Was ist eine Sackklatsche? Warum wurde 1942 einem Braunbären ein militärischer Rang verliehen? Und weshalb gibt es in einem Städtchen im Schwarzwald zwei Parkplätze, die Frauen nicht benutzen dürfen?
Fragen wie diese sind es, die das Rateteam um Hella von Sinnen und Wigald Boning zu beantworten hat – und zwar neuerdings schon am Vorabend. Dafür hat Sat.1 seiner erfolgreich wiederbelebten Comedyshow "Genial daneben" einen Untertitel ("Das Quiz") spendiert und ein wenig am Regelwerk geschraubt. Die Zuschauer stellen ihre Fragen direkt im Studio, und liefern noch drei Antwortmöglichkeiten mit. Antworten die Promis falsch, gibt’s nicht nur 500 Euro, sondern auch die Chance, im Finale noch einmal um 5.000 Euro zu erhöhen.
Durch die Vorgaben verliert das Quiz im Vergleich zum Original zwar einiges vom Impro-Charme, den "Genial daneben" sonst auszeichnet. Gleichzeitig lässt sich die Sendung dadurch zwischen Bügelwäsche und Abendbrot etwas einfacher konsumieren. Das jedoch hat seinen Preis: "Genial daneben – Das Quiz" fühlt sich über weite Strecken hinweg nämlich nur noch bedingt an wie "Genial daneben", auch wenn sich Hugo Egon Balder und die gewohnt laut Hella von Sinnen ihren obligatorischen Schlagabtausch nicht nehmen lassen.
Der Vergleich mit "Wer weiß denn sowas?" drängt sich regelrecht auf. Tatsächlich ist es der ARD mit der Mischung aus Quiz, Wissen und Schlagfertigkeit gelungen, den erfolgreichsten Vorabend-Neustart seit Jahren hinzulegen. Dass dieser Erfolg unmittelbar mit Kai Pflaume, Elton und Bernhard Hoecker zusammenhängt, wird man in Unterföhring einigermaßen zähneknirschend zur Kenntnis genommen haben, schließlich waren alle drei in der Vergangenheit lange für ProSieben und Sat.1 tätig – Hoecker ironischerweise sogar als Teil des Rateteams von "Genial daneben".
So etwas wie "Wer weiß denn sowas?" hätte gut und gerne also auch den Sat.1-Vorabend wiederbeleben können. So aber bleibt dem Sender nur die Rolle des Nachzüglers. Die gute Nachricht: "Genial daneben – Das Quiz" funktioniert gut – und zwar trotz einiger Schwächen. Zu ihnen gehört etwa der Smalltalk zwischen Balder und den Fragestellern, der immer dann, wenn die Show gerade Fahrt aufgenommen hat, wie ein unfreiwilliges Bremsmanöver wirkt. Und ob es ernsthaft ein mit erstaunlicher Ernsthaftigkeit aufgeladenes Finale braucht, in dem es um das Wissen der Kandidaten geht, sei auch mal dahingestellt. Immerhin scheint es aber, als habe man dafür ausgediente "The Voice"-Drehstühle vor der Verschrottung retten können.
Letztlich ist "Genial daneben – Das Quiz" zwar nicht genial, ganz sicher aber auch nicht daneben, und unabhängig vom Publikumszuspruch schon alleine deshalb eine richtige Entscheidung, weil Sat.1 damit erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit zwischen "Frühstückfernsehen" und Hauptnachrichten endlich wieder ein Programm bietet, das auch jene Zuschauer anspricht, die sich nicht von Laienschauspielern berieseln lassen wollen. Der erste Schritt weg vom Scripted-Reality-Nischensender ist damit gemacht. Und es hat gar nicht wehgetan.
Sat.1 zeigt "Genial daneben - Das Quiz" montags bis freitags um 19:00 Uhr.