Steffen Hensslers Gesicht sprach Bände. Als der TV-Koch seinem Kontrahenten nach fast fünf Stunden unwiderruflich unterlegen war, wirkte er doch ziemlich zerknirscht. Diese Niederlage – die zweite in Folge – konnte Henssler nun wirklich nicht gebrauchen, hatte es nach der letzten Sendung doch reichlich Kritik an ihm gehagelt. Lustlos und unmotiviert wirkte er da und musste sich nach nur etwas mehr als vier Stunden geschlagen geben. Ein regelrechter Quickie, gemessen an der sonstigen Länge der Show.
Und dann auch noch die Quote: Kaum mehr als 1,2 Millionen Zuschauer und nicht mal zwölf Prozent Marktanteil. Es dürfte kein großes Geheimnis sein, dass sich alle Beteiligten von der Zusammenarbeit mehr erhofft haben. Allen voran Steffen Henssler, der mit seinem Ehrgeiz die richtige Wahl zu sein schien, um die Spielshow nach Stefan Raabs TV-Abschied noch einmal neu aufzuladen. Tatsächlich machte er seine Sache anfangs ordentlich und trieb den Jackpot von "Schlag den Henssler" nach vier Siegen in Folge auf eine Million Euro.
Von diesem Spirit war zuletzt aber nicht mehr viel zu spüren. Mehr und mehr wirkt "Schlag den Henssler" wie ein großes Missverständnis, auch wenn der Namensgeber am Samstag zunächst motiviert schien, es doch noch einmal allen zu zeigen. Vergeblich. Die zwischenzeitliche Aufholjagd fand nach Krämpfen und einem Gedächtnis-Patzer ein jähes Ende und anstelle von Henssler durfte schließlich der souveräne Jura-Student jubeln. Längst schon hatte sich die Show zu diesem Zeitpunkt zu einer zähen Veranstaltung gewandelt, bei der wenig zu spüren war von jenem Kribbeln, das einst "Schlag den Raab" in seinen besten Zeiten noch mitten in der Nacht entfachen konnte.
Die Quittung folgte am Morgen danach: Weniger als eine Million Zuschauer – ein neuer Tiefpunkt. Nun mag man das auf das schöne Wetter und die harte Konkurrenz schieben. Man kann aber auch ehrlich sein und nach sieben Folgen nüchtern feststellen: Es passt einfach nicht.
Dass das Format nicht tot ist, zeigt "Schlag den Star": Der jüngst wiederbelebte Ableger überstrahlt das die Henssler-Show nicht nur im Unterhaltungswert, sondern auch in Sachen Quote.
Henssler selbst will sich über sein erstes Jahr bei ProSieben nicht äußern – ein Interview sei "aus zeitlichen Gründen" nicht möglich, hieß es vor wenigen Wochen. Zeit hat der TV-Koch dagegen für seine frühere Fernseh-Heimat Vox, wo er kürzlich überraschend für ein Sommerspecial von "Grill den Profi" vor der Kamera stand, das in wenigen Wochen ausgestrahlt werden soll. Vielleicht ja ein Vorgeschmack auf eine dauerhafte Rückkehr zu der Show, die nach seinem Wechsel ähnlich kompasslos wirkte wie Henssler bei ProSieben.
Zwei Ausgaben von "Schlag den Henssler" soll es bis zum Jahresende noch geben und ob es danach weitergehen wird, erscheint nach der jüngsten Ausgabe fraglicher denn je. Angst vor Flops habe er nicht, sagte Steffen Henssler im vergangenen Jahr vor seinem Einstand bei ProSieben. "Inzwischen mache ich mir nicht so viele Gedanken darüber, ob am nächsten Tag bei DWDL steht: 'Elf Prozent für Henssler – Desaster!' Damit muss ich leben." Es scheint, als habe er seherische Fähigkeiten bewiesen.