt wie das britische Original, sich dadurch aber bestens in die Daytime einfügt. Das gilt auch für die Händler selbst, die längst nicht so großkotzig auftreten wie das bei den Briten der Fall ist. Stattdessen wirkt es, als habe RTL einige seiner Experten vor der Show noch schnell in den Kostümverleih geschickt und sie wahlweise mit Schiebermütze oder 70er-Jahre-Hemd ausgestattet.
Durch ihre bodenständige Anmutung erinnert die RTL-Version, für die der vom "Trödeltrupp" bekannte Sükrü Pehlivan als Moderator gewonnen wurde, ein wenig mehr an "Bares für Rares" als es eigentlich notwendig gewesen wäre, ohne jedoch wie ein Abklatsch daherzukommen – ein Vorwurf, der ohnehin jeglicher Grundlage entbehrt, existiert "Four Rooms" in Wahrheit doch schon deutlich länger als die Trödelshow mit Horst Lichter. Ob am Nachmittag Platz für ein weiteres Format dieses Genres ist, steht aber auf einem anderen Blatt.
RTL zeigt "Die Superhändler - 4 Räume, 1 Deal" montags bis freitags um 14:00 Uhr.